“Star Wars”, “Transformers”, “Alien vs. Predator” oder “Terminator” – diese Filme kennen alle, oder zumindest die meisten von uns. Die Sci-Fi-Klassiker lassen einerseits der Fantasie den freien Lauf, zeigen aber andererseits oft auch eine Zukunftsvision. Für Sebastian Kucharski sind die Filme eine Inspiration für die Schaffung von spektakulären Kunstwerken geworden. Diese sind eher ungewöhnlich, denn sie bestehen aus Altmetall und Schrott.
Bei einem Besuch in der Woiwodschaft Oppeln, in der Gemeinde Biała / Zülz, die für das Schloss Moszna / Moschen bekannt ist, lohnt es sich auch nach Łącznik / Lonschnik zu fahren. Hier befindet sich die Roboterfabrik (poln. Fabryka Robotów). Jeder der sie zumindest einmal erkundet hat, wird sicher bestätigen, dass es sich um einen Platz aus der Kategorie must see handelt.
“Warum eigentlich?”, werdet ihr fragen. “Warum ist dieser Ort so außergewöhnlich?”, lautet die nächste Frage.
Der Besitzer der Roboterfabrik (poln. Fabryka Robotów) ist Sebastian Kucharski, der ein großer Liebhaber von Fantasy und Science-Fiction sowie der sog. Scrap Sculptures also Schrottskulpturen ist. In der am Haus gelegenen Werkstatt kann man die Ausstellung der von ihm geschafften Skulpturen bewundern. Ob ihr es glaubt oder nicht – diese hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Nachdem man hineingeht, erblickt man gleich aus dem Kino bekannte Monster und Roboter – der Autobot Bumblebee aus dem Film “Transformers”, den kriechenden “Alien” oder den mächtigen “Predator”. Der “Terminator”, der im Film von Kinolegende Arnold Schwarzenegger dargestellt wurde, darf natürlich auch nicht fehlen.
Bestandteil der Ausstellung sind auch aus Gaskolben gebaute Minions, der Roboter Wall-e oder aus Altmetall bestehende Kampfjets, Raumschiffe, Panzer, Bilder mit Androidbüsten und viele andere.
{loadposition podtekstem}
“Alle Roboter sind von Science-Fiction-Filmen inspiriert. Ohne sie, wären die Skulpturen niemals entstanden. Ich mag diese Filme und sehe mir immer die Neuerscheinungen an. Generell gehe ich aber nicht ins Kino. Ich mag es lieber auf die Fernsehpremieren zu warten”, erklärt Sebastian Kucharski.
Jede der Skulpturen ist einzigartig und zieht die Blicke auf sich. Schließlich stecken hier viele Stunden harter Arbeit drin. Für den einen oder anderen Roboter brauchte der Künstler bis zu 700 Stunden Arbeit. Dafür sehen sie schwer beeindruckend aus, sind bis zu vier Meter hoch und wiegen sogar eine Tonne. Um so etwas zu schaffen, braucht man auf jeden Fall viel Fantasie, Geduld sowie Talent. Die haben Sebastian Kucharski jedoch nie gefehlt.
Aus Liebe zu Stahl
Der Künstler kommt aus Zawadzkie / Zawadzki im Oppelner Land, das berühmt für die Eisenhütte ist, wo die Bewohner der Stadt und der umliegenden Ortschaften arbeiteten. Sebastian Kucharski ist zwar ein gelernter Hüttenarbeiter, aber er entschied sich für einen anderen Berufsweg. Er gründete seine eigene Baufirma und führte jahrelang verschiedene Aufträge in ganz Polen aus.
“Ich hatte einen sehr spezifischen Job, den man nicht einfach mit meinem Hobby verbinden konnte. Schließlich war ich die ganze Zeit unterwegs. Ich musste mir immer wieder was einfallen lassen, um das zeitlich zu schaffen. Im Schnitt konnte ich acht Tage pro Monat für mein Hobby nutzen. Es fehlte einfach die Zeit”, erzählt Kucharski.
Der Zeitmangel hinderte ihn jedoch nicht, sich seiner großen Liebe zu widmen, die seit den jüngsten Jahren das Werkeln und Basteln von verschiedenen Dingen aus Metall war. „Damals waren es einfache Dinge, wie Panzer oder Autos. Dinge, die man auf einem Brett aufstellen konnte”, erinnert sich Sebastian Kucharski.
