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Ein Briefkasten gefüllt ausschließlich mit guten Nachrichten

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Das Leben ist voller Überraschungen. Manchmal sind sie böse und unliebsam, manchmal erfreulich und angenehm, aber immer unvorsehbar. Ein Lied davon könnte Zbigniew Smyk singen, der sich durch eine Schicksalsfügung dem Schmiedehandwerk widmete und eine neue Leidenschaft entdeckte. Die Briefkästen, die in seiner Werkstatt geschmiedet werden, schmücken heute Zäune und Häuser auf der ganzen Welt. So ganz rosarot lief es aber nicht immer.

 

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse

“Ausschließlich gute Nachrichten”, wünscht heute Zbigniew Smyk jedem, der einen Briefkasten aus Ermland von ihm bestellt. Eine gute Nachricht weiß er selbst zu schätzen. Vor knapp 10 Jahren arbeitete der Allensteiner als ein Produktionsleiter bei einer Farm für ein italienisches Unternehmen. Ein Schicksalsschlag stellte alles auf den Kopf. Auf dem Rückweg von der Arbeit hatte Zbigniew Smyk einen Autounfall, welcher den Anfang von einer Reihe betrüblicher Ereignisse markierte, die der ganzen Familie seinen Stempel aufdrückte. “Es war eine schwierige Zeit. Die Genesung kostete mich einige Monate meines Lebens. Später hatte ich nicht die Möglichkeit zu meiner alten Stelle zurückzukehren und musste nach einem neuen Job suchen. Wir haben vier Kinder, damals haben zwei studiert, also suchte ich verzweifelt nach Arbeit”, erzählt mit einem Lächeln Zbigniew Smyk, der vom Beruf ein Biochemiker ist, aber genauso gut ein gelernter Optimist sein könnte. “In der Allensteiner Zeitung fand ich ein Jobangebot Betriebsleiter für eine Schmiede gesucht, und das war der Anfang eines neuen Lebensweges, auf welchen mich das Schicksal führte”, fügt er hinzu. Die Herausforderung, die ihm eine höhere Macht stellte, hat er angenommen. Mit der neuen Aufgabe sollte der Allensteiner die Belegschaft beaufsichtigen und leiten. Dabei beobachtete er gerne die Arbeit der Schmiede und erlernte auf diese Weise die Grundlagen des Handwerks. Allerdings währte die Idylle nicht lange. Es kam der nächste Schicksalsschlag. Das Unternehmen ging pleite und Zbigniew Smyk war wieder auf Arbeitssuche. Diesmal aber mit neuem Wissen und Fertigkeiten.

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Foto: Briefkasten aus dem Ermland

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Die Not macht erfinderisch

“Ich war vom Schmiedehandwerk fasziniert und versuchte mein Glück. Alles geschah per Zufall. Ich gründete mein eigenes Unternehmen und habe einen Zaun für meinen Nachbarn angefertigt. Er war ein guter Kunde und so habe ich mich entschlossen, dass ich einen Briefkasten für ihn mache. Der alte passte schließlich nicht zum neuen Zaun”, erzählt Zbigniew Smyk, der gleich hinzufügt, dass er nach einer simplen Form suchte. Das erzwang auch die Tatsache, dass ihm damals die erforderlichen Werkzeuge und Geräte nicht zur Verfügung standen. “Ich bin kein gelernter Schmied und demnach suchte ich nach einer simplen Form, die ich selber fertigmachen kann. Ein geeignetes Modell war für mich ein alter Schulranzen, den ich zur Schule trug. Beim ersten Briefkasten habe ich alles nach einer alten Schultasche gemessen und auf meine eigene Art, so wie ich es konnte, zusammenmontiert. Das hat dann ganz gut geklappt”, erklärt der Hobbyschmied. So ist der erste Briefkasten aus dem Ermland entstanden, welcher der Reihe betrüblicher Ereignisse und Schicksalsschläge, die Zbigniew Smyk einstecken musste, ein Ende setzte. 


Zbigniew Smyk mit seiner Frau Sylwia und den beiden Söhnen – Adam und Łukasz / Foto: Anna Liminowicz

Briefkästen verbinden Menschen und Völker

Vor die rechte Schmiede kam der Allensteiner aber nicht von alleine. Łukasz Smyk, der Sohn von Zbigniew bemerkte den Briefkasten am Zaun des Nachbarn. Er war so begeistert, dass er noch einen Briefkasten beim Vater erflehen konnte, welcher als Geschenk bei einem Kollegen landete. Die Bekannten von Łukasz Smyk waren die ersten Kunden, noch bevor der Briefkasten aus dem Ermland groß herausgekommen ist und die Welt entzückte.

