Die Künstlerin Xinyue Liang brachte ihre Werke aus China in die Georgia Wang Gallery im JW Marriott Grosvenor House in London, Großbritannien, für eine fünftägige Einzelausstellung mit dem Titel Bound & Beyond. Die Ausstellung wurde am Abend des 30. April mit einer exklusiven Vernissage eröffnet. Es handelt sich um eine kollaborative Auseinandersetzung zwischen der Kuratorin Dr. Quan Liu und der Künstlerin, die sich intensiv mit der Beziehung zwischen „Bound“ (Gebundenheit) und „Beyond“ (Darüber hinaus) beschäftigt.
Die Galerie, mitbegründet von Is Designed® und Georgia Wang Jewellery, zeichnet sich durch ihre ikonische blaue Ohr-Skulptur aus und präsentiert Werke sowohl von Designerinnen als auch von Künstlerinnen – mit der Mission, Kunst mit dem realen Markt zu verbinden.
Am Eröffnungsabend begrüßte die Ausstellung zahlreiche prominente Gäste, darunter Dr. Kevin Lin OBE (Chef-Dolmetscher von König Charles), Mark Redfern und Richard Cutt von Sotheby’s, der ehemalige Versicherungsvorstand Kishan Khanna sowie die Künstler Vladimir Lalic und Anastasia Abramova.
Die Veranstaltung ging weit über eine reine Ausstellung hinaus: Während der interaktiven Eröffnungssession hielten Xinyue Liang und Dr. Quan Liu einen gemeinsamen öffentlichen Vortrag, in dem sie der Frage nachgingen, ob Künstler*innen ihre Arbeit auf Tradition stützen sollten – gerade dann, wenn Tradition als Einschränkung empfunden wird. Ziel war es, tiefere Quellen der Inspiration und Bedeutung in der künstlerischen Schöpfung zu erforschen.

Von Pinselstrichen, die von der traditionellen Kalligrafie inspiriert sind, über keramische Strukturen, vom Verflechten von Papier und Seil bis hin zum feinen Schimmer von Quarzsand – jedes Werk ist eine meditative Auseinandersetzung mit Identität, Kultur und Zeit.
Der Titel Bound & Beyond ist nicht nur ein Wortspiel, sondern Ausdruck psychologischer und kultureller Zustände.
Mit ihrer einzigartigen visuellen Sprache schlägt Xinyue Liang einen Ansatz der „sanften Gegenwehr“ vor – sie nutzt greifbare Seile, um unsichtbare Bindungen darzustellen, und stille Materialien, um eine eindringliche Frage aufzuwerfen:
Sollten Künstler*innen sich auf Tradition stützen, um ihre Werke zu erschaffen?

Die Kuratorin Dr. Quan Liu, zugleich Direktorin von Is Designed, erklärt:
„Beeinflusst durch die Propaganda der chinesischen Regierung richten manche Künstler*innen – bewusst oder unbewusst – ihre Werke nach offiziellen Narrativen aus, indem sie traditionelle kulturelle Elemente in ihre Kunst integrieren. Ihre Arbeiten sind oft von einem starken Gefühl des kulturellen Stolzes geprägt – ein Trend, der sich insbesondere bei Ausstellungen im Ausland noch verstärkt.
Sie betrachten die Verbreitung der traditionellen chinesischen Kultur als persönliche Mission und reagieren aktiv auf den staatlichen Aufruf, die chinesische Kultur global zu fördern. Dabei werden sie – gewollt oder nicht – Teil des Propagandaapparats, was im Chinesischen oft als „da waixuan“ (Außenpropaganda) bezeichnet wird.
Das Konzept dieser Ausstellung hebt sich jedoch deutlich von vielen anderen chinesischen Künstler*innen ab, die versiert darin sind, traditionelle Kultur in ihre Werke einzubinden. Hier geht es nicht um das Feiern von Tradition.
Obwohl die Arbeiten von Xinyue Liang auf den ersten Blick einen traditionellen Anklang haben, möchte sie in Wahrheit zeigen, wie „Tradition“ instrumentalisiert wird – nämlich als ein Mittel, Menschen einzuengen und zu fesseln.“

Die Künstlerin Xinyue Liang betont:
„Wenn chinesische Künstler*innen im Westen traditionelle Kultur fördern, verstärken sie möglicherweise unbeabsichtigt Stereotype, die die chinesische Kultur als starr, rückständig oder gar feudalistich darstellen.
Auch wenn wir auf diese ‚Traditionen‘ stolz sind, sollten wir gleichzeitig reflektieren, was unsere Generation zur Moderne beigetragen hat.
Tradition als künstlerisches Material kann zwar inspirierend sein, doch die erdrückende Last der Tradition kann auch die künstlerische Vorstellungskraft lähmen.“

Dr. Liu erläuterte die Beweggründe für ihre Übernahme der kuratorischen Leitung:
„Ich habe dieses kuratorische Projekt zunächst angenommen, weil es mit einem akademischen Thema übereinstimmt, das ich bereits zuvor erforscht hatte.
Im Jahr 2016 startete die chinesische Regierung eine Kampagne zur ‚umfassenden Wiederbelebung der traditionellen Kultur‘, was zur Folge hatte, dass veraltete, feudale Traditionen nicht verworfen, sondern vielmehr sakralisiert wurden.
Wie wir wissen, dient in einem zentralisierten Regime die Wiederbelebung von Traditionen als wichtiges Instrument zur Festigung zentraler Macht und zur Verschärfung der gesellschaftlichen Kontrolle.“

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