Die Geschichte mag es Kreise zu ziehen, so war es auch im Fall von dem Künstler aus dem Oppelner Land. „Aus Spaß habe ich einmal zu meinen Kindern gesagt, dass ich ihnen einen Roboter aus alten Autoteilen baue. Sie haben nicht locker gelassen und ich musste ihn tatsächlich bauen. So hat alles begonnen”, erzählt mit breitem Grinsen Kucharski.
Aus Schrott schweißte er eine Skulptur zusammen, die knapp einen halben Meter groß war und an einen Roboter erinnerte. Seine Kinder stellten sie in den Garten, dadurch wurde sie schnell zu einer Attraktion. Dies dauerte leider nicht lange an, denn auf das Kunstwerk wurden Diebe scharf… Das hat jedoch Sebastian Kucharski nicht entmutigt. Ganz im Gegenteil – das Erschaffen der ersten Skulptur hat ihm so gefallen, dass er gleich mit der nächsten angefangen hat. Inspiriert von “Transformers” entschied er sich den Autobot Bumblebee, zu bauen.
So entstehen die Kunstwerke
Die Elemente, aus denen sich die Skulpturen zusammensetzen, werden von Sebastian Kucharski auf Schrottplätzen aufgesucht. Stahl, Plastik, Karosserien, alte Auto- und Motorradteile zusammen mit Elementen aus Sattelschleppern – das alles wird bei der Arbeit verwendet und bekommt eine neue Funktion. Zur Hand müssen jedoch immer eine Schleifmaschine, ein Schweißapparat, ein Akkuschrauber, eine Bohrmaschine sowie Schleifpapier, Schraubenzieher und verschiedene Schlüssel liegen. Nicht ohne Grund, schließlich bestehen die Kunstwerke zu 80% aus Schrott und dieser muss entsprechend bearbeitet werden. Gleichzeitig ist der Bedarf für Sekundärrohstoffe sehr groß. Allein das Aufsuchen von Elementen, die später verwendet werden können, ist sehr zeit- und geldaufwendig. Manchmal dauert die Suche den ganzen Tag und besucht wird dabei nicht ein, sondern viele Schrottplätze. Sebastian Kucharski bekommt jedoch Hilfe von Freunden und Bekannten geleistet, die ihn über neue “Lieferungen” informieren oder sogar den Schrott selbst vorbei bringen.
„Leider muss man nach diesen Teilen lange suchen, mehrere Schrottplätze müssen besucht werden. Dann kommt noch die Demontage hinzu. Um ehrlich zu sein, 90% oder sogar 99% von den Teilen auf dem Schrottplatz kann man nicht verwenden. Dieses 1% muss erst aufgespürt werden, später muss man das Element reinigen. Im Prinzip stellt die Reinigung rund 30% der Zeit dar, die man braucht, um einen Roboter fertig zu bauen. Später muss man das natürlich auch mit Korrosionsschutzmittel absichern und bemalen. Manchmal muss man das fünf oder zehn Mal machen”, erklärt Kucharski und fügt gleich hinzu, dass die Kosten für die Schaffung einer Skulptur, die rund 800 Kilo wiegt, sich auf 15 bis 17 Tsd. Złoty belaufen. Nach der Fertigstellung ist dann ein solcher Roboter über 50 Tsd. Złoty wert.
Kaum zu glauben aber wahr – Sebastian Kucharski macht keine Skizzen und Entwürfe für seine Kunstwerke. “Es ist einfach schade um meine Zeit. Anstatt zu entwerfen, mag ich lieber den Roboter zu bauen”, grinst der Künstler und versichert, dass er mittlerweile so viele Sci-Fi-Filme in seinem Leben gesehen hat, dass er eine Vision des Roboters bereits vor dem Arbeitsbeginn hat. Später werden nur die einzelnen Elemente entsprechend angepasst, bis schließlich Sebastian Kucharski mit dem Ergebnis seiner Arbeit zufrieden ist.
“Ich habe noch einige Ideen, für einige Jahre im Voraus. Zusätzlich entstehen auch weiterhin neue Sci-Fi-Filme und Robotik ist gerade Top”, bestätigt der Künstler.
