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Wang ein norwegischer Schatz in Niederschlesien

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Die Bergkirche unseres Erlösers Wang, die auch Wang-Tempel genannt wird, ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Niederschlesien. Im Königreich Rübezahls rechnet man nicht unbedingt mit solchen architektonischen Details, wie stilisierte Drachenköpfe, Löwen oder Wikingerornamente. Es stellt sich die Frage, wieso ein solches Gebäude gerade in dieser Umgebung errichtet wurde? PolenJournal.de kennt die Antwort!

Die mittelalterliche Stabkirche hat einen langen Weg zurückgelegt, um endlich am Schwarzen Berg in Brückenberg (Krummhübel/Karpacz) wieder erbaut zu werden, wo sie sich bis heute befindet. Ihre Geschichte beginnt im 12. Jahrhundert in der norwegischen Stadt Vang am gleichnamigen See (norw. Vangsmjösi) auf einer Höhe von 466 m ü. M. Sie war von Bergen umgeben, von denen der höchste Berg, Grindafjell (1.724 m ü. M.), das Zuhause von dem Troll Tindull Grindo sein sollte. Die Legenden besagen, dass die Kreatur Menschen verschlang, die sich ihr näherten.

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Die norwegischen Kirchen während der Christianisierung

Die Einführung eines neuen Glaubens war oft eine sehr schwierige Aufgabe. In Norwegen war die Missionsarbeit der Könige Håkon Adalsteinfostre (Håkon der Gute), Olav Tryggvasson und Olav Haraldsson (Olav der Heilige) von unschätzbarem Wert. Nachdem sie in England getauft worden waren, kehrten sie nach Norwegen zurück, um dort die neue Religion zu verbreiten. Håkon der Gute unternahm 935 seinen ersten Versuch, das Land zu christianisieren, leider ohne Erfolg, weil die Menschen nicht von ihren Überzeugungen und Traditionen getrennt werden wollten. Olav Haraldsson beendete den Prozess erst 1015.

„Die Stabkirchen wurden während der Christianisierung gebaut und symbolisierten den neuen Glauben in Norwegen. Sie verbinden die heidnische Wikingertradition mit christlicher Kultur“, erklärt Anja, die eine Magisterarbeit über den Wang-Tempel geschrieben hat.

Die Gebäude wurden aus Holz gebaut, da es aufgrund der reichen Waldressourcen sehr leicht verfügbares  Material war. Im Gegensatz zu Stein konnte es auch viel einfacher und schneller transportiert werden und war leichter zu bearbeiten.

Beim Bau von Kirchen ging es vor allem um eine einfache Form und Langlebigkeit, die dank der Stabkonstruktion erreicht werden konnte. Die Methode wurde in Gebäuden verwendet, die keine Wärmedämmung benötigten. Die Wände der errichteten Tempel bestanden aus stehenden, regelmäßig bearbeiteten Masten, die aus Nadelbäumen, meistens aus Kiefer errichtet wurden. Der Kernholzbaum – Malmen, der aus dem Harz gewonnen wurde, schützte den Tempel vor Feuchtigkeit, Pilzen und Insekten. Kurz gesagt, es hat die Kirche auf natürliche Weise konserviert.


Wang-Tempel, Foto: Magdalena Kwas, PolenJournal.de

Der Beginn der Reise

Im 19. Jahrhundert stellte sich heraus, dass die Wang-Kirche für die Bevölkerung des norwegischen Dorfes zu klein war und das sie teure Reparaturen erforderte. Viele von ihnen stellten sich gegen Kredite und den Abriss des Tempels und beschlossen, ihn zu verkaufen. Das Geld wurde zur Rückzahlung des Darlehens benötigt, das für den Bau eines neuen, größeren Tempels verwendet wurde. Professor Jan Christian Dahl – Norwegischer Maler mit Wohnsitz in Dresden, bemühte sich, dass das Wikingerdenkmal vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. gekauft wird. Dieser bezahlte dafür 427 Mark. Nachdem die Dokumentation vom königlichen Architekten erstellt wurde, wurde das Gebäude in Einzelteile zerlegt und 1841 in Kisten nach Stettin/Szczecin transportiert, von wo es zum Königlichen Museum nach Berlin gelangte.

Letztendlich sollte der Tempel auf der Pfaueninsel in der Nähe von Berlin aufgebaut werden, aber der König gab die Idee schließlich auf. Auf der Suche nach einem Ort, an dem die Kirche genutzt werden konnte, stieß er auf die Gräfin Fredericke von Reden aus Buchwald/ Bukowiec, die ihn überredete, den Tempel in das Riesengebirge zu verlegen, damit er dort den in und um Krummhübel/Karpacz lebenden Protestanten dienen konnte. Die Gräfin argumentierte, dass die Gemeinde, zu der Brückenberg/Karpacz Górny, Baberhäuser/Borowice, Wolfshau/Wilcza Poręba und Forstlangwasser/Budniki gehörten, keine Kirche hatte und nur gelegentlich von Priestern aus Schmiedeberg/Kowary oder Arnsdorf/Miłków bedient wurde.

