Mit Henryk Galwas, dem Vorstandsvorsitzenden der Wirtschaftskammer Oppeln, sprach Krzysztof Świerc
Ist nach Ihrer Einschätzung die Woiwodschaft Oppeln in wirtschaftlicher und investiver Hinsicht interessant genug im Vergleich zu den angrenzenden Regionen?
Es ist unbestritten, dass das Oppelner Land ein attraktiver Ort für potenzielle Investoren ist, da es sich rasch entwickelt, wenn auch nicht überall gleich. Ein Blick auf die Karte der Region genügt, um zu sehen, dass es hier eine Unterteilung in wirtschaftlich dynamischere und weniger dynamische Städte gibt. Dabei ist die Stadt Oppeln meines Erachtens der mit Abstand attraktivste Investitionsstandort. Dies ist in sehr hohem Maße auf eine tüchtige Investitionsabteilung im Oppelner Rathaus zurückzuführen, der es gelungen ist, bereits sehr viele interessante Unternehmen in die Stadt zu holen. Und es sollen nach jüngsten Informationen demnächst noch weitere dort die Klinke in die Hand nehmen. Auch Kreuzburg befindet sich in einer guten wirtschaftlichen Verfassung. Ein Beleg dafür ist, dass die Stadt inzwischen ein Problem damit hat, neue Investitionsflächen anzubieten, da man bereits so gut wie alle verfügbaren vergeben hat. Auf den weiteren Plätzen dieser Rangliste sehe ich Neiße und Kandrzin-Cosel. Doch obwohl es, gemessen an der Woiwodschaft Oppeln, große Städte sind, stehen sie im Bereich Wirtschaft und Investitionen dennoch ganz deutlich hinter Oppeln und Kreuzburg.
Die Anzahl ausländischer Unternehmer, insbesondere aus den deutschsprachigen Staaten, nimmt seit Jahren sukzessiv in der gesamten Region Oppeln zu. Ist der hohe Anteil an hiesigen Bewohnern, die sehr gut Deutsch können, dabei vielleicht der zentrale Faktor?
Das ist nicht auszuschließen, denn tatsächlich sind bei uns in den einzelnen Branchen problemlos Fachkräfte zu finden, die die deutsche Sprache gut beziehungsweise sehr gut beherrschen. Dies macht es den Investoren aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz gewiss viel leichter, bei uns tätig zu sein. Unser Reichtum und hoher Stellenwert liegt aber auch darin, dass es bei uns noch beträchtliche Arbeitskraftressourcen gibt, was uns ganz deutlich von den benachbarten Woiwodschaften Schlesien und Niederschlesien abhebt. Dort leiden heute zahlreiche Firmen unter mangelnden Arbeitskräften. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass derzeit viele Menschen aus Neiße, Brieg oder gar Oppeln nach Niederschlesien zur Arbeit pendeln. Und es beweist zugleich, dass wir, wie bereits erwähnt, noch recht viel personellen Spielraum haben.
Wie gut steht es Ihrer Ansicht nach derzeit wirklich um die polnische Wirtschaft und in welche Richtung wird diese in den nächsten Jahren gehen?
Meine eigene Erfahrung und Beobachtung sagt mir, dass es der polnischen Wirtschaft eigentlich sehr gut geht und sie tendiert, was ebenso optimistisch erscheint, auch in eine gute Richtung, ähnlich übrigens wie die Woiwodschaft Oppeln. Man sieht das etwa an der sinkenden Arbeitslosigkeit und einem zunehmend starken Interesse westeuropäischer Unternehmen an unserem Land und unserer Region. Dabei bedürfen diese Unternehmen ja eines geeigneten Standards in puncto Dienstleistungen, Lage und Infrastruktur. Das von mir genannte Beispiel ist auch ein ausgezeichnetes Lackmuspapier, denn es zeigt eindrucksvoll, dass wir zu einem wirtschaftlich attraktiven Punkt auf der Landkarte des Kontinents geworden sind. Unser Potenzial ist allerdings groß genug dafür, dass wir noch attraktiver werden könnten. Ob es um unsere Wirtschaft aber so gut bestellt ist, wie es in den polnischen Medien gezeigt wird, weiß ich nicht und will mich lieber nicht zu dem Thema äußern.
Nehmen wir einmal an, dass eine Firma, die sich in der Oppelner Region niedergelassen hat, irgendwann einmal in Schwierigkeiten geraten wird. Sind Sie in der Lage, ihr effektiv eine helfende Hand zu reichen, und wenn ja, in welcher Hinsicht?
Dies hängt weitgehend davon ab, um was für ein Problem es sich handelt, und auch vom Schwierigkeitsgrad. Hat eine Firma beispielsweise personelle Schwierigkeiten, so können wir uns mit Sicherheit einschalten und wirksam helfen. Dies nicht zuletzt, weil wir eng mit Berufsschulen kooperieren, wo wir auch Patronatsklassen gründen, u.a. in baubezogenen, mechanischen und elektrischen Berufen. Deshalb möchte ich nun diejenigen Unternehmen, die Schwierigkeiten haben dazu ermuntern, sich in solchen Problemsituationen an uns zu wenden. Wir werden bestimmt helfen! Zudem sind wir in der Lage, wirkungsvoll im Bereich der Einhaltung des Gesetzes einzugreifen, sooft ein Unternehmer in einem Amt schlecht behandelt wird und die Beamten nachlässig handeln, wodurch der betroffene Unternehmer in Bedrängnis kommt.
Ich folgere daraus, dass Sie von den Ämtern ernst genommen werden und daher den Unternehmen eine Unterstützung garantieren können.
Das stimmt. Die Wirtschaftskammer Oppeln wird als die größte Organisation der wirtschaftlichen Selbstverwaltung in der Woiwodschaft angesehen. Ein Zeugnis dafür ist, dass aktuell sogar 460 Unternehmen bei uns zusammengeschlossen sind! Dies ist eine beachtliche und respektable Zahl, da sollte es nicht wundern, dass die Regierungs- und Selbstverwaltungsbehörden uns einen gewissen Respekt entgegenbringen.
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