In der Stadt Kołobrzeg / Kolberg haben Forscher eine außergewöhnliche archäologische Entdeckung gemacht. Eine über 6.000 Jahre alte, steinerne Figur aus der Jungsteinzeit – inzwischen bekannt als die „Kolberger Venus“ – wurde zufällig im Stadtteil Podczele gefunden. Der Fund gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre in Polen. Bald kann man sie im Polnischen Waffenmuseum bewundern.
Zufällige Entdeckung mit großer Bedeutung
Die Figur haben im Dezember 2022 die Mitglieder der Gruppe „Parsęta“, die im Freundeskreis des Polnischen Waffenmuseums in Kołobrzeg / Kolberg aktiv ist, entdeckt. Besonders beteiligt war der inzwischen verstorbene Waldemar Sadowski. Die Figur wurde dem Archäologen Marcin Krzepkowski von der Stiftung Relicta übergeben. Die Echtheit und Einzigartigkeit des Fundes wurde rasch bestätigt.
Ein wissenschaftliches Team unter Leitung von Dr. Grzegorz Szczurek, Prof. Dr. Iwona Sobkowiak-Tabaka und Krzepkowski analysierten das Objekt über mehrere Jahre hinweg gründlich. Und nun gaben sie neue Details zur Figur bekannt.
Die Kolberger Venus – Neolithische Kunst mit religiöser Bedeutung
Die rund 12 Zentimeter hohe Figur besteht aus beigefarbenem Kalkstein, in dem fossile Reste von Muscheln, Schnecken und Vielborstern sichtbar sind. Ihre Form ist bewusst schematisch. Der Kopf und der Oberkörper sind überproportional groß, die Arme nur angedeutet, das Gesicht ist völlig ungestaltet – es fehlen Augen, Nase, Mund und Ohren. Die Brüste werden von angewinkelten Armen bedeckt.
Derartige Figuren sind in Anatolien und Südosteuropa weit bekannt, doch in Polen wurde bislang kein vergleichbares Exemplar gefunden. Die Kolberger Venus (poln. Kołobrzeska Wenus) ist somit ein außergewöhnlicher Fund für den nördlich mitteleuropäischen Raum.
Archäologen vermuten, dass die Figur symbolisch für Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und Lebensschöpfung stand. Sie könnte eine Rolle in kultischen Ritualen gespielt haben, die mit Ernte, Wohlstand und Fortpflanzung verbunden waren.
Herausragende künstlerische und historische Qualität
Obwohl die Figur einfach gestaltet ist, zeugt sie von einem beachtlichen künstlerischen Verständnis für Form und Symbolik. Auf der Rückseite der Beine finden sich Bearbeitungsspuren, die wahrscheinlich durch ein hartes Werkzeug entstanden. Trotz ihrer stilisierten Darstellung weist die Kolberger Venus eine bemerkenswerte ästhetische Ausstrahlung auf, die sie unter vergleichbaren Funden hervorhebt.
Nach Einschätzung des Polnischen Waffenmuseums ist die Figur ein echtes Unikat – nicht nur im regionalen, sondern auch im nationalen archäologischen Kontext. Ihre Einzigartigkeit macht sie zu einem „Fund des Jahrhunderts“. Die Kołobrzeska Wenus wird ab Herbst 2025 Teil einer neu gestalteten Ausstellung im Polnischen Waffenmuseum in Kołobrzeg / Kolberg zu sehen sein.

Quelle: interia
Foto: facebook / Anna Mieczkowska – Prezydent Miasta Kołobrzeg