In Polen ist am Sonnabend (17. September) der neue Schifffahrtskanal durch die Frische Nehrung zwischen der Danziger Bucht und dem Frischen Haff eröffnet worden.
Der 1,3 km lange Kanal kann von Schiffen bis 100 m Länge, 20 m Breite und 4 m Tiefgang passiert werden und verfügt über eine Schleuse, um zu verhindern, dass Salzwasser aus der Ostsee in das Haff eindringt. Die polnische Regierung verspricht sich vom Bau des Kanals die Wiederbelebung des Hafenbetriebs und des Wassersports vor allem in Elbląg, aber auch in Tolkmicko und Frombork, da Schiffe diese Häfen nun anlaufen können, ohne das in russischen Hoheitsgewässern liegende Pillauer Tief vor Baltijsk durchqueren zu müssen.
„Das Pillauer Tief war eine der Figuren, die Polen von Russland geopolitisch abhängig machen sollten. Heute werfen wir diese Figur vom politischen Schachbrett“, erklärte Premier Mateusz Morawiecki anlässlich der Eröffnungszeremonie. Der Eröffnungstag des Kanals wurde zudem symbolträchtig auf den 83. Jahrestag der Besetzung Ostpolens durch sowjetische Truppen am 17. September 1939 gelegt.
Um eine reguläre Schifffahrt in Anbindung an den Kanal zu ermöglichen, sind noch umfangreiche weitere Arbeiten erforderlich, um die Fahrrinne durch das Haff und den Fluss Elbląg bis zum Hafen Elbląg mit jeweils ca. 10 km Länge zu ertüchtigen. Die Fertigstellung aller Arbeiten, deren Umfang mit knapp 2 Mrd. PLN (424 Mio. EUR) beziffert wird, ist für das kommende Jahr vorgesehen. Ob sich der Kanalbau als wirtschaftlich sinnvoll erweist, wird von vielen Beobachtern nach wie vor bezweifelt. Die politischen und auch militärischen Aspekte wiegen angesichts des extrem angespannten Verhältnisses zwischen Polen und Russland jedoch schwerer, gibt der Kanal Schiffen der polnischen Marine und des Küstenschutzes doch die Möglichkeit, die Häfen am Haff anzulaufen, ohne Russlands Genehmigung einzuholen.