In Polen gibt es viele interessante Osterbräuche, die, obwohl sie sich im Laufe der Jahre verändert haben, immer noch gerne zelebriert werden. Ostereier bemalen, den Osterkorb segnen oder Mazurek backen sind nur einige davon. Welche Osterbräuche und Traditionen gibt es in Polen?
Welche Traditionen prägen Ostern in Polen?
Ostern (poln. Wielkanoc) ist ein fester Bestandteil der Kultur in Polen. Seit Jahren feiern Polen den Ostersonntag, setzen sich an eine reich gedeckte Tafel und verabschieden sich von der Fastenzeit. Ostern ist reich an zahlreichen Volksbräuchen und religiösen Ritualen. Hier findet Ihr die typischsten Traditionen, von denen die meisten jedes Jahr in polnischen Familien praktiziert werden.
Was sind die wichtigsten polnischen Osterbräuche?
Die Karwoche vor Ostern ist mit dem Frühjahrsputz verbunden. In den Dörfern streicht man die Häuser an Ostern neu und es wird viel geputzt. Viele Polen halten das Osterfasten mit unterschiedlicher Strenge ein. Sie versuchen, auf verschiedene Nahrungsmittel und Süchte zu verzichten (zum Beispiel auf Fleisch und Milchprodukte bzw. Alkohol). In der Osterzeit bewundern auch ganze Familien die Darstellungen des Grabes Christi in den Kirchen, die zu diesem Anlass oft spektakulär geschmückt sind.

Am Karsamstag bemalt man gekochte Eier (poln. pisanki). Manche Polen kaufen fertige Eierfärbesets, andere färben sie nach altem Brauch mit Zwiebelschalen. Diese Ostertradition ist in allen slawischen Ländern populär und geht wahrscheinlich auf heidnische Rituale zurück, die mehr als 5 000 Jahre alt sind. Osterkörbe werden auch am Karsamstag zubereitet.
Am wichtigsten Tag, dem Ostersonntag, gehen die meisten Polen frühmorgens zum Ostergottesdienst in die Kirche, der aus einer feierlichen Messe und einer Prozession besteht. In der Regel versammelt sich die ganze Familie zum Osterfrühstück. Der letzte Ostertag ist der Ostermontag, der sogenannte Śmigus-Dyngus, an dem sich die Menschen gegenseitig mit Wasser übergießen, was die Reinigung symbolisiert.
Wie wird die Fastenzeit in Polen gefeiert?
Nach christlicher Tradition beginnt die Fastenzeit offiziell am Aschermittwoch (poln. Środa Popielcowa). Der Tag ist eine symbolische Pforte, welche die Christen in die Fastenzeit führt. Dieser hat seinen Namen von dem Ritual, sich Asche auf den Kopf zu streuen. Heutzutage ist es schwierig, einen so klaren Übergang zwischen Karneval und Fastenzeit zu erkennen.
Es gibt zwei Gottesdienste, die für die Fastenzeit in Polen charakteristisch sind: der Kreuzweg (poln. Droga Krzyżowa) und die Passionsandacht (poln. Gorzkie Żale). Der Kreuzweg hat für die Christen eine besondere Bedeutung, da er ihnen die Möglichkeit gibt, die letzten Momente Jesu Christi auf Erden und seinen Weg in den Tod zu betrachten und zu erleben. Die Passionsandacht wird in der Regel an Sonntagen, aber auch – je nach örtlichen Gepflogenheiten – an anderen Tagen rezitiert/gesungen, z. B. während des österlichen Triduums, insbesondere am Karfreitag. Meistens werden in der Fastenzeit auch Exerzitien in polnischen Kirchen abgehalten.
Während der Fastenzeit wird zur Enthaltsamkeit aufgerufen, sei es von Alkohol, Süßigkeiten oder anderen Dingen. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, worauf er verzichten will. Schließlich soll die Fastenzeit nicht nur eine Vorbereitung auf die Auferstehung sein, sondern auch der Beginn von Veränderungen im Leben, die uns näher zu Gott bringen sollen.

