Das Jahr 1501. Das neue Reglement des Kurortes empfiehlt Enthaltsamkeit beim Herumtoben im Schwimmbad und für die Beruhigung der Erregung – das reguläre Beten. Es ist schwer, eine bessere Bestätigung des Ruhms der Wasserheileigenschaften zu finden. Doch die Geschichte des Ortes reicht noch viel weiter zurück. Es traf hier sogar die mongolische Armee nach der gewonnenen Schlacht bei Liegnitz/Legnica im 13. Jahrhundert ein. Leider hat sie die damaligen Badeanlagen völlig zerstört. Heute kann man in der kleinen Ortschaft in der Woiwodschaft Niederschlesien Nutzen nicht nur aus den einzigartigen Wassereigenschaften ziehen.
Wojciech und Jerzy
Das neobarocke Gebäude des Kurhauses Wojciech zieht momentan die Aufmerksamkeit auf sich. Den wunderschönen architektonischen Baukörper, der türkische Bäder nachbildet, krönt eine beeindruckende Kuppel. Im Inneren verstecken sich ein rundes Thermalbad und Marmorbadewannen. Es befindet sich hier auch eine Trinkhalle mit Sulfid-Fluorid-Wasser, das aus den Quellen Zdzisław und Maria Skłodowska Curie kommt. In diesem außergewöhnlichen Gebäude existiert sowohl ein Hotel, sowie auch ein Sanatorium und ein für alle zugängliches Café.
Die heutige Gestalt des Kurhauses Wojciech kommt aus dem Jahr 1880, doch seine Anfänge reichen bereits in das Jahr 1680. Die neuentdeckte Wasserquelle kaufte der Verwalter der Grafschaft Glatz, Zygmunt Hoffmann, doch wegen zahlreicher Kriege, hat er die Umsetzung der Investition für 40 Jahre aufgeschoben. Als der Mann die Arbeiten begann, fand er eine weitere Wasserquelle, die er zu Ehren seiner Ehefrau “Maria” benannte. Diese Wässer haben die Badeanlage versorgt, die als Marienbad eröffnet wurde und unter dem Namen lange bekannt war.
Seit dem Beginn seiner Geschichte konkurrierte das Kurhaus Wojciech mit dem Kurhaus Jerzy. Und das nicht ohne Grund. Das Kurhaus Jerzy, genauer gesagt der ältere Teil, gehört zu den ältesten Naturheilpraxen in Polen und ganz Europa. An einer der Wände kann man das Datum 1498 auffinden. Und obwohl Erwähnungen über Thermalbehandlungen in Bad Landeck/Lądek-Zdrój sogar auf das 13. Jahrhundert hinweisen, kann man als Anfangsdatum die Eröffnung des berühmten Kurhauses Jerzy nennen. Albrecht, Georg und Karl, die Erben des Statthalters des tschechischen Königs, Georg I. von Münsterberg, haben die Therme ausgebaut und benannten die Wasserfassung nach dem Namen des Heiligen Georgs. In der Nähe haben sie auch die St.Georg-Kapelle bauen lassen. Heute lohnt es sich die Behandlungen mit Radonsulfidbad zu nutzen.
Sowohl das Kurhaus Wojciech, wie auch der alte und der neue Teil des Kurhauses Jerzy, sind heute Teil des Kurortes Lądek-Długopole.
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Mehr als nur Thermalwasser
Wer hingegen nach einer Aktivität zwischen den Wasserverkostungen und Bädern sucht, oder gar keine Lust auf solche hat, kann in der Stadt durch viele interessante Gassen schlendern. Es lohnt sich, den Markt zu besuchen – einen breiten Platz mit interessanten Mietshäusern im Barock- und Renaissancestil. Sie kommen hauptsächlich aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Auf der Vorderseite mancher sind Wappen zu sehen, die von ehemaligen Handwerkern gemacht worden sind – ein Schmiedhufeisen, eine Bäckerbrezel und sogar eine Skulptur der Madonna mit Jesus-Kindlein an dem Mietshaus Nr. 1. Hier befindet sich heute die Michael-Klahr-Museumsgalerie – da der Künstler ein Vertreter des schlesischen Barocks war.
In der Mitte des weiten Platzes steht das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und gleich hinter ihm eine Barocksäule der Heiligen Dreifaltigkeit, die ein Werk des bereits genannten Künstlers ist. Auf der anderen Seite befindet sich ein Pranger. Man hat ihn heirher im Jahr 1964 vom Heinzendorf/Skrzynka verlagert. Der frühere städtische Pranger ist wahrscheinlich verschwunden.
