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Unterwegs in Bieszczady

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Bieszczady zählen zu den schönsten und malerischsten Gegenden Polens. Der südöstlichen Grenze des Landes entlang, erstreckt sich eine Kulturlandschaft voller Geheimnisse, die für immer der Vergangenheit angehört. 

 

 

 

Wilder Osten 

Das Gebirge und seine Ausläufer im Karpatenvorland gelten in Polen als wilder Osten – eine dünn besiedelte Region mit verlassenen Dörfern und verwaisten Kirchhöfen, die einst Schauplatz blutiger Kämpfe und Umsiedlungsaktionen waren, die fast eine ganze Kulturregion auslöschten. 

Als sich nach dem Krieg die Grenzen zwischen der Ukraine und Polen formten, wurde die Gegend von beiden Ländern beansprucht. Zwei Jahre nach Kriegsende tobten hier Kämpfe zwischen der ukrainischen Befreiungsarmee und dem polnischen Staat. Sie führten zu der Aktion Weichsel, im Rahmen derer, die dort ansässige Bevölkerung (die Volksgruppen der Lemken und Bojken) die für beide Seiten als Ukrainer galten, umgesiedelt wurden. 

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Zeugen dieser turbulenten Zeit sind die damals bewohnten Ortschaften mit ihren pittoresken, orthodoxen Gotteshäusern. Jahrhunderte lang existierten und funktionierten hier die lateinische und orthodoxe Welt nebeneinander. In den Städten und Städtchen gab es bis zum Jahr 1943 eine jüdische Minderheit – heute sind ihre Kirchhöfe und die wie durch ein Wunder erhaltene Synagoge in der Stadt Lesko, der Nachwelt erhalten geblieben. 

Bieszczady gelten in Polen als ein Tor zu einer anderen Welt mit einer noch wilderen Natur, wo Bären und Luchse, Wildkatzen und Wölfe zu Hause sind. Charakteristische Bergweiden – Poloniny – die nirgendwo anders anzutreffen sind, werden in Lenz und Sommer herrlich grün, im Herbst zeigen sie sich in einem prachtvollem Rot und Gelb. Sie geben den Besuchern das Gefühl, einsame Wanderer am Ende der Welt zu sein, weit weg von der Zivilisation. 

 

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Im Schatten der Rotbuchenurwälder

Ein großer Teil dieser fabelhaften Landschaft wird im Rahmen des Nationalparks Bieszczady geschützt. Der Park entstand 1973 und ist zusammen mit den an ihn gelegenen Landschaftparks ein Teil des Biosphärenreservats Ostkarpaten, der sich über die Grenzen zwischen der Slowakei, der Ukraine und Polen erstreckt. Der 292,02 km² große Nationalpark verfügt über 120 km lange Wanderwege und genauso viele Naturpfade. 

 

Wichtig: Jeder Tourist ist zum Kauf eines Tickets verpflichtet, der zwischen 6-7 Zloty d.h. ca. 2 Euro für Erwachsene und um die 3 Zloty für Schüler und Studenten kostet. Kinder unter dem 7. Lebensjahr kommen kostenfrei in den Park. 

 

Der Park ist ein Hort für seltene Pflanzen, die man an den blumenreichen Poloninen (pl. połoniny) bewundern kann. Eine Welt alter, artenreicher Buchenurwälder mit ihren Raubtieren, hunderten Gattungen von Insekten, Pilzen, Flechten und Moos. Mit über 150 Vogelarten, deren Stimmen zwischen dem Laub der Bäume und den Weiten des Himmels erklingen. Auch Wisente und Rehe sind in diesen Bergen zu Hause.

Eine große Hilfe, sich in dieser Artenvielfalt und auf den Routen aufrecht zu halten, ist die App des Nationalparks – Bieszczady & MRB Karpaty Wschodnie, die für Smartphones mit Android bestimmt ist. Sie ist auch in der englischen Sprache erhältlich und verfügt über viele nützliche Tipps und Infos, die das Wandern erleichtern und zur Vergnügung machen.

Der Nationalpark ist aber nicht nur auf Wandertouristen ausgerichtet; auch Radfans und Pferdeliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Schließlich gibt es nichts schöneres, als in der frischen Morgenbrise durch die Landschaft zu streifen.

Für die Besucher, die den Drahtesel wählen, sind 50 km zu Verfügung gestellt. Wer doch lieber auf dem Pferd unterwegs ist, kann sich auf 65 km langen Pferderouten vergnügen. Der Nationalpark stellt den Besuchern eigene Pferde und Britschkas zur Verfügung. Die Ausflüge auf Pferd und Co. sind ein geeignetes Mittel, die wunderbare Landschaft zu genießen. 


Foto: Qvidemus, wikimedia commons

Auf den Spuren der Vergangenheit

Bieszczady sind aber nicht nur auf das Gebiet des Nationalparks begrenzt. Die ganze Region, die früher zu Galizien gehörte, ist von kleinen, hölzernen architektonischen Meisterwerken bedeckt. Orthodoxe Gotteshäuser, die mit kyrillischen Inschriften und prächtigen Malereien übersät sind, versetzen die Besucher in eine andere, fast magische Welt.