“Mein Sohn Łukasz hat als erster das Potenzial, welches im Briefkasten steckt, erkannt und schickte mich auf den Dominikanermarkt in Danzig/Gdańsk. Ich hatte damals Riesenangst. Es war das erste Mal, als unser Produkt in Kontakt mit Kunden getreten ist. Meine Frau, Sylwia, hielt es auch für eine gute Idee, also sind wir gefahren”, erinnert sich Zbigniew Smyk. Später stellte sich heraus, dass die Angst unnötig, wie ein Kropf, war. Noch bevor der Danziger Jahrmarkt seine Pforten für die Besucher öffnete, kamen die Leute vom Sicherheitsdienst und sagten sichtlich verblüfft, dass der Briefkasten aus dem Ermland ein richtiger Knaller wird. “Das hat mich überrascht. Ich habe die Briefkästen das erste Mal zur Schau gestellt. Der Jahrmarkt begann und es kamen die ersten Gäste, ich kann mich noch heute daran erinnern, es waren die Skandinavier und Deutschen, die gleich auf mich aufmerksam wurden. Sie dachten, ich wäre ein Sammler von alten Schultaschen aus Leder. Als sie näher kamen, habe ich ihnen dann gezeigt, dass es Briefkästen sind. Das hat einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. Nach dem ersten Tag des Dominikanermarkts habe ich erkannt, dass es etwas ist, was die Menschen brauchen, was sie entzückt. Es waren die Kunden, die mich überzeugt haben, dass es sich um ein Produkt handelt, dass es sich lohnt herzustellen und es der Welt zu zeigen”, fügt der Allensteiner hinzu.

Zum Dominikanermarkt strömen die Menschen in Scharen aus aller Welt. Es sind also nicht nur Polen, sondern auch vielle andere Nationen, die Danzig/Gdańsk besuchen. Was haben alle gemeinsam? Jeder ist zur Schule gegangen, viele mit einer Tasche, Mappe oder einem Schulranzen. “Damals habe ich viel Wissen gewonnen. Diese Menschen haben mich inspiriert. Es stellte sich heraus, dass bei den Skandinaviern nur ein Riemen die Klappe zierte. Bei den Deutschen waren es zwei und noch zusätzlich ein Plätzchen für eine Visitenkarte. Diese Leute erzählten mir von ihren Jugenderinnerungen. Ich habe zugehört, Notizen und Skizzen gemacht, die ich später zu neuen Formen des Briefkastens aus dem Ermland schmiedete”. Es entstanden neue Muster, verziert von bunten Farben. “Die ersten Briefkästen waren eher typisch schulisch, braun und ähnelten stark den alten Lederschulranzen, den ich in meiner Erinnerung hatte. Neue Kunden fragten dann, warum sie alle so traurig aussehen. Eine Frau meinte, sie will einen weißen Briefkasten haben, jemand wollte unbedingt einen Gelben, ein anderer einen Grünen. Das wurde zum Markenzeichen unserer Firma. Ich meine, dass wir den Erwartungen der Kunden gerecht werden”, erklärt Zbigniew Smyk. Der gelernte Optimist aus dem Ermland hat auch, wie er selbst sagt, keine Angst vor neuen Herausforderungen. So entsanden Beispielsweise ein goldener Briefkasten, oder ein Briefkasten mit einer handgeschmiedeten Rose, die man u.a. auf Instagram bewundern kann. Zbigniew Smyk nimmt jeden Handschuh auf, den ihm sowohl die Kunden als auch das Schicksal hinwirft. 

 
Zbigniew Smyk bei der Arbeit / Briefkasten aus dem Ermland

Wer zum Schmied gehen kann, sollte nicht zum Schmiedle gehen

Der Danziger Dominikanermarkt war, wie sich später herausstellte, erst der Anfang. Die Briefkästen aus dem Ermland eroberten erst Polen und dann Schritt für Schritt die Welt. Zbigniew Smyks Handwerk entdeckten die Medien, u.a. das Portal DaWanda, dass die Briefkästen zur Messe nach München holte. Danach ging alles blitzschnell, wie mit einem Schmiedehammerschlag. Es folgten zahlreiche Interviews und TV-Auftritte. Heute zieren die Briefkästen aus dem Ermland die Häuser und Zäune sowohl von Stars und berühmten Persönlichkeiten aber auch von ganz normalen Menschen, von Polen aber auch Österreichern, Schweizern oder Deutschen. Das Handwerk mit Herz gefertigt, wie es Zbigniew Smyk bezeichnet, brach in die Welt auf und gelang u.a. nach Mexiko, Australien oder Russland. Die handgemachten Briefkästen, lösen, egal wo sie auch aufkreuzen, Begeisterung aus. “Diese Simpelheit, das Herbeirufen von Jugenderinnerungen. Das bewegt jeden. Deswegen ziehen sie alle Blicke auf sich. Alle haben diese Erinnerungen vor den Augen, wie sie in die Schule gegangen sind”, verrät das Geheimnis seiner Briefkästen der Schmied. Doch wie entstehen eigentlich diese außergewöhnlichen Kunststücke? 

