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In der Heimat der Pfifferlinge

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Foto: dolnyslask.travel

Wer derzeit in Polens Waldgebieten unterwegs ist, kommt an ihnen nicht vorbei: Mit Korb, Messer und dem richtigen Riecher ausgerüstet, gehen unzählige Polen auf die Suche nach schmackhaften Goldröhrlingen, Pfifferlingen, Steinpilzen und Co. Denn egal ob frisch genossen, getrocknet oder süßsauer eingelegt, sind Pilze seit Jahrhunderten ein Hauptbestandteil der traditionellen polnischen Küche. Das Sammeln ist legal und gleicht nahezu einem Volkssport. Wer als Tourist mitmachen will, sollte sich aber gut auskennen. Alle anderen können bei einer geführten Wanderung die Grundlagen erlernen.

Wer kennt sie nicht, die goldgelben polnischen Pfifferlinge, die auch in vielen deutschen Supermärkten angeboten werden. Sie sind aber nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisberges an Speisepilzen, die Polen zu bieten hat. Die lernt man am besten beim herbstlichen Urlaub jenseits von Oder und Neiße kennen. Wer nicht über genügend Erfahrung verfügt, wird bei privaten Sammlern fündig, die ihre aktuelle Ausbeute oft zusammen mit frischen Waldbeeren am Rande von Landstraßen oder auf Wochenmärkten verkaufen.

Wer sich gut genug auskennt und genügend Zeit für einen Gang in den Wald einplant, den erwartet ganz besonderes Naturerlebnis. „Grzybobranie“ heißt die Tradition des Pilzsammelns auf Polnisch. Sie ist tief in der polnischen Kultur verankert und hat neben dem kulinarischen vor allem auch einen geselligen Aspekt. Groß und Klein, Jung und Alt gehen gemeinsam auf die Pirsch, altes Wissen wird weitergegeben und der Fund besonders großer und schöner Exemplare mit viel Anerkennung belohnt. Die Saison für einige Pilzsorten geht oft bis in den November hinein.

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Im ganzen Land rufen Naturfreundegesellschaften, Tourismusorganisationen und Gemeindeverwaltungen zu Wettbewerben im Pilzpflücken auf, veranstalten Pilzfeste oder gemeinsame Kochaktionen. Zu den bekanntesten und größten Veranstaltungen gehört das Pilzfestival „Święto Grzybów“. Es findet immer Anfang September an der deutsch-polnischen Grenze in Węgliniec (Kohlfurt) statt. Die „Hauptstadt des polnischen Pilzbeckens“ in der Woiwodschaft Dolnośląskie (Niederschlesien)  ist auch nach dem Fest eine Reise wert. Frische Luft und geringe Umweltverschmutzung bei fast 90 Prozent Waldfläche schaffen in der Gemeinde ideale Bedingungen für die empfindlichen Pilzgeflechte.

Zu den besten Pilzgegenden im Land zählen zudem die Wälder der Bergregionen im Süden – vom Glatzer Bergland über die Schlesischen Beskiden und das Pieninen- bis hin zum Bieszczady-Gebirge. Auch die Wälder im südlichen Kaschubien sowie im Norden von Niederschlesien bieten die ganze Saison über ausreichend Beute. Vor Ort gibt es zahlreiche polnische Ferienbauernhöfe und ländliche Pensionen, die eine ideale Ausgangsbasis zum Pilzesammeln sind. Viele bieten nicht nur saisonale Pilzgerichte an, sondern organisieren für ihre Gäste auch pilzkundliche Waldgänge mit anschließender Verarbeitung der gesammelten Trophäen.

Polen verfügt über eine der liberalsten Gesetzgebungen in Sachen Walderzeugnisse in Europa. So ist das Pflücken von Beeren und Pilzen in öffentlichen Wäldern grundsätzlich erlaubt. Dennoch gilt es, einige Regeln zu beachten. Im ganzen Land wachsen rund 1.300 Speisepilzsorten, von denen 44 vom Gesundheitsministerium für den Verzehr freigegeben sind. 117 Arten sind streng geschützt. Wer sie pflückt, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Ebenso ist das Pilzesammeln in Schutzgebieten sowie auf militärisch genutzten Geländen verboten. Wer dies nicht beachtet, muss auch dort mit Geldstrafen rechnen.

 

Zudem soll man beim Pilzsammeln behutsam vorgehen. So dürfen weder das wichtige Pilzmyzel unterhalb der gesammelten Fruchtkörper noch die umstehende Vegetation zerstört oder Tiere verletzt werden. Wer in privaten Wäldern sammeln möchte, braucht dazu die Genehmigung der Besitzer. Nicht zuletzt dieser Rechtslage hat es Polen zu verdanken, dass es sich zum europäischen Exportmeister für Pilze und Pilzerzeugnissen entwickelt hat. Allein 2022 wurden rund 330.000 Tonnen Pilze erzeugt. Fast 90 Prozent wurden exportiert und brachten Einnahmen von rund 500 Millionen Euro. Das Gros machen aber nicht die im Wald gesammelten Steinpilze oder Pfifferlinge aus, sondern Zuchtchampignons, die ganzjährig verkauft werden können. 

 

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