Kraków / Krakau wird nach Warszawa / Warschau die zweite polnische Stadt mit einer eigenen U-Bahn. Die Stadtverwaltung hat die Pläne offiziell vorgestellt und einen ambitionierten Zeitplan angekündigt. Innerhalb von zehn Jahren sollen zwei Linien mit fast 29 Kilometern Länge und 29 Stationen entstehen. Das Vorhaben gilt als wichtigste Investition der kommenden Dekade.
Die U-Bahn in Kraków / Krakau ist ein Milliarden-Projekt
Die Gesamtkosten für den Bau werden derzeit auf 14 bis 15 Milliarden Zloty geschätzt. Jeden Tag sollen bis zu 280.000 Menschen das neue Verkehrsmittel nutzen können. Damit könnte die U-Bahn einen erheblichen Teil des innerstädtischen Verkehrs übernehmen.
Die Planer gehen davon aus, dass fast 40 Prozent der Krakauer Bevölkerung in maximal zehn Minuten zu Fuß eine Station erreichen können. Zusammen mit dem bestehenden Netz aus Straßenbahnen und Regionalbahnen hätten sogar 63 Prozent der Einwohner direkten Zugang zu schnellem Schienenverkehr.
Überwiegend unterirdische Strecke
Das Netz wird sich über eine Länge von knapp 29 Kilometern erstrecken. Zwar kann die Trasse abschnittsweise auch oberirdisch oder auf Viadukten verlaufen, doch die Stadt kündigte an, dass die meisten Abschnitte unterirdisch gebaut werden sollen.
Die Züge werden mit rund 60 Metern deutlich kürzer sein als in Warszawa / Warschau. Dadurch lassen sich kleinere Kurvenradien von bis zu 250 Metern realisieren – ein Vorteil im dichten innerstädtischen Raum.
Krakauer U-Bahn soll autonom und energieeffizient sein
Besonderes Gewicht legt Kraków / Krakau auf den Einsatz modernster Technik. Die U-Bahn soll vollständig autonom betrieben werden. Kurze Zugintervalle, flexible Steuerung und hohe Energieeffizienz stehen im Mittelpunkt. Laut Vizebürgermeister Stanisław Mazur wird damit ein System geschaffen, das besser auf die Bedürfnisse der Stadt zugeschnitten ist und langfristig geringere Betriebskosten verursacht.
Verlauf der gemeinsamen Stammstrecke
Die beiden Linien M1 und M2 teilen sich zunächst eine gemeinsame Stammstrecke. Diese beginnt im Osten der Stadt in Nowa Huta / Neue Hütte beim ehemaligen Kombinat, wo auch eine Abstell- und Wartungsanlage entstehen soll. Von dort führt die Trasse über die Aleja Róż, den Kocmyrzowski-Kreis und Czyżyny weiter Richtung Westen.
Wichtige Stationen auf dieser Strecke sind „Wiślicka“ für die westliche Nowa Huta, „Bora-Komorowskiego“, „Rondo Młyńskie“ und „Olsza“. Anschließend erreicht die U-Bahn den zentralen Knoten „Rondo Mogilskie“ sowie den Hauptbahnhof. Dieser soll künftig als zentrales Verkehrsdrehkreuz dienen und Metro, Eisenbahn sowie den öffentlichen Nahverkehr miteinander verbinden.
In der Altstadt sind die Stationen „Stary Kleparz“ und „Teatr Bagatela“ vorgesehen. Danach folgt eine Haltestelle beim Nationalmuseum. Dort biegt die Trasse nach Süden ab und überquert die Weichsel. Am wichtigen Umsteigepunkt „Rondo Grunwaldzkie“ entsteht eine große Station. Danach folgen „Ludwinów“ und „Brożka“. Hier trennen sich die Linien M1 und M2.
Linie M1 nach Südwesten
Die Linie M1 soll bis nach Opatkowice im Südwesten führen. Dort ist ein Knotenpunkt mit der Regionalbahn geplant, um auch das Umland besser anzubinden. Auf diesem Abschnitt entstehen Stationen bei „Ruczaj“, dem Campus der Jagiellonen-Universität, „Bobrzyńskiego“, „Lubostroń“, „Kobierzyn“ und „Kliny“.
Linie M2 nach Kurdwanów
Die zweite Linie verläuft über Łagiewniki, das Einkaufszentrum Zakopianka und den Bahnhof „Sanktuarium“. Ihr Endpunkt ist Kurdwanów im Stadtteil Podgórze Duchackie. Dort sind drei Stationen vorgesehen: „Halszki“, „Witosa“ und die Endstation „Kurdwanów“.

Deutlich kürzere Fahrzeiten dank U-Bahn
Nach Einschätzung von Experten wird die U-Bahn die Fahrzeiten innerhalb Krakóws / Krakaus drastisch verkürzen. So sinkt die Fahrzeit von Nowa Huta zum Nationalmuseum von heute 40 auf künftig 26 Minuten. Von Kliny zum Hauptbahnhof sind statt 50 nur noch 24 Minuten vorgesehen. Und von Kurdwanów bis zum „Teatr Bagatela“ dauert die Fahrt künftig nur noch 18 statt 40 Minuten.
Zeitplan und nächste Schritte
Die Stadt betont, dass der Bau der U-Bahn oberste Priorität hat. Noch in diesem Jahr sollen Marktanalysen beginnen und die Auswahl von Beratern vorbereitet werden. 2026 ist die Vergabe der technischen Dokumentation geplant, die sowohl eine Machbarkeitsstudie als auch die Umweltverträglichkeitsprüfung umfasst.
Im gleichen Jahr könnte auch der Vertrag für die Bauplanung unterzeichnet werden – vorausgesetzt, die Analysen bestätigen die Machbarkeit. Die Ausschreibung für die eigentlichen Bauarbeiten ist spätestens für 2030 vorgesehen. Die Bauzeit wird mit etwa fünf Jahren kalkuliert. Damit könnte die erste Linie im Jahr 2035 eröffnet werden.
Quelle: forsal
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