Fallende Arbeitslosigkeit und steigende Löhne sollen den polnischen Arbeitsmarkt heuer prägen – schätzen Experten von Work Service.
2017 war ein Jahr der Veränderungen, die den polnischen Arbeitsmarkt komplett neu definierten. Die polnische Wirtschaft kämpfte seit dem Systemwechsel 1989 mit einem Arbeitsplatzmangel. Doch in den letzten Jahren hat sich ähnlich, wie bei vielen anderen Bereichen, auch hier ein Trend vollendet. Aus dem Arbeitsplatzmangel wurde ein Fachkräftemangel. Dieser sollte auch langfristig anhalten und das polnische Businessumfeld in den kommenden Jahren entscheidend beeinflussen. Auch deswegen müssen sich Unternehmen in Polen an die neuen Marktbedingungen in Bezug auf die niedrige Arbeitslosigkeit einstellen und anpassen. Maciej Witucki, Geschäftsführer von Work Service, beschreibt das neue Jahr als das Jahr der großen Investitionen, die die Wirtschaftsentwicklung ankurbeln sollen. Faktoren, die im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt stehen werden hier eine tragende Rolle spielen. Laut Witucki können sie dazu beitragen, dass sich das BIP-Wachstum weiter oberhalb der 4% hält. Der Geschäftsführer geht auch von einer hohen Nachfrage nach Arbeitnehmern und weiterhin fallenden Arbeitslosenraten aus:
Neben der hohen Nachfrage nach Arbeitnehmern erwarten wir weiter auch einen Rückgang der Arbeitslosenrate, dieser wird aber langsamer als in den letzten Jahren. Trotzdem dürften die Werte unter 6% bleiben, gleichzeitig sollte in allen Woiwodschaften die Arbeitslosigkeit unter 10% fallen.
Die Rekordergebnisse bei der Arbeitslosenrate zusammen mit den schmelzenden Arbeitskräfteressourcen sollten den Kampf um den Arbeitnehmer zusätzlich fördern. Das betrifft sowohl die bereits bestehende Belegschaft als auch potenzielle Neueinstellungen, denn 2017 haben Unternehmen bereits den Lohndruck seitens eigener Mitarbeiter gespürt. 51% der Firmen hatten mit Problemen mit der Personalbeschaffung zu kämpfen und bereits mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Polen erwartet eine Gehaltserhöhung von ihrem Arbeitgeber. Das sich der Arbeitsmarkt immer stärker zum Arbeitnehmermarkt entwickelt, zeigt auch die Lohndynamik. Andrzej Kubisiak von Work Service ist überzeugt, dass sie weiter anhalten wird. Unternehmen sind immer öfters gezwungen mit einer Arbeitnehmerrotation zu kämpfen. Gleichzeitig wollen sie auch neue Arbeitskräfte anwerben und müssen so die Arbeitsbedingungen verbessern. Deswegen könnte der Durchschnittslohn im Unternehmenssektor innerhalb des kommenden Jahres um 6-7% im Vergleich zum Vorjahr wachsen. In manchen Branchen kann das Wachstum im zweistelligen Bereich sogar ausfallen – schätzt Kubisiak.
Mit dem Neujahr sind auch einige neue Regelungen eingetreten, die sich auf die Einstellung von Ausländern beziehen. Neben der Möglichkeit, die Arbeitnehmer für 9 Monate zu beschäftigen, wird auch die Einwanderung besser kontrolliert, was sich wiederum im bürokratischen Aufwand widerspiegeln könnte. Doch als entscheidend könnten sich laut Kubisiak die Entstehung des neuen Arbeitsgesetzbuches erweisen. Dies ist insofern wichtig, weil die heutigen Vorschriften zwar novelliert, aber dennoch aus dem alten System stammen. Deswegen wird die Arbeit an den neuen Regelungen, insbesondere an den Vertragsformen, Berechnung des Urlaubs sowie Prämien und Zulagen von den Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern aufmerksam beobachtet – so Andrzej Kubisiak.