Eine Welt, die in dieser Region der Vergangenheit angehört. Wer Fan alter sakralen Bauten ist, sollte unbedingt genug Zeit für eine der neun Routen der Holzarchitektur einplanen. Viele der Bauten sind Teil des UNESCO Weltkulturerbes. 

Die meisten der orthodoxen Altare – der Ikonostase, die sich in den Kirchen befanden – kann man heute zusammen mit anderen Exemplaren der Kultur der Lemken und Bojken im Freilichtmuseum in Sanok/Saanig bewundern. Wenn man in Sanok/Saanig ist, muss man unbedingt das in der Renaissance erbaute Königsschloss, was zugleich auch ein Kunstmuseum ist, besichtigen. Vor allen die Zdzisław-Beksiński-Sammlung und auch die Ikonensammlung sind sehenswert. Auch die wunderschönen Altbauten in der Altstadt können nicht ungesehen bleiben.

 

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Ein Hauch von Nostalgie 

So schön und malerisch die Bieszczady auch sind, mit ihrer unberührten Natur und Wildnis, gehörten sie schon immer zu den schwer zugänglichen Gegenden Polens. Das hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur langsam verändert und noch heute ist die Gegend verkehrstechnisch schlecht erschlossen und wirtschaftlich eine der schwächsten Regionen des Landes.

Diese Unzugänglichkeit ist aber lange ein Segen für die örtlichen Wälder gewesen. Erst 1890 wurde hier der Bau einer Schmalspurbahn begonnen, um die dortigen Holzvorkommen für die wirtschaftliche Nutzung zu erschließen. Die Schmalspurbahn sollte die Holztransporte bis nach Łupków gewährleisten, wo die erste ungarisch-galizische Eisenbahnlinie nach Budapest verlief.

Der Bau erfolgte ohne technische Hilfsmittel. Rund 300 Arbeiter, darunter Steinmetze extra aus Italien engagiert, haben an diesem Vorhaben acht Jahre gearbeitet. Zuerst wurde mit ihr nur Holz befördert, aber schon einige Zeit später sind auch erste Passagiere mit der Bahn gefahren. In den beiden Weltkriegen wurde sie zerstört und später wieder aufgebaut. Nach dem II. Weltkrieg diente sie dem Personenverkehr. Das war bis 1994 der Fall, bis aus ökonomischen Gründen der Verkehr mit der Waldbahn eingestellt wurde. 

Die Waldbahn Bieszczady (Bieszczadzka Kolejka Leśna) wurde nach dem Erwerb 1997 durch die Stiftung der Waldbahn Bieszczady wieder als Museumseisenbahn in Betrieb genommen. Heute werden nur zwei Abschnitte der ehemaligen Strecke für touristische Zwecke genutzt. Die erste Haltestelle befindet sich in Majdan, unweit von Cisna. Von dort kann man mit der Schmalspureisenbahn nach Balnica, an die slowakische Grenze oder nach Przyslupie fahren. Die Fahrt dauert von 2 bis fast 3 Stunden.

Die Tickets kann man online einen Tag zuvor oder traditionell an der Kasse kaufen. Dabei muss man aber beachten, dass man keine kriegt, wenn sie ausverkauft sind. Die Museumsausstellung umfasst den alten Schienenfahrzeugbestand und die Ausstellung im Inneren der Station. Der Eintritt ins Museum kostet 2 Zloty (ca. 50 Cent) für Erwachsene und ein Zloty für Kinder. Das Ticket für die Schmalspureisenbahn kostet 24 Zloty online für Erwachsene und 18 Zloty für Schüler und Studenten. 

Während der Rundfahrt sieht man Wiesen, Felder, Dörfer und Wälder. Ein Teil der Strecke führt durch den Nationalpark. Das Tempo der Reise ist nicht schnell – nicht etwas für Ungeduldige oder Personen, die sich schnell langweilen. Wer aber gerne im Grünen ist und die Landschaft bewundern mag, ist hier genau richtig. 

Die Schmalspureisenbahn ist ja nicht nur eine touristische Attraktion, sondern ein Teil der Geschichte von Bieszczady mit all ihren Facetten. Während der Reise lernt man auch einiges über die Geschichte der Bahn und an der Endstation kann man paar Souvenirs und eine Stärkung auf den Rückweg kaufen. 

Der wilde Osten Polens, das ehemalige Galizien mit all seinen Geheimnissen und Sehenswürdigkeiten, ist auf jeden Fall eine Reise wert, trotz mancher Verkehrsstrapazen und sprachlichen Barrieren. Es ist eine Landschaft, die es in dieser Form nicht mehr in Europa gibt und ein Teil einer „verlorenen“ Welt, die sich noch heute strahlend schön ihren Entdeckern präsentiert.

 

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