Zwei bedeutende Festivals erwarten Musikliebhaber Ende September 2019 in Polen. Sowohl „Sacrum Profanum“ in Kraków (Krakau) als auch „Warszawska Jesień“ (Warschauer Herbst) in der polnischen Hauptstadt Warszawa warten mit einer Reihe von Welturaufführungen und Polenpremieren auf. Dargeboten wird zeitgenössische Musik aus Polen und der Welt.
Bereits zum 17. Mal findet vom 27. September bis 4. Oktober in der südpolnischen Kulturmetropole Krakau das Festival „Sacrum Profanum“ statt, das zeitgenössische Musik im Spannungsfeld aus Anspruch und Unterhaltung präsentiert. Das diesjährige Thema „Sąsiedztwo“ (Nachbarschaft) fragt mit einem Blick auf die Herausforderungen der globalisierten Gegenwart danach, was eigentlich ein „guter Nachbar“ ist. Dabei führt die Reise von der lokalen über die zwischenstaatliche bis hin zur symbolischen Ebene.
Der musikalische Schwerpunkt liegt auf dem Nachbarland Litauen. Insgesamt werden sechs Konzerte mit Werken zeitgenössischer litauischer Komponisten wie Egidija Medekšaitė, Justė Janulytė oder Rytis Mažulis gespielt. Zu den herausragenden Interpreten aus dem baltischen Land, die vor das Krakauer Publikum treten, zählen der Cellist Anton Lukoszevieze mit seinem Ensemble Apartment House, der Bassklarinettist Artūras Kažimėkas und die Flötistin Mėta Gabrielė Pelegrimaitė. Neben dem litauischen Post-Minimalismus sind vor allem US-amerikanische Komponisten vertreten, wie der 1990 verstorbene Minimalist Julius Eastman oder der 1987 verstorbene bedeutende Vertreter der Neuen Musik, Morton Feldman. Die äthiopisch-schwedische Sängerin Sofia Jernberg wird das Präludium zu Eastmans „Holy Presence of Joan d’Arc“ für zehn Celli in einer Polenpremiere präsentieren.
Interessant ist auch das Festivalsegment „Single Player“, das bekannten Künstlern wie Anji Cheung, Heather Leigh oder Mick Barr Raum für ihre Bühnenabende zwischen Musik, Text und Performance bietet. Insgesamt wurden fünf Werke eigens für das diesjährige Festival komponiert. Besucher können sich auf 14 Uraufführungen und 29 Polenpremieren freuen. Als Aufführungsorte dienen in diesem Jahr der Małopolski Ogród Sztuki (Kleinpolnischer Garten der Kunst) und das Ausstellungszentrum Cricoteka. Begleitend zu den Konzerten wird es eine Ausstellung des irischen Fotografen Richard Mosse in der Galerie Bunkier Sztuki geben, deren Vernissage am 25. September stattfindet.
Vom 20. bis 28. September findet in Warschau der „Warschauer Herbst“ statt. Es ist bereits die 62. Ausgabe des renommierten Festivals für avantgardistische Musik. Das diesjährige Motto lautet „Pneuma – erweiterte Realität“. Es interpretiert das altgriechische Wort für Luft sowohl wörtlich, als wichtigstes Medium der Musik, wie auch im übertragenen Sinne, als Geist. So kombiniert das Eröffnungskonzert „Flutter“ der isländischen Komponistin Thurídur Jónsdóttir luftige Flötentöne und Orchesterbegleitung mit Aufnahmen verschiedener mitteleuropäischer Grillen und Grashüpfer. Auch „… towards a pure land“ des 2012 verstorbenen Komponisten Jonathan Harvey, das im Rahmen des Abschlusskonzertes aufgeführt wird, folgt dem Motto und nimmt das Publikum mit auf die Suche nach der Reinheit des Geistes.
Neben Jónsdóttir wird mit Bára Gísladóttir eine weitere isländische Komponistin vertreten sein. Ihr Werk „Ós“ wird am 28. September als polnische Uraufführung vom Nationalen Radiosymphonieorchester aus Katowice (Kattowitz) gemeinsam mit Kompositionen von Rebecca Saunders, Iannis Xenakis und Tadeusz Wielecki interpretiert. Den Part der Solotrompete übernimmt der bekannte niederländische Musiker Marco Blaauw. Wieleckis „Anamnesis“ ist eine eigens für das Festival bestellte Weltpremiere. Einen weiteren geografischen Schwerpunkt bildet die Schweiz. Von dort werden die beiden Komponistinnen Cécile Marti und Katharina Rosenberger vertreten sein. Ihre Werke werden am 22. September von der Basler Sinfonietta unter Baldur Brönnimann präsentiert. Insgesamt wartet der Warschauer Herbst mit elf Uraufführungen auf.
Informationen zum Programm und Tickets unter www.sacrumprofanum.com und www.warszawska-jesien.art.pl
Weitere Informationen über kulturelle Angebote in Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel