Das Ende des Krieges könnte zu einer Abwanderung ukrainischer Frauen führen. Dies könnte unter anderem die Pflegebranche sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe treffen. Man kann auch einen Zustrom demobilisierter Männer erwarten, so die Zeitung „Rzeczpospolita“. Der umfassende Wiederaufbau der Ukraine könnte auch dazu führen, dass der polnische Arbeitsmarkt von ukrainischen Männern, die hier arbeiten, leergefegt wird.
“Eine verstärkte Abwanderungswelle ukrainischer Arbeitskräfte wäre für viele Branchen ein Drama”, so Kamil Sobolewski, Chefökonom bei Pracodawcy RP.
Wenn das Friedensabkommen den Appetit des Kremls dauerhaft zügelt, ist seiner Meinung nach mit einer Rückkehr der Frauen in die Ukraine zu rechnen. Das wird insbesondere das polnische Hotel- und Gaststättengewerbe, den Handel, die Logistik oder die Pflegedienste treffen.
“Andererseits könnte ein umfassender Wiederaufbau der Ukraine auch dazu führen, dass der polnische Markt von ukrainischen Männern verlassen wird. Es geht vor allem um Bauarbeiter und Lkw-Fahrer“, heißt es in der Zeitung RP. “Polnische Unternehmen, die am Wiederaufbau beteiligt sind, würden auch einheimische Fachkräfte und Spezialisten in den Osten schicken“, so Sobolewski.
Nach Einschätzung von „Rz“ sind die Befürchtungen über die Folgen der Abwanderung von Ukrainern aus dem polnischen Arbeitsmarkt nicht unbegründet. Ende 2024 waren fast 788.000 Männer und Frauen mit ukrainischen Pässen bei der Versicherungsanstalt ZUS registriert. Das ist mehr als ein Viertel mehr als Ende 2021.
Obwohl sie immer noch am häufigsten in der Industrie und im Baugewerbe arbeiten, ist die Zahl der ukrainischen Verkäufer und Kassierer in Geschäften in diesem Zeitraum um fast 60% gestiegen. Ihre Beschäftigung im Handel liegt bereits bei über 73 Tausend. Die Zahl der ukrainischen Arbeitnehmer im HoReCa-Bereich, also im Hotel- und Gaststättengewerbe, ist um fast 70% gestiegen. Auch die Zahl der in Polen arbeitenden ukrainischen Fachkräfte ist deutlich gestiegen. U.a. in den Bereichen IT, Bildung, Finanzen und Gesundheitswesen, heißt es in dem Bericht.
Nur 21 Prozent der Ukrainer wollen dauerhaft bleiben
Andrzej Kubisiak, stellvertretender Direktor des Polnischen Wirtschaftsinstituts, weist darauf hin, dass laut einer NBP-Umfrage von Ende letzten Jahres nur 21 % der Flüchtlinge planen, sich dauerhaft in Polen niederzulassen.
Nach einer anderen These ist auch ein anderes Szenario möglich. Sie geht von einer neuen “Migrationswelle von Männern aus der Ukraine aus, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen sind“, heißt es in der ‚Rz‘.
Quelle: money