Polnische Transportunternehmen kämpfen seit mehr als zwei Jahren mit einem Rückgang der Aktivität. Einen so schlechten Lauf hatte die Branche seit 2004 nicht mehr. Infolgedessen hat Polen, das seit sechs Jahren in der EU führend im Güterkraftverkehr ist, Marktanteile zugunsten von Deutschland und Spanien verloren. In der Branche gibt es jedoch zunehmenden Optimismus.
Im Jahr 2024, wie aus den kürzlich veröffentlichten Eurostat-Daten hervorgeht, lag der Marktanteil polnischer Unternehmen im EU-Gütertransportmarkt bei 19,7%. Ihre Transportarbeit erreichte mehr als 368 Millionen Tonnenkilometer. Kein anderes Land konnte mit einem solchen Ergebnis aufwarten. Der Marktanteil Deutschlands, das den zweiten Platz belegte, betrug 15%, gefolgt von Spanien, das 14,5% erreichte. Weitere Länder lagen bereits unter 10% Marktanteil.
Während die gesamte EU im Jahr 2024 die Transportarbeit von Unternehmen im Güterkraftverkehr um 0,6% steigern konnte, sank diese in Polen um 2,5%. Dies führte zu einem ersten Rückgang des Marktanteils polnischer Unternehmen seit 2018 – von den Rekordwerten von 20,3 % im Jahr 2023. Der Marktanteil Deutschlands nahm ebenfalls ab, jedoch in geringerem Maße (um 0,4 Prozentpunkte), während der Anteil Spaniens stieg (um 0,3 Prozentpunkte).
Rückgang für polnische Unternehmen
Das vergangene Jahr war bereits das zweite Jahr in Folge, in dem polnische Transportunternehmen einen Rückgang der Transportarbeit verzeichneten. Es ist die erste derart schlechte Phase seit dem EU-Beitritt Polens, der den spektakulären Aufstieg dieser Branche an der Weichsel einleitete.
Zudem verschärfte sich der Rückgang, obwohl sich die Konjunktur im gesamten europäischen Markt verbesserte. Im Jahr 2023 sank die Transportarbeit polnischer Unternehmen um 1,9%, wobei der Rückgang im gesamten EU-Gütertransportmarkt 3,2% betrug. Deshalb stieg Polens Marktanteil in diesem Zeitraum sogar an.
Dies war ein Wendepunkt für die Branche
Polen bleibt eine Macht im Straßen-Güterverkehr innerhalb der EU. Ein gutes Beispiel dafür ist die Tatsache, dass nur ein Land in der Vergangenheit einen Marktanteil von etwa 20% hatte, nämlich Deutschland vor 2015. Dabei ist in dieser Statistik auch der Inlandsverkehr berücksichtigt. Wohlhabendere und größere Länder haben so einen natürlichen Vorteil.
Die Tatsache, dass im Jahr 2024 die Aktivität polnischer Transportunternehmen zurückging, während der gesamte EU-Markt auf Wachstumskurs zurückkehrte, deutet darauf hin, dass die Branche derzeit mit lokalen Problemen zu kämpfen hat. Eines dieser Probleme sind die Arbeitskosten. Diese stiegen in Polen in den letzten Jahren schneller als in den meisten anderen EU-Ländern. In der Transportbranche wuchsen sie sogar schneller als im Durchschnitt der polnischen Wirtschaft.
Ein Wendepunkt war hier das Jahr 2022, als neue EU-Vorschriften (das sogenannte Mobilitätspaket) in Kraft traten, die das Gehalt polnischer Fahrer im internationalen Transport erhöhten. Dies fiel mit dem Überfall auf die Ukraine zusammen, was dazu führte, dass viele in Polen beschäftigte Fahrer das Land verließen.
Vorher war das durchschnittliche Gehalt im Landverkehr (laut GUS umfasst dieser Sektor alle Transportmittel auf dem Landweg, einschließlich Rohrleitungen, sowie den Personenverkehr, wobei der Gütertransport den größten Teil ausmacht) nicht nur niedriger als im gesamten Unternehmenssektor, sondern stieg auch langsamer. Im Jahr 2011 lag das durchschnittliche Gehalt im Landverkehr bei 91% des Durchschnitts im Unternehmenssektor. Ein Jahrzehnt später lag es nur noch bei 82%.
Ab Anfang 2022 bis Anfang 2025 stiegen die Löhne im Transportsektor jedoch um fast 62%, während die breite Wirtschaft um weniger als 40% wuchs. Infolgedessen weichen die Löhne im Transportsektor heute nur noch etwa 5% vom landesweiten Durchschnitt ab. In Umfragen des Hauptstatistikamtes gaben mehr als 70% der Unternehmen in diesem Sektor hohe Arbeitskosten als eine Geschäftshürde an.
Unternehmen verlieren an Rentabilität und entlassen Mitarbeiter
Das erwähnte Mobilitätspaket erhöhte auch andere Betriebskosten der Transportunternehmen. Dazu gehört die verpflichtende Umstellung auf Tachographen, welche die Arbeitszeiten der Fahrer aufzeichnen. Gleichzeitig hemmte die Konjunkturabschwächung in der europäischen Wirtschaft, die sich 2023 nach zwei Jahren lebhaftem postpandemischem Wachstums zeigte, den Anstieg der Aktivitäten der Transportunternehmen.