Die überdachte Brücke an der Landecker Biele Foto: Jacek Halicki, Wikimedia Commons
Zwei Brücken
Die gotische Johannisbrücke aus Stein ist ganze 450 Jahre alt. Sie überstand alle Überflutungen, die Bad Landeck/Lądek-Zdrój heimsuchten, sogar das Oderhochwasser im Jahr 1997. Die Bewohner glauben, dass sie von der Figur des heiligen Johannes von Nepomuk aus dem Jahr 1709, die die Figur auf der Karlsbrücke in Prag nachbildete, beschützt wurden.
Genauso interessant – doch viel jünger – ist die überdachte Brücke an der Landecker Biele. Sie wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut, um zwei Sanatoriumsgebäude – eine Villa an der Spacerowa-Straße und das Behandlungsgebäude an der Kościuszki-Straße, zu verbinden. Interessant ist, dass die erwähnte Villa, die einst als Pałac Bieli (dt. Bieleschloss) bezeichnet wurde, anfangs der Familie Weberbauer diente. Erst mit der Zeit kaufte die Immobilie ein Arzt. Die Brücke selbst wurde von einem deutschen Architekten, Felix Henry entworfen. Leider, obwohl sie viele anlockt, kann man den Ausblick auf den Fluss von der Brücke nicht genießen, da sie von der Seite des alten Behandlungsgebäudes zugemauert wurde und von der Seite der Kościuszki-Straße geschlossen ist. Die Villa an der Spacerowa-Straße nennt sich heute Rezydencja Victoria, wo man für eine längere Zeit einen Aufenthalt buchen kann. Die Architektur und das Innere dieses Gebäudes sind wortwörtlich unglaublich.
In der Zeit zurückreisen
In Bad Landeck/Lądek-Zdrój erinnern die architektonischen Juwele stolz an die lange und interessante Geschichte der Stadt. Um sich mal außergewöhnlich zu fühlen und sich mit dem Phänomen der Zeit vertraut zu machen, lohnt es sich, das Muzeum Czasu i Niezwykłości (dt. Museum der Zeit und Ungewöhnlichkeiten) an der Lipowa-Straße 4 zu besuchen. Es entstand dank Marek Pierzyński, einem Breslauer Journalisten und Autor von Büchern über Orte in den Sudeten, die man gesehen haben muss. Im Objekt befinden sich lokale Erinnerungsstücke, alltägliche Gegenstände und Möbel. Einen großen Teil der Ausstellung bilden Uhren: Ikonen-, Landschafts-, Kuckucksuhren und Uhren mit Zifferblättern gemacht aus verschiedenen Gegenständen.
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Eine Kirche, die in Flammen stand
Ein fast völlig graues Gebäude – knapp ein kleiner Schatten der ehemaligen Pracht – zieht auf sich den Blick eines jeden, der entlang der Zdrojowa-Straße spaziert. Ein Turm ohne Dach mit einer anliegenden Apsis oder die hochfliegenden Fenster wecken die Fantasie. Es sind Überbleibsel von einer evangelischen Salvatorkirche. Sie wurde im Jahr 1846 mit der Hilfe von Marianne von Oranien-Nassau erbaut. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts wurde die Kirche vergrößert und in den Jahren 1924-1929 nach dem Projekt von Richard Iwan aus Zabrze umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man sie jedoch nicht mehr genutzt. Ihre Ausstattung verlagerte man in andere Gotteshäuser. Einige Zeit lang plante man, sie in ein Balneologiemuseum umzuwandeln, doch im Jahr 1999 wurden die Pläne von einem Brand durchkreuzt. Heute warten diese interessanten Mauern auf ein neues Leben. Neue Eigentümer planen hier eine Kunstgalerie mit einem Café aufzumachen. Vielleicht wird man in einiger Zeit die Gegend vom Kirchturm aus bewundern können.
Zwischen alten Bäumen
In Bad Landeck/Lądek-Zdrój, bei dem Kurhaus Wojciech befindet sich der 1,2 ha große Johannes-Paul-II.-Kurpark. Entlang der Alleen wachsen zahlreiche Laubbäume. In ihrem Schatten ruhen hingegen interessante Skulpturen. In der Nähe befindet sich eine Lärchenallee aus dem 18. Jahrhundert, wo zweihundert Jahre alte europäische Lärchen wachsen, die heute Naturdenkmäler sind.
