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Das schlesische Pharaoland

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Kleine Ortschaften in der Woiwodschaft Oppeln unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht von den anderen, umliegenden Dörfern. Doch nachdem man sich in die Geschichte von Laskowice/Laskowitz und Tuły/ Thule vertieft, stellt sich heraus, dass es Orte sind, die mit geheimnisvollen und gruseligen Legenden überfüllt sind. Daniel Pach, ein Lokalhistoriker aus Laskowice/Laskowitz erzählte PolenJournal.de, was die kleinen Ortschaften verbergen.

Eine Mumie in einer Kirche, verschwindende Baumaterialien und ein Hund, der mit Feuer spuckt – dies ist nur eine kleine Auswahl von ungewöhnlichen Erscheinungen, die mit Laskowice/Laskowitz verbunden sind. Die Geschichte dieser Oppelner Ortschaft und vor allem der kleinen St. Lorenz und St. Barbara Holzkirche sind spannend, tragisch und manchmal auch gruselig. „Aus den mündlichen Überlieferungen und alten Niederschriften folgt, dass sich in Laskowice/Laskowitz eine Kapelle befand, die jedoch von der ursprünglichen Ortschaft ungefähr 2,5 km entfernt war. Die Bewohner mussten also durch den Wald gehen, um sie zu besuchen. Im Jahr 1684 oder 1685 haben sie beschlossen, dass sie eine neue Kirche bauen werden, die jedoch näher gelegen ist. Sie begannen also zu arbeiten, Bäume zu fällen, sie zu bearbeiten und an die Stelle zu bringen, wo die Kirche entstehen sollte. Als alles vorbereitet wurde, kamen sie eines Morgens auf den Bauplatz, doch das Holz war weg. Sie waren sehr verwundert und überlegten, wie es nur möglich sein konnte, dass so eine Menge von Holz verschwand. Sie begannen nach dem verschwundenen Material zu suchen, bis eine Person, die vom Friedhof, der bei der alten Kapelle lag, zurück kam und fragte, wieso das ganze Holz bei der alten Kapelle liegt und nicht dort, wo man doch eine neue Kirche bauen wollte. Die Arbeiter haben also das Holz wieder an den richtigen Ort gebracht, was alles andere als leicht war. In der darauffolgenden Nacht verschwand jedoch das Material zum zweiten Mal und tauchte wieder bei der alten Kapelle auf. Die Arbeiter entschlossen sich, das Holz wieder an den richtigen Platz zu bringen und diesmal die Nacht dort zu verbringen, um das Material zu überwachen. Sie haben abwechselnd Wache gestanden. Auf einmal, kurz nach Mitternacht krabbelten aus dem Boden drei große Käfer, die die Holzbalken auf ihre Rücken genommen und sie zu der alten Kapelle gebracht haben. Nach langer Diskussion haben dann die Bewohner der Ortschaft entschieden, dass es ein Zeichen vom Himmel gewesen ist, das besagt, wo die Kirche entstehen soll und mit dem Wille des Gottes muss man einverstanden sein. Die Kapelle, die bereits St. Lorenz und St. Barbara geweiht war, wurde dann zu der heutigen Größe des Gotteshauses ausgebaut und im Jahr 1686 geweiht“, erklärt Daniel Pach.

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Die Holzkirche steht in Laskowice/Laskowitz bis zum heutigen Tage und gleich neben ihr befindet sie eine größere, gemauerte Heilig-Geist-Kirche, die in den 80. Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Józef Adamski, der damalige Pfarrer,  stellte fest, dass das alte Gotteshaus zu klein wurde und entschied sich für den Bau einer neuen Kirche. Leider haben sich viele Personen während der Arbeiten, die ganze 10 Jahre gedauert haben, entschieden ihren Heimatort zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern. Die Zahl der Bewohner ist in dieser Zeit um fast 600 Personen zurückgegangen. Für das 700-Einwohner-Dorf, war die im Jahr 1995 erbaute Kirche also zu groß.

