Der für 2024 prognostizierte Personalmangel in 29 Berufen wird eher auf ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften zurückzuführen sein als auf einen Anstieg der Nachfrage nach Arbeitskräften.
Lkw-Fahrer führen die Liste der Berufe an, in denen Arbeitgeber in ganz Polen das zweite Jahr in Folge den größten Personalmangel verzeichnen werden. Der Mangel an Lkw-Fahrern wird in diesem Jahr 363 Landkreise betreffen, das bedeutet 91% der Landkreise in Polen. Dies geht aus dem landesweiten Berufsbarometer für 2024 hervor.
Das Barometer, welches seit mehreren Jahren vom Regionalen Arbeitsamt in Krakau (Wojewódzki Urząd Pracy w Krakowie) erstellt wird, ist eine Prognose, die auf der Grundlage von Stellungnahmen von 2.300 mit dem Arbeitsmarkt verbundenen Experten erstellt wird, darunter Arbeitsagenturen, Arbeitsämter und Arbeitgeberverbände. Demnach wird das Jahr 2024 bereits das dritte Jahr in Folge sein, in dem es keinen Beruf gibt, der landesweit einen Überschuss aufweist. Die Liste der Mangelberufe, in denen es mehr Stellenangebote als Bewerber geben wird, hat sich dagegen verlängert.
Tsunami der Demografie
Die diesjährige Liste umfasst bereits 29 Stellen, da sie ab 2023 um Erzieherinnen und Erzieher sowie Angestellte der uniformierten Dienste erweitert wurde. Wie die Autoren des Barometers anmerken, wurde die Veränderung durch die hohe Inflation mit einem realen Rückgang der Löhne im öffentlichen Sektor beeinflusst. Potenzielle Bewerber für Stellen in Vorschulen (und auch in Schulen) werden durch unattraktive Gehälter und die Konkurrenz anderer Berufe abgeschreckt.
Ihr Mangel (der durch eine 33% Erhöhung der Lehrergehälter gemildert werden soll) ist jedoch immer noch weniger akut als der fast landesweit prognostizierte Mangel an Arbeitskräften in den medizinischen Berufen. Zu den drei Spitzenreitern unter den Mangelberufen gehören erneut die Krankenschwestern und -pfleger, die in 88% der Bezirke fehlen und deren Mangel sich in den kommenden Jahren noch verschärfen dürfte. Wie Kamil Sobolewski, Chefökonom bei den Arbeitgebern der Republik Polen, in Erinnerung ruft, gehört Polen bereits zu den drei Ländern der Europäischen Union mit der geringsten Anzahl von Krankenschwestern pro Bevölkerung, und die meisten Krankenschwestern gehen gerade in den Ruhestand.
Bereits in 340 von 380 Landkreisen besteht ein Mangel an Psychologen und Psychotherapeuten, die nach dem Ausbruch der Pandemie auf die landesweite Liste gesetzt wurden. Die Verschlechterung des psychischen Zustands der Polen, die in Umfragen und auch in den Statistiken über Krankschreibungen sichtbar wird, hat die Nachfrage nach diesen Fachleuten in den letzten Jahren stark erhöht. In diesem Jahr sind sie auf dem 2. Platz der Liste mangelnder Berufe.
Ein Job für Wirtschaftswissenschaftler
Zu den Berufen, die landesweit am schwersten zu besetzen sein werden, gehören auch wieder Ärzte und Schweißer, die im Ausland höhere Gehälter anstreben. Auch Elektriker und Elektroinstallateure, Busfahrer und Lehrer für berufliche Fächer werden in drei Vierteln der polnischen Bezirke schwer zu finden sein.
Vieles hängt jedoch von den Regionen ab – die meisten Mangelberufe (jeweils 38 in diesem Jahr) gibt es in den Woiwodschaften Oppeln und Lebus, von wo aus viele Fachkräfte in der Nähe von Deutschland arbeiten, sowie in der Woiwodschaft Pommern, die viele Investitionen in Dienstleistungszentren oder Immobilien anzieht. Wie Krzysztof Duraj, Leiter der Abteilung Arbeitsmarktbeobachtung der Woiwodschaftsbeobachtungsstelle Oppeln, erklärt, wird die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Woiwodschaft zwar durch Investitionen angekurbelt, eine große Herausforderung ist jedoch der allgemeine Bevölkerungsrückgang. Der Grund dafür ist die Überalterung der Bevölkerung sowie die Abwanderung junger Menschen in benachbarte, schnell wachsende Regionen (darunter Niederschlesien und Schlesien).
Obwohl es in Polen insgesamt keine Überschussberufe gibt, werden sie in einigen Bezirken auftreten. Die größte Zahl solcher Berufe gibt es in den Woiwodschaften Karpatenvorland (5) und Lublin, wo unter anderem ein Überangebot an Wirtschaftswissenschaftlern (in 6 Woiwodschaften), Philosophen und Politikwissenschaftlern prognostiziert wird.
Abgleich von Angebot und Nachfrage
Laut dem diesjährigen Berufsbarometer wird die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften zu einem immer größeren Problem. Dies ist in diesem Jahr in einigen Berufen sogar wahrscheinlicher der Grund für einen Arbeitskräftemangel als ein Anstieg der Nachfrage nach Arbeitskräften im Zusammenhang mit der Erholung der Wirtschaft. Während 45% der Experten angaben, dass der Grund für den Arbeitskräftemangel ein Mangel an genügend Bewerbern sei. Das Problem der Nichtübereinstimmung von Bewerbern, welche die Erwartungen der Arbeitgeber nicht erfüllen, hat sich verschärft (von 28 auf 29%).
Auch die Anforderungen der Bewerber sind gestiegen: 25% der befragten Experten (gegenüber 20% im Jahr 2023) gehen davon aus, dass der Grund für den diesjährigen Mangel in den ungeeigneten Arbeitsbedingungen für die Bewerber liegt, die u. a. von der Arbeit auf Baustellen oder in Küchen abhalten. Kamil Sadowniczyk, Direktor von Manpower Polen, weist darauf hin, dass die zahlreichen gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre die Präferenzen und Erwartungen der Arbeitnehmer, die dem Wohlbefinden im weitesten Sinne eine viel größere Bedeutung beimessen als früher, erheblich beeinflusst haben.
Quelle: rp