Trotz der wachsenden Einwanderung, die 2016 1,3 Mio. Ausländer erreichte, haben Unternehmer an der Weichsel Probleme mit der Einstellung von Arbeitskräften.
Aus dem neuesten Arbeitsmarktbarometer, der von Work Service veröffentlicht wird, geht hervor, dass 4 von 10 Firmen die freie Stellen besetzen wollen, nach Arbeitnehmern aus der Ukraine greifen würde. Erstmals seit den 90er sind in Polen solche Personalengpässe spürbar.
Heute könnten wir bereits ganze Wirtschaftssparten nennen, die ohne Arbeitnehmer aus dem Ausland Probleme mit der Ausführung ihrer Aufträge hätten. Aus unserem Bericht geht hervor, dass 39% der Unternehmer Arbeitskräfte aus der Ukraine einstellen wird, weil sie keine geeigneten Kandidaten auf dem Binnenmarkt finden konnten – sagte Maciej Witucki, der Geschäftsführer von Work Service. Trotz der Rekord-Einwanderung im Vorjahr ist der polnische Arbeitsmarkt weiterhin nicht gesättigt und die Arbeitnehmernachfrage wird weiterhin wachsen. Für dieses Jahr wurden neue Investitionsprozesse angekündigt, in Anbetracht der weiter sinkenden Arbeitslosigkeit kann man mit weiteren Zuwächsen bei der Einwanderung rechnen – so Witucki.
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass vor allem große Unternehmen, die mehr als 250 Arbeitnehmer beschäftigen, das größte Interesse an Arbeitskräften aus dem Osten zeigen. Fast die Hälfte der Unternehmen aus dieser Gruppe (49,1%) ist bereit ihre Personalengpässe mit Hilfe von Einwanderern zu schließen. Der Fachkräftemangel macht sich auch in der Produktionsbranche deutlich bemerkbar. 56% der Arbeitgeber deklarierte, dass sie Ausländer einstellen würden. 38,9% der Firmen aus dem Bereich Handel und 33,8% der Unternehmen die im Dienstleistungssektor tätig sind, denkt ebenfalls über die Einstellung von Arbeitnehmern aus der Ukraine nach. Im öffentlichen Sektor denken wiederum die wenigsten über Arbeiter aus dem Ausland nach – nur 5% der Unternehmer.
Unternehmen die in Polen tätig sind, suchen auch nach gut qualifizierten Einwanderern. Die Zahl der Unternehmen, die gut ausgebildete Fachkräfte einstellen wird wächst – sagt Marek Śliwiński, Direktor von Work Service. Es soll sich mittlerweile um 28% der beanspruchten Personalbeschaffungen aus dem Ausland handeln. Wenn man bedenkt, dass der Großteil der Einwanderer aus dem Osten die Arbeit auf Basis eines vereinfachten Verfahrens aufnimmt, welches ihnen einen Aufenthalt für 6 Monate ermöglicht, so ist die Besetzung der qualifizierten Freistellen deutlich schwieriger. In vielen Fällen ist dieser Zeitraum zu kurz um sich einzuarbeiten und die Verlängerung des Arbeitsverhältnisses ist aufgrund des Verwaltungsaufwandes beschränkt – so Śliwiński.
Ukrainer sind billiger? Von wegen!
Laut einem Bericht der polnischen Nationalbank, der 2016 veröffentlicht wurde, bekommen 53,1% der Ukrainer auch Lohnnebenleistungen, die ihnen die Lebensunterhaltungskosten in Polen zu senken ermöglichen. Es handelt sich dabei vor allem um Unterkunft und Verpflegung sowie die Beförderung zur Arbeit. Gleichzeitig gelten ab 2017 zwei Lohnmindestgrenzen, die sich auf 2.000 Zloty (brutto) bei Arbeitsverträgen und 13 Zloty (brutto) pro Stunde bei Dienstleistungsverträgen belaufen. Dies ist insofern wichtig, weil es sich hierzulande um eine komplementäre Einwanderung handelt.
Ausländische Arbeitnehmer schließen nur die unbesetzten Stellen. Wenn es sich dabei um legale Beschäftigungen handelt, bekommen die Ukrainer denselben Mindestlohn wie die Polen. Zusammen mit den Lohnnebenleistungen wachsen also die Arbeitskosten für die Arbeitgeber. In anderen Worten, die Einstellung von Arbeitnehmern aus der Ukrainer ist keine Optimalisierung der Kosten, sondern vielmehr eine Notwendigkeit, die auf Personalengpässe unter Polen zurückzuführen ist – beendet Śliwiński.
Quelle: Work Service