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Die Mumie aus der Holzkirche

Woher hatte jedoch das kleine Dorf Laskowice/Laskowitz im 17. Jahrhundert das nötige Geld, um eine Holzkirche zu bauen? Der Lokalhistoriker erklärt, dass diese Information bis heute geheimnisumwittert ist. Eine der Legenden besagt, dass dies ein Verdienst der Wohltäterin Namens Brygitta Buchta von Buchticz war, die an diesem Ort begraben werden wollte. Sie beauftragte den Bau eines Grabmals und später einer Kirche. Über die Frau selbst, weiß man nicht viel, nur den Vor- und Nachnamen. Ihr Wunsch sollte jedoch erfüllt werden. Heute befindet sich unter dem Hauptschiff der Kirche ein Grabmal, wo zwei Frauen begraben wurden. Die Zweite von ihnen war wahrscheinlich die Mutter von Buchticz, Regina. Es ist jedoch nur eine der Theorien. Laut einer anderen starb Buchticz während einer Reise an der Pest, die in der Gegend herrschte und wurde in der bereits erbauten Kirche in Laskowice/Laskowitz begraben. Man kann jedoch annehmen, dass man dann für die Frau nicht speziell ein Grabmal bauen, sondern sie eher in Eile begraben würde, damit sich die Krankheit nicht weiter verbreiten könnte.

Das Grabmal selbst ist sehr klein, niedrig und dunkel. Vor Jahren befanden sich hier zwei Särge, bis zum heutigen Tage überdauerte jedoch nur ein. Zusätzlich folgt aus einer Untersuchung, die vor dem Ersten Weltkrieg von Breslauer Forschern durchgeführt wurde, dass der Körper von Brygitta nicht balsamiert wurde. Er hat sich eigenständig mumifiziert. Leider sind die Untersuchungen nach der Schlacht um Breslau verloren gegangen, weswegen es schwer ist, einzuschätzen, was die Forscher noch herausgefunden haben. Daniel Pach betont jedoch, dass die Mumie bis zum heutigen Tage in einem sehr guten Zustand erhalten geblieben ist. Interessanterweise ist es angeblich nicht der einzige Fall von Mumifizierungen von Körpern in Lakowice/Laskowitz.  Laut Pach soll es vorkommen, dass bei Ausgrabungen für neue Gräber, Särge gefunden werden, in denen noch nicht verweste Leichen liegen.


Der Sarg mit der Mumie, Foto: Paulina Kuc, polenjournal.de

Der „Laskowitzer Tod“

In der Vergangenheit löste die Mumie solche Angst aus, dass ein paar mit ihr verbundene Legenden entstanden sind. Eine von ihnen hat noch heute Einfluss auf die Bewohner von Laskowice/Laskowitz. „Sie  besagt, dass die Mumie, wie im alten Ägypten, von Dieben beraubt wurde. Einer der Bewohner schlich sich in das Grabmal rein, doch anstatt der erhofften  Kostbarkeiten, fand er aber nur einen Ring auf dem Finger der Mumie. Er stahl den Ring, um ihn seiner Geliebten zu schenken. Sie hat ihn jedoch aus Angst vor ihren Eltern versteckt mit der Hoffnung, dass sie ihn bald tragen wird. Leider war für sie das Eheleben nicht bestimmt, denn in derselben Nacht ist sie ums Leben gekommen. Den Geschichten zufolge haben die Eltern ihre Tochter mit einem ausgerissenen Herz und ohne Blut im Körper gefunden. Sie dachten, dass es das Werk böser Mächte war und gingen zu dem damaligen Pfarrer nach Jełowa/Jellowa, um entsprechende Gebete zu halten und das Böse wegzujagen. Doch hin und wieder starben auf dieselbe mysteriöse Art und Weise junge Mädchen. Der Mann konnte sein Geheimnis nicht länger verheimlichen und gestand seine Tat. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass alle verstorbenen Mädchen etwas gemeinsames hatten – sie waren alle noch nicht verheiratet. Als sie die Kirche besuchten, setzten sie sich immer in die Bänke über dem Grabmal, wo auf sie der Fluch der Mumie bereits wartete. Diese Geschichte lebt unter den Bewohnern bis heute. In die Bänke über dem Grabmal setzen sich nämlich heutzutage nur Witwen und Ehefrauen. Hiervon kommt der Name „Laskowitzer Tod‘“, erklärte Pach.

Eine andere Geschichte besagt, dass eines Tages ein fremder, elegant gekleideter Mann nach Laskowice/Laskowitz kam. Er bat den Küster, ihn zu der Holzkirche zu bringen. Dort ging er ins Grabmal rein, öffnete den Sarg, beugte sich über die Mumie, und sagte „In solcher Weise musste ich dich finden“. Nachdem er diesen Satz aussprach, stieg er wieder in seine Kutsche ein, die im Nebel verschwand. Bis heute hat keiner den Mann oder die Kutsche wiedergesehen.


Der Innenraum der Kirche in Laskowice/Laskowitz / Foto: Paulina Kuc, polenjournal.de

Ein Teufelsort?

