Polen belegt den dritten Platz im Investitionsattraktivitätsranking der Staaten der Region MOE und der Ostsee-Anrainerländer. Bei einem verschärften Wettbewerb liegen Estland und Tschechien minimal vorne. In den Jahren 2016 bis 2018 belegte Polen den zweiten Rang und zuvor, von 2013 bis 2015, den Spitzenplatz im Ranking. Positive Bewertungen erhält Polen von ausländischen Investoren vor allem für die EU-Mitgliedschaft, die Personalqualität und den Zugang zu Zulieferern. Kritisch bewertet wurde das Land für die geringe Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik. Das ergibt sich aus der 14. Ausgabe der Konjunkturumfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer, die in Zusammenarbeit mit 14 anderen in Polen tätigen bilateralen Kammern, die der International Group of Chambers of Commerce angehören, durchgeführt worden ist. An der Umfrage haben 205 ausländische Unternehmen, die in Polen aktiv sind, sowie insgesamt rund 1400 in Europa teilgenommen.
Was war besser, was muss korrigiert werden?
Die EU-Mitgliedschaft und die Personalqualität (Qualifikationen von Mitarbeitern, ihre Motivation und ihr Engagement) sowie die gute Verfügbarkeit lokaler Zulieferer tragen zum positiven Erscheinungsbild Polens bei den letzten Ausgaben der Umfrage bei. 2019 ist zur Spitzengruppe der am besten bewerteten Attraktivitätsfaktoren Polens die Zahlungsdisziplin der Firmen hinzugekommen. Die nächsten Ränge nehmen die Qualität des Hochschulwesens und der Zustand der Infrastruktur ein. Die schlechtesten Noten wurden traditionell für den Regulierungsbereich verliehen, nämlich die Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik und die politisch-gesellschaftliche Stabilität. Die Vorhersehbarkeit der Wirtschaftspolitik wurde mit 2,3 Punkten (von fünf möglichen) bewertet. Zum ersten Mal nimmt sie die letzte Position in der Liste der 21 Investitionsfaktoren ein, die bei der Umfrage berücksichtigt worden sind.
Ähnlich wie im vergangenen Jahr weisen die Firmen auf eine geringe Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter und wachsende Lohnkosten hin. Die erwartete durchschnittliche Lohnsteigerung in der polnischen Wirtschaft im Jahr 2019 ist jedoch wesentlich geringer als bei der letztjährigen Umfrage. 2019 wird sie mit ca. 3,7 % angegeben. Im Frühjahr 2018 prognostiziert worden waren 6,2 %.
Gute laufende Wirtschaftslage, aber schlechtere Perspektive
Über die Hälfte (54,4 %) der befragten ausländischen Investoren in Polen schätzen die aktuelle Wirtschaftslage als gut ein. Weitere 37,7 % erteilten die Note „zufriedenstellend”, eine negative Bewertung nahmen nur 7,8 % der Befragten vor. Schlechter als im vergangenen Jahr wird die Entwicklungsperspektive eingeschätzt. Nur fast 15 % der Befragten meinen, dass sich die wirtschaftliche Situation verbessern wird (im vergangenen Jahr waren es ca. 34 % der Investoren). Die entschiedene Mehrheit denkt, dass die Situation unverändert bleiben wird, aber mehr als ein Viertel der Unternehmer glaubt, dass sich die wirtschaftliche Lage 2019 verschlechtern wird. Somit hat sich der Anteil der pessimistischen Wirtschaftsprognosen im Vergleich mit der Umfrage im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt.