“Sie werden aus verzinktem Blech gefertigt, damit sie nicht rosten. Als erstes muss man aus dem Blech alle Elemente ausschneiden, dann zusammenschweißen, biegen, und aus ihnen eine Schultasche formen. Später kommt noch diese Biegung, damit das Ganze wie ein alter Schulranzen aussieht. Dann muss man alles bemalen und schließlich per Hand patinieren. Am Ende muss es wie altes Leder aussehen, also die blinkende Biegung soll den Eindruck vom durchgescheuerten Leder erwecken”, erklärt Zbigniew Smyk, der die meiste Arbeit eigenhändig in seiner Werkstatt erledigt. Unterstützt wird er dabei von seiner Familie.

Die Funken fliegen nicht weit vom Schmiedeherd

Der Briefkasten aus dem Ermland ist schließlich ein Familienunternehmen, an dem die ganze Familie, mit Kind und Kegel beteiligt ist. Eine richtig kreative Mischung könnte man sagen. “Wir alle haben künstlerische Seelen, wir spielen auf verschiedenen Instrumenten und mögen es zu singen. Skrzyneczka z Warmii, also der Briefkasten aus dem Ermland, denn so heißt unser Betrieb, hat uns gezeigt, dass wir auch ein gutes Team bilden. Meine Frau ist eine Lehrerin in der Sekundarschule. Der älteste Sohn ist ein Arzt, der Jüngere ist ein Jurist. Unsere Tochter ist eine Geigerin, mit einem Auge für die Fotografie und ich bin ein Biochemiker. Im Leben muss jeder von uns sich vielen Aufgaben stellen, die das Schicksal für einen vorbereitet hat. Die Gründung des Briefkastens aus dem Ermland hat unsere Familie zusammengeschweißt”, erzählt der Schmied und fügt gleich hinzu “jeder von uns hat viele verschiedene Verpflichtungen. Hier kommen wir zusammen und haben etwas, worüber wir uns unterhalten können. Wir können stundenlang über Briefkästen und über solche kleine Erfolge, die wir intern nur sehen, sprechen. Es freut uns einfach, es ist eine gemeinsame Freude”, sagt lächelnd Zbigniew Smyk. 

 
Briefkasten aus dem Ermland

Ausschließlich gute Nachrichten

Sein Lachen, seine Lebensfreude und der trotzende Optimismus sind ansteckend für die Kunden. Diese wissen nicht nur die Arbeit, aber auch die Qualität der handgemachten Briefkästen zu schätzen. “Wir haben noch kein einziges Mal ein negatives Feedback bekommen und das, obwohl wir eine lebenslange Garantie geben. Was auch immer in fünf oder zehn Jahren passiert, sollte der Briefkasten beschädigt oder zerstört sein, schicken sie ihn zu mir. Ich repariere es. Es ist auch eine Freude für mich. Schlussendlich ist es auch eine Werbung für unser Unternehmen. Ich kann mir nicht erlauben, dass unsere Briefkästen beschädigt irgendwo herumliegen. Ich will das unser Produkt beständig und robust ist, rostresistent, damit auch die Briefe nicht nass werden. Unser Ziel ist es, dass der Briefkasten schön aussieht und passend zu jedem Zaun, zu jeder Mauer und jedem Haus ist”, erklärt Zbigniew Smyk mit einem Verweis auf die Homepage seiner Firma. Dort werden Fotos von den Briefkästen gesammelt, die von zufriedenen Kunden gesendet werden. 

“Es ist immer wieder schön, Post zu bekommen. Es wurde fast schon zu einer kleinen Tradition, dass jeder, der einen Briefkasten aus dem Ermland bestellt, uns später ein Foto von ihm mit Glückwünschen sendet. Wir versenden auch selber viele Postkarten mit Glückwünschen zu verschiedenen Anlässen. Am Ende träumt jeder von uns davon, nur gute Nachrichten zu bekommen, mit denen alles beginnt. Unser Leben wird dann fröhlicher und optimistischer. Mit dem Briefkasten aus dem Ermland wollen wir unbegrenzte Freude bei unseren Kunden auslösen, deswegen wünschen wir allen ausschließlich gute Nachrichten”, beendet der Allensteiner Optimist.

 

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