Sebastian Kucharski ist ein echter Perfektionist, der gerne seine Kunstwerke verfeinert. So wurde im Kopf des Bumblebee ein Bewegungssensor installiert, wodurch der Autobot die Besucher mit seinem Blick verfolgt. Ein anderer Roboter kann wiederum seine Arme bewegen und ein weiterer ist ferngesteuert und kann sogar simple Sätze aussprechen.
“Ich möchte auch die Kinder dazu ermuntern, mit diesen Robotern zu spielen. Eine Idee habe ich auch parat – Kinder sollen per Laser bestimmte Punkte beleuchten und dann wird etwas angemacht”, so der Künstler.
{loadposition podtekstem}
Vom Hobby zum Lebensunterhalt
„Anfangs war es unrentabel. Ich habe es nur für meine Kinder gemacht. Die Kosten… das war nur ein Hobby. Den gelben Roboter also Bumblebee habe ich innerhalb eines Jahres fertig gebaut und ich habe mich später entschlossen, ihn auf einem Autotreffen in Kamień Śląski / Groß Stein zu präsentieren. Ich wollte ihn dem breiten Publikum zeigen, deswegen habe ich mich mit den Veranstaltern abgesprochen. Eine Woche später haben verschiedene Fernsehsender begonnen, mich zu besuchen, um Reportagen zu machen. Es wurde immer lauter um mich. Ich wurde auf verschiedene Ausstellungen eingeladen, die Roboter wurden von mir auch ausgeliehen”, erzählt Sebastian Kucharski. Sogar Discovery wollte ihm eine Sendung widmen, jedoch aus verschiedenen Gründen musste er damals das Angebot ablehnen. Trotzdem berichteten Medien in Japan, China, Russland, Argentinien, Indonesien, Mexico, den USA, Taiwan, sowie auf den Philippinen und selbstverständlich auch in Mitteleuropa über den Künstler aus Łącznik / Lonschnik.
Das Interesse an seinen Robotern und Skulpturen ist mittlerweile so groß, dass er 2015 seine Geschäftstätigkeit als Bauunternehmer auf Eis gelegt hat. Das Hobby wurde zum Lebensunterhalt. 2016 eröffnete er eine Ausstellung im am Haus gelegenen Museum, das als die Roboterfabrik (poln. Fabryka Robotów) bezeichnet wird.
Derzeit führt Sebastian Kucharski verschiedene Verträge für Firmen und private Sammler aus und verkauft dabei seine Roboter sowohl im Inland als auch im Ausland. “Die Skulpturen aus der Roboterfabrik stehen zwar nicht zum Verkauf, aber wenn jemand Interesse zeigt, dann kann er eine bestellen. Einen großen Roboter in eine Wohnung zu integrieren wäre es wahrscheinlich schwierig”, so Kucharski.
FOTO: Fabryka Robotów
Es gibt aber auch Kunden, die von dem Künstler erwarten, dass er für sie etwas Spektakuläres schafft, das von den Medien bemerkt wird. Ein Unternehmen bestellte einen 16-Meter großen Roboter, der als Werbung bei der A4-Autobahn aufgestellt werden sollte. Wenn dieses Großprojekt umgesetzt wird, dann wird der Künstler sicherlich noch berühmter. “Der Roboter ist noch im Bau. Die Arbeit ist momentan eingestellt aber die Teile sind da, man muss sie nur zusammen legen. Ich brauche nur noch ein Tragegestell”, sagt Sebastian Kucharski.
Neues Museum in Planung Sebastian Kucharski hat großes Sentiment zu seinen Skulpturen. Das dürfte bei diesem Zeit- und Arbeitsaufwand aber auch keinen wundern. Der Künstler lüftete für PolenJournal.de den Schleier des Geheimnisses und verrät etwas über seine Zukunftspläne. Wenn alles planmäßig umgesetzt wird, dann wird nicht nur die Sammlung größer, sondern auch das Museum verlegt. Wohin? “Das muss vorerst ein Geheimnis bleiben”, antwortet Kucharski mit Lächeln im Gesicht. So können wir auch alle sicher sein, dass der Künstler das letzte Wort noch nicht gesagt hat.