Firmen äußern sich weiterhin optimistisch über ihre Situation
Die befragten Unternehmer schätzen jedoch die Lage ihrer eigenen Firmen ziemlich optimistisch ein. 60 % sagen, dass sie gut sei, rund 36 % bezeichnen sie als zufriedenstellend. Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten dabei, dass sich die Situation ihrer Firma ähnlich wie 2018 gestalten wird. 36 % der Unternehmer rechnen mit einer Verbesserung. Darüber hinaus geht fast die Hälfte der Firmen (48 %) von steigenden Umsätzen aus, 39 % von einem Beschäftigungszuwachs und 37,4 % planen wachsende Investitionsaufwendungen. Trotz der durch das sich rasch verändernde Wirtschaftsrecht ausgelösten Regulierungsunsicherheit und der Herausforderungen durch die Arbeitsmarktsituation bleiben die Unternehmer weiterhin optimistisch, was die zukünftige Tätigkeit ihrer eigenen Firmen in den weiteren Monaten des Jahres 2019 betrifft.
Internationale Konkurrenz verschärft sich, Polen ist Dritter im Ranking
Für 205 ausländische Unternehmen, die in Polen tätig und im Rahmen der diesjährigen Umfrage befragt worden sind, ist Polen der attraktivste Investitionsstandort in der Region MOE. Nach der Gesamteinschätzung von rund 1400 Unternehmern aus mehr als einem Dutzend europäischer Länder, die sich an der Konjunkturumfrage 2019 beteiligt haben, liegt Polen hinter Estland und Tschechien auf dem dritten Platz. Das bedeutet einen Abstieg, nachdem Polen drei Jahre lang (2016-2018) den zweiten Rang belegt hatte. Davor, in den Jahren 2013 bis 2015, war Polen Spitzenreiter des Investitionsattraktivitätsrankings für die Region MOE.
Die internationale Konkurrenz verschärft sich und die in Bewertungspunkten ausgedrückten Abstände zwischen den einzelnen Staaten werden von Jahr zu Jahr kleiner. Estland ist mit 4,2 von 6 möglichen Punkten vom dritten Platz im letzten Jahr an die Spitze des diesjährigen Rankings vorgerückt. Der letztjährige Spitzenreiter Tschechien belegt mit 4,16 Punkten den zweiten Rang. Auf den dritten Rankingplatz zurückgefallen ist Polen mit 4,05 Punkten und liegt minimal vor der Slowakei (4,02 Punkte) und Slowenien (3,98 Punkte). Insgesamt sind im diesjährigen Ranking 20 Staaten berücksichtigt worden: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Belarus, Kroatien, Montenegro, Tschechien, Estland, Kosovo, Litauen, Lettland, Mazedonien, Polen, Russland, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Ukraine und Ungarn.
Über die Umfrage
Die Befragten bewerten die europäischen Länder, unter anderem Polen, in Bezug auf 21 Attraktivitätsfaktoren, die mit einer Skala von 1 bis 5 beurteilt werden, und außerdem direkt europäische Volkswirtschaften mit Noten von 1 bis 6. Sie äußern sich auch über die aktuelle Lage der Volkswirtschaften, in denen sie tätig sind, sowie die Situation ihrer Unternehmen und ihre Entwicklungsperspektiven.
Die Umfrage ist im Februar und März 2019 von der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer in Zusammenarbeit mit 14 anderen bilateralen Kammern in Polen, die der International Group of Chambers of Commerce (IGCC) angehören, durchgeführt worden, nämlich der amerikanischen, österreichischen, belgischen, britischen, französischen, spanischen, irischen, kanadischen, niederländischen, portugiesischen, rumänischen, skandinavischen, schweizerischen und italienischen Kammer. Es handelt sich bereits um die 14. Ausgabe dieser Umfrage. An ihr beteiligt haben sich 205 ausländische Unternehmen, die in Polen aktiv sind, sowie rund 1400 ausländische Investoren in 20 anderen Ländern.
In Polen sind 205 Firmen befragt worden: 137 ausländische Investoren, die aus Deutschland stammen; 12 aus den USA, jeweils neun Investoren aus Österreich und der Schweiz sowie jeweils vier aus Irland, Spanien und Italien. Die übrigen Befragten bildeten in Polen tätige Investoren aus anderen europäischen Ländern.
Quelle: pm / ahk