Mit seinem „Wiegenlied“ schrieb der Arzt Krzysztof Komeda musikalische Filmgeschichte. Entstanden war das Lied für den Psychothriller „Rosemaries Baby“ seines Freundes Roman Polański, gesungen wurde es von Mia Farrow. Kurze Zeit nach dieser Arbeit starb der Pionier des neuen polnischen Jazz an den Folgen eines Unfalls. Sein Tod jährt sich 2019 zum 50. Mal und bietet den Anlass für zahlreiche musikalische Veranstaltungen in ganz Polen.
Den Namen „Komeda“ soll sich der 1931 in Ostrów Wielkopolski geborene Krzysztof Trzciński während seines Medizinstudiums in Poznań (Posen) zugelegt haben, um keine Schwierigkeiten mit Vorgesetzten und Kommilitonen zu bekommen. Denn damals, Mitte der 1950er Jahre, war Jazz noch offiziell als Musik des westlichen Klassenfeindes in der polnischen Öffentlichkeit verpönt. Doch Komeda trat zu jener Zeit bereits regelmäßig bei privaten Konzerten in Kraków (Krakau) und Poznań auf. Dabei verband er die Traditionslinien des europäischen Vorkriegsjazz und der aktuellen Entwicklung in den USA mit polnischen musikalischen Einflüssen zu einer ganz eigenen Spielart des Avantgarde-Jazz.
Die Tauwetterperiode und die damit verbundene zaghafte Öffnung Polens waren für Komeda der Beginn seiner Weltkarriere. 1960 nahm er mit seinem Sextett am nur zwei Jahre zuvor gegründeten Festival „Jazz Jamboree“ in Warszawa (Warschau) teil. Es folgten erfolgreiche Tourneen beiderseits des Eisernen Vorhangs und erste Aufträge für Filmmusiken. Seine Kompositionen verliehen den Werken der epochemachenden „polnischen Filmschule“ von jungen Regisseuren wie Polański und Andrzej Wajda eine unnachahmliche Stimmung. Komeda schuf die Musik für Polańskis „Tanz der Vampire“ und „Rosemaries Baby“. Nur 38-jährig verstarb er am 23. April 1969 an den Folgen einer schweren Kopfverletzung.
Bereits zu Beginn des Jahres 2019 findet in Warschau die offizielle Eröffnung des Komeda-Jahres statt. Die Organisatoren des Wawer Music Festivals laden am 6. Januar zum „Tribute to Komeda“ in den Konzertsaal des Hotels Boss ein. Gemeinsam mit der Sängerin Agnieszka Wilczyńska und seinem Quartett wird Pianist Andrzej Jagodziński seine Neuarrangements bekannter Lieder Komedas präsentieren. Am 26. April 2019, einen Tag vor seinem 88. Geburtstag, findet in der Aula der Universität Poznań ein großes Gedenkkonzert statt. Unterstützt vom Orchester der Philharmonie Poznań wird der estnische Jazz-Pianist Kristjan Randalu die bekanntesten Werke Komedas interpretieren. Ein weiterer Höhepunkt ist das Komeda Jazz Festival im Oktober. Die bedeutende Veranstaltung in Słupsk (Stolp), Ustka (Stolpmünde) und Lębork (Lauenburg) findet 2019 bereits zum 15. Mal statt.
Informationen zu kulturellen Veranstaltungen in Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel