Jeder vierte polnische Arbeitnehmer ist bereit unethisch vorzugehen um sich bessere Chancen im Betrieb zu erarbeiten – berichtet EY Polska.
Korruption bleibt weiterhin eine ernste Herausforderung. Knapp zwei Drittel der Befragten in Osteuropa bezeichnet sie als ein großes Problem der Businesswelt. In Polen sind nur 38% dieser Meinung. 2015 teilten diese Meinung noch 43% und 2013 59% der Umfrageteilnehmer, anhand der die Studie Human instinct or machine logic: which do you trust most in the fight against fraud and corruption? von EY vorbereitet wurde. Die polnische Wirtschaft entwickelt sich stabil, was die Zahl der Personen, die die Käuflichkeit als Bedrohung für die Geschäfte sieht, verringert – erklärt Mariusz Witalis von EY Polska.
Der Druck, mit dem Arbeitnehmer umgehen müssen sorgt dafür, dass sie zum unethischen Handeln bereit sind. Aus persönlichem Gewinnstreben wäre jeder zehnte bereit, bares Geld anzubieten. Das sagten 19% der Befragten in Osteuropa – berichten die Autoren der Studie. In Polen erklärte sich jeder siebte Umfrageteilnehmer bereit, Einnahmen früher zu Buchen um gewisse Geschäftszwecke zu erreichen. 9% hätte wiederum der Geschäftsführung falsche Informationen übermittelt um eine Gehaltserhöhung zu bekommen oder um befördert zu werden. Im Allgemeinen wären 25% in dieser Situation bereit unethisch vorzugehen.
Auf der anderen Seite kommt der Arbeitsmoral in Polen eine Hochschätzung zu. Mehr als die Hälfte der Befragten hätte in einer moralisch fraglichen Situation ihren Job gekündigt (13%) oder zumindest darüber nachgedacht (48%).
Bereit die Augen bei unethischem Handeln aus persönlichem Gewinnstreben zuzudrücken ist laut EY vor allem die Generation Y (Arbeitnehmer im Alter von 25 bis 34 Jahren). Jeweils einer von vier Befragten würde jemanden bestechen, falls die Zukunft des Unternehmens im Spiel wäre. Unter den älteren Arbeitnehmern wäre dazu gerade mal einer von zehn Befragten bereit – so die Autoren der Studie. Die Generation Y würde auch ihren Arbeitskollegen und Kolleginnen häufiger ein unethisches Handeln zuschreiben als andere Generationen. Zusätzlich würden zwei Drittel der Umfrageteilnehmer problemlos an unmoralisches Handeln der Geschäftsführung zum Wohle des Unternehmens glauben.
Zwar gibt es eine ganze Reihe von Werkzeugen zur Bekämpfung der Korruption, doch in vielen Fällen handelt es sich grob gesagt um die Überwachung der Arbeitnehmer, was diesen verständlicherweise nicht gefällt. Die Umfrageteilnehmer aus Polen erklärten sich bereit ihre Daten im Strafregister zu prüfen (43%) oder die Benachrichtigungen aus den Sicherheitssystemen zu verifizieren (34%). Nur 10% wäre mit der Überwachung ihrer Accounts in sozialen Netzwerken einverstanden. Für mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer ist laut EY, die Überwachung von Telefongesprächen, Mails, Kommunikationsprogrammen sowie Social-Media-Accounts ein Eingriff in die Privatsphäre.
In Betracht muss man aber noch den menschlichen Faktor ziehen, denn Arbeitgeber haben die Möglichkeit Unrichtigkeiten zu melden. In Polen greifen nur wenige auf dies zurück. 50% würde Regelwidrigkeiten aus Sicherheitsgründen nicht melden. 32% würde darauf aus Loyalität gegenüber anderen Arbeitnehmern verzichten und 23% würde dies nicht aus Angst um die eigene Karriere tun.
Die Studie Human instinct or machine logic: which do you trust most in the fight against fraud and corruption? die von EY vorbereitet wurde, basiert auf einer Umfrage, die zwischen November 2016 und Januar 2017 in insgesamt 41 Ländern durchgeführt wurde. Teilgenommen haben rund 4.100 Führungskräfte und Arbeitnehmer.
Quelle: EY / PM