So schneidet Polen im Vergleich zu anderen Ländern ab.
Aus einem Bericht des Beratungsunternehmen PwC geht hervor, dass im Falle von Arbeitnehmern mit einem durchschnittlichen Lohn, 29% des Gehalts für Steuern und Abgaben anfällt. Im Vergleich zur vorherigen Auflage des Reports Arbeit in der Europäischen Union: Steuern und Abgaben ist es in dieser Hinsicht zu keinen Veränderungen gekommen. Ein Nettolohn in Höhe von 71% des Gesamtgehalts beschert den Arbeitgebern in Polen den 16. Platz in der EU. Die Liste wird von Zypern (91%), Malta (81%) und Estland (79%) angeführt. Düster sieht es dagegen für Arbeitnehmer in Belgien (59%), Deutschland und Slowenien (beide 62%) aus.
Die Analytiker von PwC haben auch das Einkommen einer durchschnittlichen polnischen Familie (zwei Erwachsene darunter ein erwerbstätiger, zwei Kinder) unter die Lupe genommen. Auf dem Konto bleiben 74% des Bruttolohnes, während der EU-Durchschnitt bei 77% liegt. Auch in dieser Zusammenstellung liegt Zypern mit 91% vorne. Der letzte Platz ging an Österreich (67%).
Unseren Analysen zufolge ist die Belastung der Arbeitnehmer in Polen mit Blick auf die Einkommenssteuer und die Abgaben an die Sozialversicherungsanstalt ZUS, sehr ähnlich wie im EU-Durchschnitt. Die Steuersätze in Höhe von 18% und 32%, sowie die Gesamtabgabe für ZUS in Höhe von 35%, platziert Polen in die Mitte des Rankings. Bei der Unterstützung der Familien liegt das polnische Steuersystem wiederum unterhalb des EU-Durchschnitts, denn in vielen Ländern wurden Steuerentlastungen für Familien eingeführt, die die Belastung zusätzlich mindern – erklärt Tomasz Baranczyk, Komplementär von PwC in Polen.
Welchen Einfluss nimmt die Steuerbelastung auf Gutverdiener? Interessanterweise hat ein vermögender Single, dessen Gehalt fünf Mal so hoch ist als der Durchschnittslohn, 66% seines Bruttogehalts in der Tasche. Wohlhabende Familien in Polen können wiederum auf 69% des Bruttolohnes hoffen.
Steuern und Abgaben in der EU
Laut PwC dominieren in Europa weiterhin progressive Steuersysteme. Die höchsten Steuersätze gelten in Schweden (57%), Österreich (55%), Portugal (53%), in den Niederlanden (52%) sowie in Dänemark (51,95%). Lineare Steuersätze gelten wiederum nur in 6 der untersuchten Länder.
2016 hält der Trend zur Minderung der Belastung im Bereich der Einkommenssteuer in der Europäischen Union weiter an. Fünf Länder haben die Steuersätze gesenkt, andere haben die Steuersätze valorisiert, wie etwa Österreich, Belgien, die Niederlande oder Deutschland. Man kann davon ausgehen, dass dieser Trend auch in den kommenden Jahren fortgesetzt wird und auch die verbleibenden Staaten danach streben werden. Nur wenige Länder entschieden sich für eine Steuererhöhung und wenn schon, dann nur für reiche Bürger wie etwa in Österreich oder Griechenland – so Joanna Narkiewicz-Tarłowska, Direktorin der Steuer- und Rechtsabteilung von PwC.
Zusätzlich haben sich sechs Staaten entschieden, den Steuerfreibetrag zu erhöhen (u.a. Deutschland).
In Polen beobachten wir in den letzten Jahren eine steigende Belastung bei der Einkommenssteuer und den Sozialabgaben, was auf die fehlende Valorisierung des Steuerfreibetrags und die Anhebung der Beitragsgrenze zurückzuführen sei. 2016 hatte Polen noch einen der niedrigsten Steuerbeträge. Eine Neuregelung gilt zwar seit 2017, doch zu spüren bekamen es nur Personen mit einem Jahreseinkommen bis zu 11 Tsd. Zloty. Der Rest der zahlreichen Steuerzahler wird diese Veränderungen gar nicht spüren oder verliert die Möglichkeit den Steuerfreibetrag abzusetzen – so Grzegorz Ogórek, Manager in der Steuer- und Rechtsabteilung von PwC.