Was passiert an Palmsonntag und Karfreitag?
Wie wird Palmsonntag in Polen gefeiert?
Der Palmsonntag (poln. Niedziela Palmowa), der als Passionssonntag (poln. Niedziela Męki Pańskiej) und in der polnischen Volkstradition auch als „Kwietna“ oder „Wierzbna“ bekannt ist, fällt immer sieben Tage vor Ostern. Teil der Tradition sind die Prozessionen, die man an diesem Tag in vielen Kirchen veranstaltet. An diesem Tag bringt man in ganz Polen Palmen, also dekorative Zweige, welche den Beginn eines neuen Lebens symbolisieren, in die Kirchen.
Die traditionellen polnischen Osterpalmen haben keine Ähnlichkeit mit denen, die im Nahen Osten wachsen, aber sie symbolisieren dasselbe – Freude und Triumph. Die polnischen Palmen sind Weidenzweige, die oft mit Buchsbaum, Immergrün, Eibe oder Heugabeln und Papierblumen verziert sind. Ohne Kätzchen gibt es keine traditionelle Osterpalme. Die vom Priester geweihten Palmen sollen vor Unglück bewahren.
Welche Bedeutung hat Karfreitag für die gläubigen Polen?
Der Karfreitag ist ein Tag der größten Trauer und Besinnung. Aus Respekt vor dem Sterben Jesu Christi am Kreuz für die Sünden der ganzen Welt feiert man an diesem Tag keine Messe in den Kirchen. Statt der Messe besuchen die Gläubigen den Kreuzweg-Gottesdienst, welcher den letzten Weg Jesu darstellt. Deswegen fasten die Menschen in Polen an diesem Tag.
Traditionell ist der Karfreitag ein Tag der Ehrerbietung vor dem Kreuz und dem Grab des Herrn. Die Hausfrauen backen Hefekuchen, kochen Schinken und bereiten Ostereier vor. In der Vergangenheit gab es am Karfreitag Prozessionen von vermummten Büßern. Als Zeichen der Buße beklagten und geißelten sie sich lautstark vor einer frommen Menschenmenge.
Was ist der Höhepunkt der Karwoche in Polen?
Die Karwoche und das österliche Triduum in dieser Woche sind für Christen die heiligste Zeit des Jahres. Es ist eine Zeit, in der sich die Kirche an die wichtigsten Ereignisse erinnert: die Einsetzung der Eucharistie, das Leiden und Sterben Christi sowie seine Auferstehung. Im Mittelpunkt der Karwoche stehen der triumphale Einzug Jesu nach Jerusalem am Palmsonntag, die letzten Gespräche Jesu mit dem Sanhedrin im Tempel, die Prophezeiungen Jesu über die Zerstörung Jerusalems und das Ende der Welt, das letzte Abendmahl und die Passion sowie die Auferstehung.
Die liturgischen Feiern an diesen Tagen sollen den Gläubigen helfen, das Geheimnis ihres Heils tief zu erfahren. In der Karwoche werden keine Feste oder Gedenkfeiern begangen. Wenn es welche gibt, werden sie auf die Zeit nach Ostern und seiner Oktave verschoben.
Der Höhepunkt der Karwoche – und des gesamten liturgischen Jahres – ist das Triduum. Es umfasst die Zeit von der Abendmesse am Gründonnerstag bis zur Auferstehung am Ostersonntag.
Wie feiern die Polen Ostersonntag und Ostermontag?
Was sind die Bräuche am Ostersonntag?
Der Ostersonntag ist das wichtigste Ereignis im Kalender der katholischen Kirche, da er die Essenz des Christentums darstellt. Die Osterfeierlichkeiten beginnen heute wie in der Vergangenheit mit einer feierlichen Messe (poln. rezurekcja), der eine Prozession vorausgeht. Der Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „von den Toten auferstehen“.