Düstere Geschichten sind jedoch nicht nur mit der Mumie verbunden. Laut einer der Legenden haben Kosaken und Tataren nach der Schlacht bei Pitschen/Byczyna im Jahre 1588 Laskowice/Laskowitz überfallen. Während einer Messe sind sie in die Kirche eingedrungen und haben den Pfarrer am Altar mit Äxten zerhackt. Angeblich haben sie auch den Küster mit Händen und Beinen an vier Pferde gebunden, die in verschiedene Richtungen anfingen zu laufen und den Körper des Mannes zerrissen.

Man sagt auch, dass in Laskowice/ Laskowitz einige Zeit lang gegenüber des alten Wirtshauses immer nachts ein großer Hund mit roten Augen erschien. Das Tier knurrte auf alle Passanten und spuckte angeblich aus seinem Maul sogar mit Feuer. Im selben Wirtshaus sollte hingegen der Teufel selbst seine Zeit verbringen. Er spielte mit betrunkenen Männern Karten um ihre Felder, Tiere und Bauernhöfe, um schließlich ihre Seelen zu bekommen.

 

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Ein Totenkopf mit einer Sanduhr

Es gab Stimmen, dass die Mumie in ein Museum verlegt werden sollte. Doch dazu kam es nie. „Es gab Ideen, die Mumie vor dem Ersten Weltkrieg in ein Museum zu bringen, aber die Forscher konnten sich hierbei nicht einigen. Die Gegner der Idee fanden, dass wegen der eigenständigen Mumifizierung, die Mumie während des Transportes auseinanderfallen wird. Deswegen hat man sie hier gelassen“, erklärte der Lokalhistoriker. Die Laskowitzer Mumie wurde also mit der Zeit zum Teil des Dorfes, obwohl sie lange immer noch Angst bei den Bewohnern auslöste. „Heute ist sie zwar ein Teil der Ortschaft, aber die Menschen haben sie jahrhundertelang gefürchtet. Sie bezeichneten die Mumie als den Laskowitzer Tod. Erst in den 30. Jahren des 20. Jahrhunderts begann man sie zu besuchen, zu beobachten, und man kann sagen, dass sie mit der Zeit zur Attraktion von Laskowice/Laskowitz wurde“, kommentiert Daniel Pach, der vor der Mumie auf jeden Fall keine Angst hat und sie gerne den Touristen zeigt.

Es ist jedoch nicht die einzige Sehenswürdigkeit von Laskowice/ Laskowitz. In derselben Kirche hat man nämlich Teile einer Polychromie gefunden, die sich einst auf den Wänden des Gotteshauses befand. Bis zum Jahr 2010 konnte man diese Information nur in mündlichen Überlieferungen der Bewohner finden, die auch erklärten, dass sie wegen des Teiles in der Nähe des Presbyteriums übermalt wurde. Dort hat die Polychromie nämlich die Hölle dargestellt, die so schrecklich sein sollte, dass Menschen, die sie betrachtet haben, Angst um ihr Schicksal hatten.

Weil vorerst nur ein paar Teile der Polychromie entdeckt wurden, weiß man nicht genau, was sich auf den Wänden der Kirche verbirgt. Auf den bereits enthüllten Fragmenten kann man sehen, dass in einem Teil sich ein Totenkopf mit einer Sanduhr befindet, in der jedoch kein Sand, sondern nach dem Grundsatz ‘Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub‘, Asche rieselt. „Besonders interessant ist die Figur der Anna selbdritt, die ihren Enkel, Jesus Christus und seine Mutter, Maria hält. Interessant ist auch, dass auf dem St.-Anna-Berg sie im Jahr 1910 gekrönt wurde und hier in Laskowice/Laskowitz ein Maler auf ihre Schläfe eine Krone bereits am Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts aufgesetzt hatte“, so Daniel Pach. Es gibt auch andere Fragmente der Polychromie, doch wegen der sehr kleinen entdeckten Fläche ist es schwer festzustellen, was und wer sich auf ihr befindet.

