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Die „Mutter des Hirschberger Tals“ wird 250

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Foto:ornamentalfarm.pl

Im kommenden Jahr jährt sich der Geburtstag der Gräfin Friederike von Reden zum 250. Mal. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem preußischen Oberberghauptmann Friedrich Wilhelm Graf von Reden, machte sie das Gut Buchwald und das Hirschberger Tal zu einem Zentrum des kulturellen Austauschs. Zu ihren Gästen zählten der preußische König Friedrich Wilhelm III., die Fürstin Luise Radziwiłł, der spätere US-amerikanische Präsident John Quincy Adams und Caspar David Friedrich. Der bekannteste Maler der deutschen Frühromantik wäre im kommenden Jahr ebenfalls 250 Jahre alt geworden. Im heutigen Bukowiec im Südwesten Polens findet man noch Erinnerungen an die Gräfin.

Am 12. Mai 1774 als Friederike Freiin Riedesel zu Eisenbach in Wolfenbüttel geboren, heiratete sie 1802 den 22 Jahre älteren preußischen Oberberghauptmann Friedrich Wilhelm Graf von Reden. Der umtriebige Adelige war maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung des Bergbaus in Oberschlesien. Bereits 1785 hatte er Schloss und Gut Buchwald (Bukowiec) im Hirschberger Tal erworben. In jahrelanger Arbeit ließ er den gesamten Komplex umgestalten und schuf den ersten romantischen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild in Schlesien.

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Im Park ließ er kurz nach der Hochzeit ein klassizistisches Bauwerk für seine Gemahlin errichten. Einem antiken griechischen Tempel nachempfunden, befindet sich im Zentrum ein offener Säulengang mit Schmuckfries und Tympanon. Der offene Raum wird von zwei Räumen flankiert, die in den 2010er Jahren restauriert wurden. 2021 eröffnete in dem Gebäude mit Panoramablick auf die Schneekoppe das Künstlerinnenhaus „u hrabiny“ (Bei der Gräfin) mit einer kleinen Bibliothek, in der Lesungen, Konzerte und Diskussionsveranstaltungen stattfinden.

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Buchwald entwickelte sich rasch zu einem Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Auch nach dem Tod ihres Gatten 1815 lud die Gräfin regelmäßig Adlige sowie bedeutende Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Kirche nach Buchwald. Ihr ist es zu verdanken, dass sich in der Folge zahlreiche preußische Hochadelsfamilien im Tal niederließen. König Friedrich Wilhelm III. ließ sich eine Sommerresidenz in Erdmannsdorf (Mysłakowice) errichten und erwarb für seine Tochter Luise das nahegelegene Schloss in Schildau (Wojanów). Sein Bruder, Prinz Wilhelm, verbrachte die Sommer in seinem Schloss in Fischbach (Karpniki).

Bereits 1810 besuchte Caspar David Friedrich das Riesengebirge und Buchwald. Der wohl bedeutendste Maler der deutschen Frühromantik war wie die Gräfin 1774 geboren, stammte aus einfachsten Verhältnissen, hatte sich aber binnen weniger Jahre mit seinen Zeichnungen und Gemälden die Gunst der Herrscher Preußens und Sachsens erworben. Seine ausgedehnte Reise durch das Riesengebirge hielt er in zahlreichen Gemälden fest. Skizzen aus dem Schlosspark von Buchwald nutzte er als Grundlage für sein bekanntes Gemälde „Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung“.

Friederike von Reden zeichnete sich auch durch ein besonderes soziales und pädagogisches Engagement aus, das ihr bis zu ihrem Tod im Jahre 1854 den Beinamen „Mutter des Hirschberger Tales“ einbrachte. Die wohltätige Gräfin machte sich für die Begabtenförderung stark und unterstützte dabei auch Kinder aus der „einfachen Bevölkerung“. Zudem entwickelte sich die kurz vor seinem Tod von Graf von Reden gegründete Buchwalder Bibelgesellschaft unter Leitung Friederike von Redens zu einer wichtigen sozialen Hilfseinrichtung, die vor allem die Not der schlesischen Weberfamilien lindern sollte.

Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass ab 1837 rund 400 protestantische Glaubensflüchtlinge aus dem Zillertal eine neue Heimat im Hirschberger Tal fanden. Bis heute blieben in Mysłakowice einige der „Tirolerhäuser“ erhalten, welche auf Geheiß des Königs errichtet wurden, damit sich die Neuankömmlinge heimisch fühlen sollten. Dank ihrer guten Beziehung zum preußischen König gelang es der Gräfin auch, die aus dem 12. Jahrhundert stammende Stabkirche aus dem norwegischen Vang in Brückenberg, heute ein Teil des Ferienorts Karpacz, wiederaufzubauen. Der in Dresden lehrende norwegische Maler Johan Christian Clausen Dahl, ein enger Freund Caspar David Friedrichs, hatte die vom Abriss bedrohte Kirche ersteigert, konnte aber nicht für die Überführungskosten aufkommen. König Friedrich Wilhelm IV. wollte sie zunächst auf der Pfaueninsel im heutigen Berlin aufstellen. Die Gräfin überzeugte ihn aber, dass der unterhalb der Schneekoppe gelegene Hang besser geeignet sei, da dort noch eine Kirche fehlte.

Beigesetzt wurde Friederike von Reden in der sogenannten Abtei, einem romantischen Mausoleum im Park von Buchwald. 1924 wurden die Sarkophage von ihr und ihrem Ehemann auf den dahinter gelegenen Friedhof umgebettet. Heute dient die Abtei wie der runde zinnenbewehrte Parkturm als Aussichtspunkt. Die gesamte Park- und Gutsanlage mit mehreren Teichen, künstlichen Ruinen und Grotten wird seit 2005 durch die Stiftung der Schlösser und Gärten im Hirschberger Tal aufwendig revitalisiert und ist heute einer der touristischen Anziehungspunkte im Hirschberger Tal.

Die Gebäude des Gutshofes wurden zu großen Teilen restauriert. So dient die einstige Scheune als Raum für Kunst- und Kulturveranstaltungen. Darüber hinaus beherbergt sie eine Ausstellung über das Tal der Schlösser und Gärten sowie ein kleines Café. In der einstigen Brauerei befindet sich ein Museum der Geheimnisse des Waldes. Im Verwalterhaus wurden Ferienappartements eingerichtet und der einstige Schafstall dient als Kultur- und Bildungszentrum. Das Schloss von Buchwald wird heute als Verwaltungsgebäude genutzt.

 

Bukowiec liegt gut eine Autostunde von Görlitz entfernt. Informationen zu Park und Schloss unter www.ornamentalfarm.pl Weitere Informationen zu Reisen nach Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel

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