Strahlende Zukunft – so könnte man in Kürze die Zukunftsaussichten der Möbelproduzenten an der Weichsel beschreiben. Der Markt boomt, die Nachfrage steigt, dennoch macht der Arbeitskräftemangel den Unternehmen zu schaffen.
Der Wert der vermarkteten Produktion der polnischen Möbelindustrie erreichte laut dem Bericht von KPMG – Der Möbelmarkt in Polen (poln. Rynek meblarski w Polsce) für das Jahr 2016 sagenhafte 42 Mrd. Zloty (10.456 Mio. Euro). Im Vergleich zu 2015 bedeutet das einen Anstieg um rund 1,9 Mrd. Zloty. Die Aussichten für die kommenden Jahre sind ebenfalls optimistisch. Aus der Analyse von KPMG geht hervor, dass der Wert der vermarkteten Produktion bis 2020 auf 50 Mrd. Zloty steigen wird. Dies gewährleistet den polnischen Möbelunternehmern eine tragende Rolle in Europa, denn der polnische Möbelmarkt ist der viertgrößte auf dem Alten Kontinent, hinter Deutschland, Italien und Großbritannien und vor Frankreich oder den Niederlanden. Jahr für Jahr wird diese Position gefestigt und der Wert der vermarkteten polnischen Produktion stellt 7,1% der Gesamtproduktion in Europa dar.
Diese Entwicklung wird auch vom zunehmenden Export gefördert. Polen ist bereits jetzt der viertgrößte Möbelexporteur der Welt hinter China, Deutschland und Italien. 90% der vermarkteten Produktion ist für den Export gedacht – berichtet KPMG. Der größte Handelspartner und sogleich der größte Absatzmarkt ist Deutschland, es werden 36% der Waren dorthin exportiert. 8% der Möbel aus Polen fährt Richtung Großbritannien und 7% nach Tschechien. Nur sehr wenige Waren werden wegen hoher Transportkosten außerhalb der EU exportiert z.B. in die USA, nach China oder Russland. Nach Polen werden wiederum vor allem Möbel aus Deutschland und China importiert (zusammen 40% der Einfuhren). Laut den Angaben vom Statistischen Hauptamt GUS, verzeichnet die Branche einen Überschuss im Außenhandel – 2015 war der Import (6,1 Mrd. Zloty) sechsmal so niedrig wie der Export (36,3 Mrd. Zloty). Dieser Trend wurde auch 2016 fortgesetzt, was darauf deutet, dass die ausländischen Absatzmärkte noch nicht gesättigt sind und gerne polnische Möbel einkaufen.
Polnische Möbel werden auch gerne an der Weichsel gekauft, was u.a. auf den steigenden Wohlstand der Polen zurückzuführen ist. 49% der Befragten, die innerhalb der letzten drei Jahre Möbel gekauft haben deklarierte, dass sie für diesen Zweck zwischen 1.000 und 5.000 Zloty ausgegeben haben. 20% der Umfrageteilnehmer haben neue Möbelstücke für bis zu 10.000 Zloty eingekauft und 16% haben für diesen Zweck nicht mehr als 1.000 ausgegeben. Die Höhe der Ausgaben hängt laut KPMG auch vom Einkommen des jeweiligen Haushaltes ab. Das neue Inventar wurde hauptsächlich aus Ersparnissen und laufenden Mitteln eingekauft.
Angesichts dieser Daten sollte es auch nicht überraschend kommen, dass Unternehmer selbst die Lage auf dem Markt positiv bewerten. Diese Meinung teilte 64% der Unternehmen. Nur 12% stellte eine negative Note aus und 25% zeigte sich neutral – lesen wir im Report von KPMG. Über 37% der Möbelproduzenten geht sogar von steigenden Verkaufseinnahmen im Vergleich zum Vorjahr aus.
Den sichtlich herrschenden Optimismus kühlen die Bewertungen der Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die als ultimative Schwachstelle der Möbelindustrie an der Weichsel genannt wird. 58% der befragten Unternehmer sieht dies als Problem. Dennoch arbeiteten 2016 um die 150 Tsd. Arbeitnehmer in dieser Branche. Das bedeutet einen Zuwachs um 6,4%. Mit der wachsenden Einstellungsquote steigen auch die Löhne, die sich durchschnittlich auf 3.220 Zloty brutto belaufen. Damit liegen sie allgemein deutlich unter dem Durchschnitt der verarbeitenden Industrie (4.055 Zloty brutto), was auch Einfluss auf die Arbeitskosten nimmt, die sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau halten als in den meisten Branchen dieses Industriezweigs. Entsprechend niedrig sind auch die Produktionskosten der polnischen Möbel.
Trotz des Aufschwunges stehen der Branche auch Herausforderungen bevor. Eine Schlüsselrolle kommt hier der Sicherheit und der Qualität der Produkte sowie der Anpassung der Unternehmenstätigkeit an die geltenden Trends zu. Gleichzeitig muss die Branche auch ins Humankapital investieren. Förderung der beruflichen Ausbildung sowie Vermarktung der Möbelherstellung als stabile und attraktive Lebensweise könnte die Zukunft der Industrie absichern und dazu beitragen, dass die positive Entwicklung der Branche an der Weichsel aufrechterhalten bleibt.