Die Notwendigkeit einer Renovierung

Leider ist die Kirche dringend renovierungsbedürftig. Aus diesem Grund startete Pach zusammen mit dem Verband der Freunde der Ortschaft Laskowice/Laskowitz (poln. Stowarzyszenie Przyjaciół Wsi Laskowice) letztes Jahr eine Initiative mit dem Ziel das Gotteshaus zu retten. „Wir fingen an Geld für eine neue Dachdeckung zu sammeln. Das ist uns gut gelungen, also denke ich, dass wir nächstes Jahr mit den Arbeiten anfangen werden. Am wichtigsten ist doch, dass der Kopf nicht nass wird, um weiter Renovierungsarbeiten durchführen zu können. Es steht uns viel Arbeit bevor, das Aufdecken der Polychromie, Schimmelbeseitigung, Beseitigung von Würmern. Es sind also sehr große Summen“, erklärt der Lokalhistoriker. Wie will man jedoch während der ganzen Renovierungsarbeiten mit der Mumie umgehen? Daniel Pach versichert, dass man sich um den Laskowitzer Tod nicht sorgen muss – „Mit Sicherheit wird ihr nichts passieren, weil jede Etappe der Renovierung, sogar die aufwendigste, also die mit dem Aufdecken des Daches, so durchgeführt und abgesichert wird, dass Wasser oder Schnee keine Möglichkeit haben hier rein zu kommen. Erschütterungen werden auch nicht vorgesehen.“

An den Mumien aus Rożnów/Rosen (mehr dazu hier) hat man bereits Untersuchungen durchgeführt. Ob die Laskowitzer Mumie ebenfalls untersucht wird, ist nicht sicher. Der Lokalhistoriker erklärt jedoch, dass es möglich ist, dass während der Renovierung jemand kommen wird, der Untersuchungen und Analysen der Mumie durchführen möchte und die Pfarrgemeinde Tuły/Thule gegenüber dieser Eventualität offen sei. Es ist allgemein bekannt, dass es in Rożnów/Rosen zu Schändungen der dort liegenden menschlichen Überreste kam. In Laskowice/Laskowitz gab es dieses Problem nicht. Außer des Mannes aus der Legende, der den Ring für seine Geliebte gestohlen hat, blieb das Grabmal unversehrt. Den Bewohnern der Ortschaft gab die Mumie einen Nervenkitzel, bereitete ihnen Angst, weswegen keiner sie freiwillig sehen wollte.


Die Kirche in Tuły/Thule (Foto ZVG. von Daniel Pach)

Gott mit uns

Laskowice/Laskowitz wird von immer mehr Touristen entdeckt. Das Dorf besuchten sogar Personen aus Peking und den USA, die die Gegend sogar als “das schlesische Pharaoland” bezeichnet haben, weil sich in der Ortschaft eine Mumie und in der naheliegender Ortschaft Tuły/Thule Grabmäler mit Särgen befinden. Schließlich ist auch die Geschichte von Tuły/ Thule sehr interessant. Die Familie von Blacha hat besonders viel für die Ortschaft gemacht. Tuły/ Thule war lange Zeit ein Dorf ohne Kirche, das zu der Pfarrgemeinde Bogacica/Bodland und später zu der Pfarrgemeinde in Lasowice Wielkie/Gross Lasowitz gehörte.

„Wir kommen zu dem Moment, als Tuły/Thule Eduard von Blacha von seinem Vater Ernest übernimmt. Er heiratet Berta von Wallhofen und bekommt mit ihr seinen ersten Sohn, der jedoch verstirbt. Dann werden noch zwei weitere Jungen geboren, aber auch sie sterben im Kindesalter. Danach kommen drei Töchter auf die Welt. Man muss jedoch betonen, dass von Blacha seinen Namen an einen männlichen Nachkommen weitergeben will, also wartet er immer noch auf einen Sohn. Er fährt mit seiner Frau nach Rom und gelobt im Vatikan vor dem Papst Pius IX, dass er aus Dankbarkeit eine Kirche bauen wird, wenn nur Gott ihm einen Sohn schenken wird. Es geht kein Jahr vorüber und auf die Welt kommt ein Kind – der ersehnte Junge, der einen außergewöhnlichen Namen bekommt – Emanuel, was nach der Bibel ‚Gott mit uns‘ bedeutet. Von Blacha muss also sein Gelöbnis erfüllen und will den Bau der Votivkirche beginnen. Es ist jedoch das Jahr 1847, in Schlesien finden Bauernaufstände statt. Der Grundstein wird also erst in 1854 gelegt“, erklärt Daniel Pach.

Das Gotteshaus wurde von einem bekannten Architekten, Alexis Langer, entworfen und der Bau dauerte drei Jahre. Es ist eine gemauerte Kirche im neugotischen Stil. Weil Langer von der Gotik fasziniert war, enthält die Kirche alle Eigenschaften eines reinen gotischen Stils, obwohl sie aus einer neugotischen Periode stammt. 