Das polnische Osterfest zu Hause beginnt früher wie heute mit einem Frühstück im engsten Familienkreis. Es ist ein Ausdruck der Freude über das leere Grab und die Auferstehung Christi. Dieses rituelle Fest vereint die Lebenden und die Toten und hat eine feierliche Dimension. Dem Osterfrühstück gehen ein Gebet und das Teilen eines geweihten Eies – Symbol des Lebens, der Fruchtbarkeit, der Liebe und der Vitalität – sowie das Erfüllen von Wünschen voraus.
Nach der Tradition soll man den Ostertisch mit einem weißen Tischtuch bedecken und mit Buchsbaum schmücken. Auf einer Wiese mit grüner Kresse soll ein Lamm (Symbol für den auferstandenen Christus) mit einer roten Fahne, die ein goldenes Kreuz trägt, grasen. Eine Vase mit Weidenkätzchen, die ersten Frühlingsblumen und Zweige mit Grünzeug dürfen auf dem Tisch nicht fehlen. Ein Teller mit Ostereiern ist ebenfalls ein Muss. Alle gesegneten Speisen sollten auf einzelnen Tellern angerichtet werden, damit sie sich von den nicht geweihten Speisen abheben. Abgesehen davon ist der Ostersonntag ein Tag, an dem man sich entspannen und Zeit mit der Familie verbringen soll.
Was ist Śmigus-Dyngus und wie wird es gefeiert?
Am Ostermontag (am zweiten Feiertag) fällt der vor allem von den Jüngsten sehnlichst erwartete Lany Poniedziałek, auch Śmigus-Dyngus genannt. Der Brauch, Menschen mit Wasser zu begießen, stammt noch aus der heidnischen Zeit, obwohl Śmingus und Dyngus früher getrennte Rituale waren.
Beim Smigus streichelten die Jungs vorsichtig mit Zweigen die Waden der Mädchen und tränkten die Jungfrauen mit Wasser – so entstand die heutige Ostertradition. Während des Dyngus zogen sie von Haus zu Haus, mit Wünschen und Liedern und baten um Süßigkeiten oder Geld. Heute können sich die Kinder spezielle Trinkflaschen oder Wasserpistolen kaufen und sich gegenseitig mit Wasser bespritzen. In manchen Regionen gibt es auch die Tradition, die Kinder morgens mit kaltem Wasser aufzuwecken. Diese Tradition hat jedoch einen positiven Grund: Nass zu sein während des Lany Poniedziałek bringt Glück.
Ein längst vergessener Brauch zu Ostern ist der sogenannte Dyngus Kurek. Er wird parallel zum Ostermontag gefeiert. Worum geht es? Jugendliche fahren mit einem Hahn (früher lebend, heute künstlich ersetzt, etwa aus Kuchen oder Ton) auf einem Wagen durch das ganze Dorf. Sie singen, sammeln Geld und kleine Geschenke ein und begießen die Mädchen mit Wasser.

Welche Speisen gehören traditionell zu Ostern in Polen?
Für viele Menschen ist es die Möglichkeit, Zeit mit den Liebsten zu verbringen, was sie an Ostern am meisten schätzen. Dafür sorgt ein üppig gedeckter Ostertisch. Doch was muss in Polen unbedingt auf den Tisch kommen?
- Żurek oder Żurek mit Wurst und Ei,
- Gebratene Weißwurst,
- gefüllte Eier,
- Kartoffelsalat,
- gebratenes Fleisch (Schweinebraten, -kamm), mit getrockneten Früchten wie Aprikosen oder Pflaumen gefüllt,
- Mazurek oder Babka,
- Pascha, Makowiec,
- das Osterlamm,
- Eierpaste.