Wang-Tempel, Foto: Magdalena Kwas, PolenJournal.de

Die Kirche auf dem Schwarzen Berg

Der König stimmte der Bitte der Gräfin zu und im Frühjahr 1842 wurde beschlossen, das Gebäude in die polnischen Berge zu verlegen. Das Baugrundstück sollte von Graf Christian Leopold von Schaffgotsch aus Bad Warmbrunn/Cieplice zur Verfügung gestellt werden, und der genaue Ort, an dem der Tempel aufgebaut werden sollte, wurde vom Direktor des Vorstandes der Familie Schaffgotsch aus der Gemeinde in Bad Warmbrunn/Cieplice bestimmt. Die Determinante war die kürzeste Ankunftszeit von einzelnen Dörfern. Dazu war auch das Gelände ein sehr wichtiges Element der Entscheidung, wo genau die Kirche errichtet werden sollte. Schließlich wurde der Hang von dem Schwarzen Berg (885 m ü.M.) gewählt, der sich auf halber Strecke vom unteren Krummhübel/Karpacz nach Schneekoppe/Śnieżka befindet.

Der Tempel wurde zuerst mit dem Schiff nach Maltsch/Malczyce und dann auf dem Landweg nach Brückenberg transportiert. Am 2. August 1842 legte König Friedrich Wilhelm IV. persönlich den Grundstein und zwei Jahre später – am 28. Juli 1844 – wurde die Kirche unter Beteiligung des Königs und seiner Frau, des niederländischen Prinzen Friedrich und vielen anderen bekannten Persönlichkeiten, offiziell eröffnet und geweiht.

Wang-Tempel, Foto: Magdalena Kwas, PolenJournal.de

Norwegisches Original?

Ein erheblicher Teil der ursprünglichen Elemente der Kirche war unbrauchbar, und nur ein Viertel der Fragmente wurde aus Norwegen transportiert. Fehlende Teile wurden während des Aufbaus anhand der Zeichnungen angefertigt. In der rekonstruierten Kirche wurden Kreuzgänge und ein Turm zugebaut. Man wollte auch Fenster hinzufügen, die die ursprüngliche Version nicht hatte. Die erhaltene Elemente sind: vier Holzsäulen in der Mitte der Kirche, reich geschnitzte Portale und nordische Löwen. Unter den späteren Elementen verdient das reich verziertes Kruzifix, das 1846 von Jakob aus Janowice in einen Eichenstamm geschnitzt wurde, Beachtung. 

Die Form des Gebäudes während der Konservierungsarbeiten wurde im Einklang mit den Bautrends des 19. Jahrhunderts erheblich erweitert. Ein hoher steinerner Glockenturm wurde hinzugefügt, der den hölzernen Tempel vor dem Wind seitens der Schneekoppe/Śnieżka schützt. Die Kirche hat drei Glocken: Gottes Schafe, Unser Vater und Ehre sei Christus. Es ist bemerkenswert, dass der Tempel ohne Verwendung von Nägeln gebaut und  alle Teile mit Holzschreinerfugen verbunden wurden.

Wang-Tempel, Foto: Magdalena Kwas, PolenJournal.de

Details, die man sehen muss

Bereits beim Eingang beeindruckt das Gebäude mit der Liebe zum Detail. Alle Einzelteile, die das atemberaubende Ganze ausmachen, wurden mit größter Sorgfalt hergestellt. 

Die Außentür, durch die man die Kirche betritt, zieht die Aufmerksamkeit mit ihren Halbsäulen auf sich. Sie sind mit einem Gewirr von Schlangen und Pflanzen geschmückt. Auf den Kapitellen stehen stilisierte Löwen, die symbolisch die Tore bewachen.  In den oberen Ecken der Portale aus dem 12. Jahrhundert befinden sich geflügelte Drachen, die die horizontal angeordnete Zahl acht auseinander reißen. Diese Szene kann den ewigen und endlosen Kampf zwischen Gut und Böse bedeuten. Auf den Halbsäulen, die den dekorativen Türrahmen im Inneren des Tempels bilden, sind die Gesichter der Wikinger eingraviert – Krieger mit ausgesteckten, gespaltenen Zungen, die die Weitergabe von Wissen und Weisheit an die nächsten Generationen symbolisieren. 

Auf dem nördlichen Portal befindet sich eine Runenaufschrift, die bis heute in hervorragendem Zustand erhalten ist. Was waren die Runen? Kurz gesagt, es handelt sich um ein Alphabet, das zu Beginn unserer Ära von den Völkern Nord- und Nordwesteuropas verwendet wurde. Am längsten, bis zum 19. Jahrhundert, wurde es in Skandinavien als bäuerliche und dekorative Schrift verwendet. Der Begriff „Rune“ wird als Geheimnis übersetzt. Die Runenaufschrift, die auf dem Portal in dem Wang-Tempel zu finden ist, wurde sehr unterschiedlich interpretiert, sie bedeutet jedoch höchstwahrscheinlich: „Eindridi hat mit einem dünnen Finger geschnitzt, Sohn des bösen Olaf.“ Die Aufzeichnung ist daher eine künstlerische Signatur. Der Bildhauer, der dieses Portal schuf, hieß Eindridi und hatte dünne Finger. Er war der Sohn eines bösen Olafs.