Wegen der vielen Leiden, die Berta von Blacha durchlebte, wurde die Kirche, die eigentlich eine Maria – Empfängnis – Kirche werden sollte, der Mater Dolorosa geweiht. Die Familie von Blacha hat sie jedoch nicht lange an der neuen Kirche erfreut, denn im Jahr 1860 ist Eduard von Blacha verstorben und ein Jahr später auch seine Ehefrau, Berta. In 1863 im Alter von 16 Jahren in Frankreich in Dijon stirbt auch ihr geliebter Sohn, Emanuel. Alle wurden in einem Familiengrabmal begraben, das sich unter der Kirche befindet. An diesem Ort ruhen auch die Töchter von Eduard von Blacha zusammen mit ihren Ehemännern, wie auch die Eltern von Berta. Heute befinden sich dort 16 Särge. In einem zweiten Grabmal, der sich auf dem Friedhof in Tuły/Thule befindet, liegen in Blechsärgen die Schwiegereltern einer der Töchter.

Im Jahr 1867 haben die Töchter von Blacha Tuły/ Thule dem Baron von Fürstenberg verkauft, der sich entschieden hat, ein weiteres Grabmal in der Ortschaft zu bauen. Nicht viel später wurde dort die erste Person begraben, die Ehefrau des Barons, Agnes von Fürstenberg, die nach der Geburt ihres letzten Kindes an Kindbettfieber starb. Mit der Zeit wurde die Zahl der Särge immer größer. Heute kann man das Grabmal unter der Kirche in Tuły/Thule besuchen und sich die Särge der Familie von Blacha ansehen. Die Särge der Fürstenbergs im Grabmal am Friedhof befinden sich hingegen unter Epitaphien.


Innenraum der Kirche in Tuły/Thule, Foto ZVG. von daniel pach

Verwüstungen

„Die Kirche wurde im Jahr 1945 durch die Rote Armee geschändet, die im Hauptschiff Pferde gehalten hat. Zum Glück kam jemand auf die Idee, das ganze Gotteshaus mit einer dicken Schicht von Stroh und Heu zu polstern. Dadurch wurde der Originalboden, der sich noch bis heute in der Kirche befindet nicht zerstört. In demselben Jahr kam es sogar zum Einbruch in das Grabmal der Familie von Blacha. Die Diebe hofften, dass die Toten mit vielen Kostbarkeiten begraben wurden, doch es stellte sich heraus, dass sie nichts für die Reise in die andere Welt mitgenommen hatten“, erklärt der Lokalhistoriker.

In der Kirche befindet sich auch bis heute die originelle Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert. Im Jahr 2007 hat man in Tuły/Thule das 150-Jahre-Jubiläum der Konsekration der Kirche gefeiert. Man renovierte den Kirchenturm, Seitenpfeiler, die Außenwände und das Grabmal der Familie von Blacha. Man hat auch die Innenwände bemalt und beauftragte die Renovierung der Orgel. Vor ein paar Jahren fing der Torluftschleier Feuer, weswegen das Gotteshaus komplett mit Ruß bedeckt war. Nach diesem Geschehen kehrte man unter dem Auge des Denkmalschützers zu den Wandfarben aus Zeiten der Entstehung der Kirche zurück.

Die Suche nach Emanuel

„In den letzten Jahren gelang es mit ein paar Fotografien sehr viele Informationen über die Familie von Blacha zu sammeln. Ich habe sogar ein paar Fotos von Eduard, Berta und einer ihrer Töchter. Es bedeutet mir viel ein Foto von Emanuel zu finden, aber leider ist mir das noch nicht gelungen. Schließlich war er der Grund für den Bau dieser Kirche. Leider ist es sehr schwer Fotos aus seiner Lebenszeit zu finden. Letztes Jahr hat man alle möglichen Archive in Deutschland und Polen durchgesucht und nichts gefunden. Ich hoffe, dass sich jemand finden wird, der ein Foto, Daguerreotypie aus dieser Zeit hat und mich kontaktieren wird“, kommentiert mit Hoffnung Daniel Pach.

Wieso lohnt es sich also solche Orte zu besuchen? Jeder der einen Nervenkitzel sucht, wird ihn bestimmt beim Anschauen des Laskowitzer Todes oder beim Anhören der gruseligen Legenden, fühlen. Vielleicht hat jemand bereits ein Foto von Emanuel gefunden und wusste nichts über sein Leben und wie viel er den Bewohnern von Tuły/Thule bedeutet. Laskowice/Laskowitz und Tuły/Thule sind ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass sogar in den kleinsten Ortschaften die interessantesten Geschichten warten können. Das Einzige was man machen muss, ist anfangen zu zuhören.

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