An der Moniuszki-Straße befindet sich das höchstgelegene Arboretum in ganz Polen (475-500 m ü.d.M.). Dort wachsen Prachtexemplare von Kiefern, Tannen, Buchen und Eichen, wie auch Sicheltannen, Urweltmammutbäume und Armur-Korkbäume. Das Objekt ist von Mai bis Oktober geöffnet, doch besonders im Frühling bietet ein Besuch die schönsten Anblicke. Der Garten zeichnet sich durch seine Natürlichkeit und die geringe Ingerenz des Menschen in das Ökosystem aus.
Der Ring in Bad Landeck/Lądek-Zdrój Foto: Jacek Halicki, Wikimedia Commons
Ein Ausflug außerhalb der Stadt
Die mittelalterliche Burg Karpenstein, die sich an Spitze des Hügels Karpiak (782 m ü.d.M) befindet, ist eine perfekte Idee für alle, die Lust auf einen längeren Ausflug außerhalb der Stadt haben. Um die Burgruinen zu besichtigen, muss man einen Spaziergang entlang des blauen Wanderwegs von Bad Landeck/Lądek-Zdrój nach Altgersdorf/Stary Gierałtów machen (ungefähr 1,3 h). Die Burg wurde noch vor dem Jahr 1120 erbaut und fungierte als eine Festung des kleinen Staates, dessen Teil Bad Landeck/Lądek-Zdrój war. Bis heute blieb jedoch nicht vieles erhalten – bloß die Fundamente und zahlreiche Steine. Man kann jedoch sehen, wo sich der Innengarten mit dem Hof befand und wo die äussere Verteidigungsmauer.
Über Bad Landeck/Lądek-Zdrój thront der Gipfel des Reichensteiner Gebirges – der Dreickler (766 m ü.d.M.). An diesem Ort überkreuzen sich viele Wanderwege – der blaue Wanderweg von Bad Landeck/Lądek-Zdrój nach Altgersdorf/Stary Gierałtów oder der grüne Wanderweg vom Pass Przełęcz Lądecka bis zum Pass Przełęcz Gierałtowska. Der Berg besteht aus metamorphem Gestein und ist fast komplett bewaldet. An der Spitze befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus man fast den ganzen Glatzer Kessel bewundern kann.
Ungefähr 7 km von Bad Landeck/Lądek-Zdrój liegt die Reyersdorfer Tropfsteinhöhle. Zu ihr führt der grüne Wanderweg von der Bushaltestelle in Reyersdorf/Radochów entlang der Route Glatz/Kłodzko-Bad Landeck/Lądek-Zdrój (ungefähr 30 Minuten) und der blaue Wanderweg von Bad Landeck/Lądek-Zdrój (ungefähr 80 Minuten). Die Höhle ist für Touristen von Mai bis September geöffnet. Sie entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und gehört zu den größten Höhlen in den Sudeten. Dort sind zahlreiche Tropfsteine wie auch Spuren von Stalaktiten und Stalagmiten zu finden. Im Inneren wurden unter anderem Knochen eines Höhlenbären, eine Höhlenhyäne und sogar eines Wollnashorns gefunden. In der Höhle leben viele Faunavertreter, wie der Tatra-Höhlenflohkrebs und der Zweiflügler. In den kalten Monaten überwintern hier Fledermäuse. Die ganze Höhle steht unter Naturschutz und ist ein Naturdenkmal.
Frische Luft einatmen
Fast der ganze Landschaftspark Śnieżnik, der in den Ostsudeten liegt, befindet sich auf dem Gebiet des Kreises Kłodzko. Die Umgebung von Bad Landeck/Lądek-Zdrój erfreut also das Auge mit wunderschönen Ausblicken. Der Landschaftspark wurde im Jahr 1981 gegründet und charakterisiert sich durch das Vorkommen von kontrastierenden Landschaften. Hochgebirgshöhlen, alte Flusstäler, wie auch an Felsschwellen gelegene Wasserfälle, die nur darauf warten, um entdeckt zu werden.
Bereit, um am wohltuenden Wasser aus einer jahrhundertealten Quelle in Bad Landeck/Lądek-Zdrój Geschmack zu finden? Wenn es sich jedoch herausstellen sollte, dass sie nicht wirklich schmeckt, kann man auf den Geschmack der Ortschaft selbst kommen und dank der umliegenden Natur auch andere Sinne beflügeln.