Die polnische Regierung plant die Übernahme von 100% der Anteile an der Projektgesellschaft PGE EJ 1 zum Bau des ersten polnischen Atomkraftwerks.
Eine entsprechende Absichtserklärung wurde am Donnerstag (1. Oktober) vom Regierungsbeauftragten für strategische Energieinfrastruktur, Piotr Naimski, und den Energiekonzernen PGE, Enea und Tauron Polska Energia sowie dem Kupferkonzern KGHM Polska Miedź unterzeichnet. Die PGE hält bislang 70% der Anteile an PGE EJ, die anderen drei Unternehmen je 10%.
„Die Energiewirtschaft befindet sich derzeit in einer Phase des grundlegenden Wandels, und ein so großes Investitionsvorhaben wie der Bau eines Atomkraftwerks übersteigt die finanziellen Möglichkeiten der Energieunternehmen“, begründete Wojciech Dąbrowski, Vorstandschef der PGE, den Schritt. Vor dem Hintergrund des raschen Ausbaus der erneuerbaren Energien und der allmählichen Stilllegung der konventionellen Kraftwerke sei die Kernenergie ein wichtiges Element einer emissionsarmen oder emissionsfreien Energiewirtschaft.
Ziel ist der Abschluss der Übernahme von PGE EJ1 durch den Staat bis Ende dieses Jahres. Derzeit arbeitet die Projektgesellschaft an den Umweltstudien und Standortstudien für zwei in die engere Wahl gezogene Standorte: Lubiatowo-Kopalino und Żarnowiec an der Ostsee ca. 40 km nordwestlich von Gdynia. Die Studien sollen im zweiten Halbjahr 2021 fertig werden.
Die Pläne zum Bau eines AKW – der 1982 in Żarnowiec bereits begonnen, nach der Wende aber eingestellt wurde – wurden 2009 von der Regierung Tusk wieder aus der Schublade geholt. Seinerzeit war von einer Fertigstellung des ersten AKW bis 2020 die Rede, allerdings gerieten die Vorbereitungen in der Folge immer wieder ins Stocken.