2018 wuchs die polnische Wirtschaft um 5,1% und verzeichnete dabei das beste Ergebnis seit 2007. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass das Wirtschaftswachstum an der Weichsel heuer 3,8% erreicht. Damit wurden die Prognosen für Polen höher angesetzt als das durchschnittliche Weltwachstum, dass 3,3% erreichen soll. Ein Problem stellt aber die Überlegenheit des Konsums gegenüber den Investitionen.
– Die Konjunktur in Polen ist derzeit sehr gut. Der Konsum wächst, Investitionen wachsen und das polnische BIP wächst am schnellsten gegenüber den benachbarten Ländern. Wir gehen für 2019 von einem Wachstum von rund 4% aus. Das ist sehr hoch – erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Newseria Biznes Anna Trzecińska aus der polnischen Nationalbank.
– Die Prognosen für die kommenden Jahre hängen selbstverständlich von den Haupthandelspartnern und der Lage in der Eurozone. Diese wird schlechter, wir haben dementsprechend eine Wachstumsverlangsamung und eine kleine Abschwächung. Gleichzeitig dürften die Ankündigungen der polnischen Regierung im Bereich der Geldpolitik das BIP-Wachstum stärken – so die Expertin.
Als interessant erscheinen auch die Daten, die das Ministerium für Unternehmertum und Technologie unter Berufung auf den Internationalen Währungsfonds veröffentlichte. Laut dem Bericht kann sich das Weichselland mit einem Pro-Kopf-BIP von knapp 32.000 US-Dollar rühmen. Das entspricht zu 74% des durchschnittlichen BIP der EU. 2018 war dieser Indikator um satte 5.200 USD höher als noch 2015. Im selben Zeitraum wuchs der EU-Durchschnitt um rund 4.600 USD. Anfang des Jahrhunderts lag der Einkommensunterschied zwischen einen Polen und einem Europäer bei 48%. 2012 waren es bereits 66% und drei Jahre später 69%. 2018 stellte das Einkommen eines Polens 74% des durchschnittlichen Einkommens eines Europäers dar.
Das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre war vor allem durch den Konsum geprägt, der wiederum durch das polnische Kindergeld (500+) und die steigenden Löhne unterstützt wurde. Der Import nahm stärker als der Export zu und dementsprechend war die Handelsbilanz negativ. Laut den neuesten Einschätzungen gab es jedoch 2018 eine Trendwende in diesem Bereich. Die Investitionsausgaben wuchsen um 1,4% stärker als ursprünglich angenommen und erreichten 8,7%. Damit hat man das Konsumwachstum und die Exporte übertroffen.
– Auf der einen Seiten haben wir die Wirtschaftsverlangsamung aber auf der anderen Seite eine recht expansive Haushaltspolitik und in gewissem Sinne auch eine lockere Finanzpolitik. Das sind zwei Faktoren, die Einfluss auf das Wirtschaftswachstum nehmen – so Krzysztof Kalicki, der Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank Polska, der gleichzeitig warnt, dass das Risiko eines Wirtschaftsaufschwungs zusammen mit den verwaltungsrechtlichen und politischen Risiken die Investitionsausgaben ausbremsen.
Schätzungen der polnischen Nationalbank NBP zufolge, wird 2019 die polnische Wirtschaft um 4% wachsen. Für 2020 wird ein Wachstum von 3,7% erwartet und für 2021 3,5%. Gleichzeitig erwartet man einen neutralen Beitrag der Nettoexporte, einen steigenden Haushaltskonsum und eine Abschwächung von Investitionsausgaben.
– Ich glaube, dass dies das große Problem ist, denn in anderen Worten – sollten wir den Konsum unterstützen und so das Wirtschaftswachstum ankurbeln oder sollten wir mehr Aufmerksamkeit den Investitionen schenken, um eine Grundlage für eine langfristige Entwicklung zu schaffen – überlegt Krzysztof Kalicki. – Mir scheint, dass der politische Druck und der Kampf um die Macht sich leider negativ auf die langfristige Entwicklung des Landes auswirken. Der Wille die Wahl zu gewinnen, unterdrückt ein wenig den gesunden Menschenverstand – erklärt Kalicki gegenüber der Nachrichtenagentur Newseria Biznes.