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Werden Zinssenkungen früher als erwartet kommen? Ein Blick auf die Prognose der Deutschen Bank

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Die Verlangsamung der Inflation bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze so schnell senken wird, wie es der Markt vorhersagt.

In den letzten Wochen sind die Anleiherenditen im Euroraum deutlich gesunken. Diese Veränderung hebt die Bedeutung der Makroökonomie hervor, da sie durch gestiegene Erwartungen angetrieben wird, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze im kommenden Jahr drastisch senken könnte. Der Markt rechnet derzeit mit einer Senkung um 25 Basispunkte bereits im März und erwartet eine kumulative Senkung um 150 Basispunkte bis 2024. 

Doch das Verständnis der Bedeutung der Makroökonomie in diesem Kontext ist entscheidend, da eine solche Erwartungshaltung übermäßig optimistisch sein könnte und zu Enttäuschungen bei den Anlegern führen, die sich positiv auf die Anleihekurse eingestellt haben.

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Ein Blick auf die Renditetrends

Seit dem Sommer haben die Renditen im Euroraum ihre Gewinne wieder abgegeben, wobei der deutsche Anleihemarkt als Benchmark in Europa dient. Dieser Trend spiegelt den Rückgang der Renditen von US-Schatzpapieren wider, die nach ihrem Höchststand von 5 % Mitte Oktober stark zurückgegangen sind. Dieser Höchststand war ein Wendepunkt, der das Interesse an festverzinslichen Anlagen, die seit April in Ungnade gefallen waren, wieder aufleben ließ. Darüber hinaus hat der seit November schwächelnde Dollar das Wachstum von Aktien und Anleihen im vierten Quartal weiter angeheizt.

 

Die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen sind seit ihrem Höchststand Anfang Oktober um 80 Basispunkte auf knapp unter 3 % gesunken und haben sich damit dem Frühjahrsniveau angenähert. Italienische Anleihen, die für ihre Volatilität bekannt sind, verzeichneten einen noch stärkeren Rückgang und fielen von über 5 % auf unter 4 %. Dieser einheitliche Rückgang der Euro-Renditekurven ist bemerkenswert.

Auf Euro lautende Anleihen: Ein Fall für die Hausse

Die angesehene EZB-Politikerin Isabel Schnabel hat eingeräumt, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Zentralbank ihren derzeitigen Einlagensatz von 4 % weiter anheben wird. Diese realistische Haltung deutet eher auf eine Pause als auf eine vollständige Umkehr der Politik hin.

Die Begründung für eine Zinssenkung im nächsten Jahr erscheint angesichts der sichtbaren wirtschaftlichen Schwäche im Eurogebiet und des schneller als erwarteten Rückgangs der Verbraucherpreisindizes logisch. Allerdings scheinen das erwartete Tempo und der Umfang dieser Senkungen nicht mit der wahrscheinlichen Realität übereinzustimmen. Die jüngste Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen deutet auf einen konservativeren Ausblick hin, wobei die erste Zinssenkung nicht vor Juni erwartet wird.

Perspektiven für Zinssenkungen

Es gibt unterschiedliche Vorhersagen. Die Deutsche Bank AG hat kürzlich ihre Prognose revidiert und meint, dass die erste Zinssenkung der EZB im April, möglicherweise sogar schon im März erfolgen könnte. Sie rechnet mit zwei Senkungen um jeweils 50 Basispunkte in aufeinanderfolgenden Sitzungen und schließlich mit einer Senkung des Einlagensatzes auf 2,5 %. Die Goldman Sachs Group Inc. hingegen geht von einem schrittweisen Vorgehen aus, bei dem der Zinssatz ab April um einen Viertelpunkt gesenkt und bis Anfang 2025 ein Leitzins von 2,25 % angestrebt wird. Diese Anpassungen könnten zwar eine durch zu hohe Zinssätze verursachte Wirtschaftskrise verhindern, sie deuten aber auch auf potenzielle rezessive Herausforderungen hin.

Anstehende Entscheidungen der EZB

Es ist unwahrscheinlich, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der bevorstehenden Sitzung des EZB-Rats eine unmittelbare Änderung der Geldpolitik befürworten wird. Sie wird wahrscheinlich abwarten, um die wirtschaftlichen Entwicklungen zu bewerten, während sie die eher konservativen Ratsmitglieder steuert. Da jedoch in dieser Woche eine Überprüfung der Wirtschaftsprognosen ansteht, könnte ein Richtungswechsel entweder jetzt oder bei der Überprüfung im März signalisiert werden.

Da die Wirtschaft des Euroraums auf eine Schrumpfung zusteuert, steht die EZB vor schwierigen Entscheidungen. Die Gesamtinflation ist schneller als erwartet auf 2,4 % im November gesunken, nachdem sie im Oktober 2022 einen Höchststand von 10,6 % erreicht hatte. Die Kerninflation ist ebenfalls rückläufig, liegt aber nach wie vor über dem 2 %-Ziel der EZB. Unterdessen zeigen die jüngsten Umfragen unter Einkaufsmanagern eine gewisse Stabilität, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, nach einer Periode deutlicher Schwäche.

Die Falken der EZB werden überzeugende Beweise brauchen, bevor sie eine Rücknahme der in den letzten 18 Monaten vorgenommenen Anhebung um 450 Basispunkte in Betracht ziehen. Sie werden wahrscheinlich die Ergebnisse der Lohnverhandlungen im Frühjahr abwarten, bevor sie einen weicheren geldpolitischen Kurs in Erwägung ziehen. Im Mittelpunkt der aktuellen Sitzung dürfte die Möglichkeit stehen, die quantitative Straffung zu beschleunigen, indem die Reinvestitionen in Anleihen, die während der Pandemie erworben wurden, eingestellt werden. Diese Entscheidung könnte auf das nächste Jahr verschoben werden, da die Beibehaltung der Flexibilität bei der Steuerung der Spreaddifferenzen zwischen den Anleihemärkten des Euroraums weiterhin von entscheidender Bedeutung ist.

Blick in die Zukunft

Die EZB sieht sich nun mit einer Verschiebung der Risiken konfrontiert. Die Inflationssorgen nehmen ab, und die Arbeitslosigkeit rückt in den Mittelpunkt. Im Gegensatz zu den USA oder dem Vereinigten Königreich, wo die Arbeitsmärkte schneller auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren, führen die Arbeitsgesetze der Europäischen Union zu langsameren Anpassungen. Die Anzeichen von Schwäche auf den Arbeitsmärkten der USA und des Vereinigten Königreichs sollten für die Eurozone ein Warnsignal sein. 

Eine Verzögerung der Zinssenkungen bis zur vollständigen Rückkehr der Inflation zum Zielwert oder bis zum Anstieg der Arbeitslosigkeit könnte zu erheblichen politischen Fehlern führen. Daher scheinen Zinssenkungen im Euroraum unvermeidlich, nur vielleicht nicht so schnell, wie der Markt derzeit erwartet.

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