Auch die im byzantinischen Stil geschnitzten Säulenköpfe, die Kapitelle,  aus dem 12. Jahrhundert sind echte Kunstwerke, die mit Tierfiguren, Pflanzen und Mascarons geschmückt wurden.

Die vor dem Altar stehenden Säulen, die den Sieg Davids über Goliath und den Propheten Daniel in der Löwenhöhle darstellen, wurden vom hervorragenden Bildhauer Jakob aus Janowice rekonstruiert.

Sein Werk ist auch das Kreuz, das 1844 aus einem Eichenstamm geschnitzt wurde und eine Figur von Jesus Christus aus dem Jahre 1846.

Auf beiden Seiten des Altars, der 1980 von Ryszard Zając errichtet wurde, stehen zwei Kandelaber auf Sockeln. Sie bilden einen Schwan – das Symbol für Loyalität, und ein Herz, welches für die Liebe steht. Kerzen auf diesen norwegischen Kerzenständern werden nur während der Hochzeiten angezündet. Der Wang-Tempel ist bekannt als die Kirche der glücklichen Ehen.

Die Kanzel, aus der Predigten gehalten werden, wurde aus norwegischem Holz hergestellt. Der Tempel ist von einem Kreuzgang umgeben, der als Kälteschutz diente und ein Ort der Buße war. Die Dächer sind  mit Drachenköpfen verziert, wodurch sie an die charakteristischen Verzierungen der Wikingerboote erinnern.

Der neben dem Tempel stehende Turm schützt die Kirche vor heftigen Windstößen seitens der Schneekoppe/Śnieżka. An der westlichen  Steilküste errichtete König Friedrich Wilhelm IV. 1856 eine Gedenktafel, die der Gräfin von Reden gewidmet ist. Auf dem Kirchhof befinden sich auch ein Pfarrhaus, das, für die örtliche evangelisch-augsburger Gemeinde gebaut wurde.

 

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Ein unvergessliches Erlebnis

„Da Wang eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Niederschlesiens ist, empfehle ich, das Objekt mit eigenen Augen zu besichtigen. Die Holzschnitzerei selbst ist von höchster Qualität und einfach atemberaubend. Außerdem gibt es in der Gegend viele Restaurants, also kann man zwischendurch die regionale Küche und natürlich den Schafskäse probieren“- sagt Iwona, aus der Touristeninformation, in einem kurzen Gespräch mit PolenJournal.de

„Sie werden nirgendwo in Polen ein solches Gebäude sehen. Die Tatsache, dass es sich um eine traditionelle Holzkirche aus Norwegen handelt, macht es zu einer einzigartigen Attraktion. Außerdem liegt es in einer schönen Gegend, die ich vor allem Wanderern empfehle“, argumentiert ein Vertreter des Niederschlesischen Tourismusverbandes.

Die Wang-Kirche wurde nach dem Vorbild der besten Beispiele skandinavischer Holzarchitektur gebaut und ist ein unschätzbares Werk der alten nordischen Kunst. Ohne Zweifel ist es eine der schönsten Sehenswürdigkeiten auf der Landkarte Polens. Es lohnt sich, einen längeren Ausflug zu planen und neben dem norwegischen Tempel auch die Schneekoppe/Śnieżka zu besteigen, den höchsten Gipfel des Riesengebirges.

 

Ticketpreise und nützliche Informationen

Eintritt:

  • Erwachsene – 10 PLN 
  • Kinder (ab 6 Jahren) – 5,00 PLN 
  • Schüler und Studenten bis 26 Jahre – 5 PLN 
  • Foto, Kamera – 5 PLN 
  • Zutritt nur zum Kirchplatz (Erwachsene und Kinder) – 2,00 PLN

Öffnungszeiten

Die Wang-Kirche kann jeden Tag besichtigt werden:

  • von 9.00 bis 18.00 – (15.04 – 31.10) 
  • von 9.00 bis 17.00 – (1.11 – 14.04)

An Sonntagen und anderen Feiertagen werden um 10:00 Uhr Gottesdienste abgehalten, zu denen alle Gäste willkommen sind. Der Besuch der Kirche ist an diesen Tagen erst ab 11:30 Uhr möglich.

Besucher können einen Gottesdienst oder eine Messe alleine abhalten. Das ist nur außerhalb der Öffnungszeiten der Wang-Kirche möglich.

Service- und Informationsbroschüren warten auf die Besucher auch in deutscher Sprache!

Adresse:

Na Śnieżkę 8,
58-540 Karpacz

 

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