Je nach Region werden zum Osterfest in Polen unterschiedliche traditionelle Ostergerichte zubereitet. In Kleinpolen ist man zum Beispiel Strząska (eine Variante der Meerrettichsuppe), in Podlachien einen Roten Barsch. In Schlesien hingegen kann man Święcelnik essen – also einen Hefeteig, den man mit Aufschnitt backt.
Was ist ein Osterkorb und was gehört hinein?
Am Karsamstag wurden früher große Körbe mit Święconka, d. h. mit Lebensmitteln, die vom Priester gesegnet werden sollten, herbeigebracht. Es gab ganze Würste, Eier, Babka, Butter. Der Brauch, kleine heilige Körbchen in die Kirche zu bringen, ist etwas später entstanden. Heutzutage werden kleine Osterkörbe mit einer kleinen Menge an Speisen, geschmückt mit Buchsbaumzweigen und Servietten, in die Kirche getragen.
Der Osterkorb, also das, was in der Kirche gesegnet werden soll, sollte Brot, Eier, Salz, Wurst, Käse, Meerrettich und Osterkuchen enthalten. Das Brot ist ein Symbol für den Leib Christi, das Ei ein Symbol für die Wiedergeburt und das Salz ein Symbol für die Einfachheit des Lebens. Die Wurst steht für Fruchtbarkeit und Überfluss. Der Kuchen, der in der Tradition der Osterkörbe am kürzesten überdauert, symbolisiert die Vollkommenheit. Auch ein Lamm mit einer Fahne darf nicht fehlen – es soll an das Opfer Christi und seinen Sieg über den Tod erinnern.
Im Gegensatz zu dem, was man vielleicht denkt, sollte man keinen Schokoladenhasen in den Korb legen – das hat nichts mit christlichen Bräuchen zu tun. Auch Alkohol oder andere Gebrauchsgegenstände sollten nicht hineingelegt werden. Der Osterkorb sollte aus Weide bestehen und mit einer weißen Serviette ausgekleidet sein. Er kann auch mit Buchsbaumzweigen oder Weidenkätzchen geschmückt werden, die Symbole der Freude und der Hoffnung auf die Auferstehung sind.
Wie wird das Osterfest in verschiedenen Regionen Polens gefeiert?
Das Judasverbrennen ist ein Volksbrauch, der in vielen Ländern mit dem christlichen Osterfest verbunden ist. Früher wurde er in ganz Europa praktiziert. Heute wird er noch in einigen Teilen Polens gefeiert. Dieser Brauch hat seine Wurzeln im heidnischen Ritual des Versenkens der Marzanna. Bis in die Neuzeit hat sich dieses Ritual in Südpolen (Karpatenvorland, Kleinpolen, Teschener Schlesien) erhalten.
Kaczanie jaj – Bei diesem Spiel rollt man Eier eine kleine Rampe hinunter und trifft damit andere Eier, die sich bereits auf dem „Schlachtfeld“ befinden. Gewinner ist derjenige, der die meisten Eier trifft. Die Tradition stammt aus der Region Vilnius, wurde aber auch in anderen Teilen Polens gepflegt.
In der Kaschubei ist heute der śmingus-dyngus mit Wasserbegießen bekannt. Früher jedoch peitschte man sich an diesem Tag mit den Zweigen der Wacholder. Interessant ist, dass die Einwohner sich bis heute recht oft geißeln.
Siwki ist der traditionelle Umzug, der rund um die Osterfeiertage, meist am Ostersonntag, aber auch am Ostermontag, stattfindet. Während des Siwki-Umzugs finden lustige Vorfϋhrungen und Spiele statt. Der Brauch wird heute vor allem in Südwestpolen praktiziert.
Das Aufhängen des Herings – Manch einer mag sich noch an diese Tradition erinnern, aber es ist eine andere, die aus den Osterritualen stammt. Während der Fastenzeit durfte kein Fleisch gegessen werden. Wenn die Fastenzeit mit unbändiger Freude zu Ende ging, wurde der Hering „aufgehängt“ – meist an einen Baum.
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