In jenem und dem darauffolgenden Jahr stieg das BIP der Europäischen Union real nur um 1,6%, im Vergleich zu 10% in den beiden vorangegangenen Jahren. Das Exportvolumen von Waren aus den EU-Staaten (einschließlich der Exporte in andere EU-Mitgliedstaaten) sank um fast 2%. Zuvor war es in den Jahren 2021-2022 zweistellig gestiegen.
In Polen stiegen sowohl das BIP als auch der Warenexport deutlich schneller als im EU-Durchschnitt (3,2% bzw. 7,6% in den letzten beiden Jahren), doch die Abkühlung im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Jahren war ebenfalls deutlich. Vor allem die Aktivitäten im polnischen Schwerlastverkehr, der zu einem großen Teil internationale Transporte abwickelt, sind stärker von der Konjunktur bei den Nachbarländern abhängig als von der polnischen Wirtschaft.
Gleichzeitig war Deutschland das Zentrum der Schwäche der europäischen Wirtschaft. Zudem kam es ab 2022 zu einem Stillstand des Handelsaustauschs zwischen der EU und Russland, den auch polnische Transportunternehmen teilweise abgewickelt hatten.
Externe Märkte sind für polnische Unternehmen extrem wichtig
Die externen Märkte sind für polnische Spediteure extrem wichtig. Man sieht eine zunehmende Divergenz zwischen den Tonnenkilometern, die von polnischen Spediteuren zurückgelegt wurden, und dem Volumen der transportierten Güter.
Das bedeutet, dass sich der durchschnittliche Abstand, auf dem jede Tonne Ware transportiert wurde, verlängerte. Im Jahr 2024 – obwohl die Konjunktur in Polen besser war als im Ausland, was theoretisch die Nachfrage nach Transportdienstleistungen im Land steigern sollte – erreichte dieser Abstand den höchsten Stand in der Geschichte. Die Kombination dieser negativen Tendenzen wirkte sich deutlich auf die finanzielle Lage der Transportunternehmen aus.
Wie ein kürzlich erschienener Bericht von Credit Agricole zeigt, sank die Nettorentabilität der Unternehmen im Straßengüterverkehr, die in den Jahren 2021-2022 bei 5-6% lag, 2023 auf etwa 4% und im vergangenen Jahr auf etwa 2%. Dies führte zu einem Anstieg der Zahl von Insolvenzen und Restrukturierungsverfahren. Infolgedessen kam es zu einem Rückgang der Beschäftigung in den Transportunternehmen.
Die Zahl der Arbeitsplätze im Landverkehr (wiederum unter Berücksichtigung aller Transportmittel auf dem Landweg) erreichte im Frühjahr 2024 ihren Höhepunkt. Seitdem ist sie um 2,8% gesunken. Im gesamten Unternehmenssektor ist die durchschnittliche Beschäftigung (umgerechnet auf Vollzeitstellen) im gleichen Zeitraum um 0,8% gesunken. Der Anteil des Transportsektors an der Gesamtbeschäftigung im Unternehmenssektor, der über mehrere Jahre hinweg fast kontinuierlich wuchs, begann nun langsam zu sinken.
Optimismus für die Zukunft
Im genannten Bericht schätzen die Ökonomen von Credit Agricole, dass die polnische Transportbranche den schwächsten Konjunkturzeitraum wahrscheinlich hinter sich hat. Ihre Aussichten seien „mäßig positiv“. Sie erklären, dass dies auf bereits umgesetzte oder geplante Infrastrukturinvestitionen in Polen zurückzuführen ist. Diese sollen den Straßentransport verbessern.
Dies sollte das weitere Wachstum des Logistiksektors in Polen fördern, einschließlich des Baus neuer Distributionszentren internationaler Logistikbetreiber. Gleichzeitig gibt es bereits erste Anzeichen einer Erholung in der europäischen Wirtschaft. Der Anstieg der Zölle auf Exporte aus der EU in die USA könnte den innergemeinschaftlichen Handel ankurbeln.
Unter den neuen Herausforderungen, mit denen Transportunternehmen konfrontiert sein werden, nennen die Analysten von Credit Agricole die Wiedereinführung der Grenzkontrollen zwischen Polen und Deutschland sowie zwischen Polen und Litauen. Dies könnte den Warenfluss auf einigen Strecken stören und die Lieferzeiten verlängern. Infolgedessen könnten die Kosten für den Transport steigen.
Die Ergebnisse der GUS-Umfragen deuten jedoch darauf hin, dass sich die Stimmung in den Unternehmen des Landverkehrssektors derzeit verbessert. Im Juni lag der Index zur Bewertung der aktuellen Situation in diesem Sektor bei -6,7 Punkten. Das bedeutet, dass immer noch mehr Unternehmen eine Verschlechterung der Situation melden als eine Verbesserung. Der Unterschied war jedoch der geringste seit Dezember 2021. Im Jahr 2024 lag dieser Index im Durchschnitt bei -14 Punkten.
Quelle: money
Foto: Pixabay
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