Kaum ein anderer Ort symbolisiert den polnischen Widerstand zu Beginn des Zweiten Weltkriegs so stark wie die Polnische Post in Gdańsk (Danzig). In diesem Jahr jährt sich die Eröffnung des Gebäudes zum 100. Mal. Aus diesem Anlass wird das heutige Museum der Polnischen Post umfassend modernisiert. Eine neue Dauerausstellung stellt die dramatischen Ereignisse vom 1. September 1939 in einen breiteren historischen Kontext und macht die Geschichte für Besucher interaktiv erlebbar.
Ein historischer Schauplatz des Widerstands
Günter Grass setzte dem Gebäude in seinem Roman „Die Blechtrommel“ ein literarisches Denkmal – Hauptfigur Oskar Matzerath wird dort Zeuge der Verteidigung der Polnischen Post gegen den deutschen Angriff. Seit der Gründung der Freien Stadt Danzig im Jahr 1920 existierte ein eigenständiges polnisches Postwesen in der Stadt. 1925 wurden die ersten polnischen Briefkästen aufgestellt, und im selben Jahr wurde das neue Hauptpostamt zwischen Rechtstadt und Werft eröffnet.
Am 1. September 1939, zeitgleich mit dem deutschen Angriff auf die Westerplatte, griffen Angehörige der SS und der Polizei der Freien Stadt Danzig um 4.45 Uhr das von Polen verwaltete Postgebäude an. Nach einem fast 15-stündigen Widerstand mussten die letzten Überlebenden am Abend kapitulieren. Die meisten von ihnen wurden noch in der Nacht erschossen, andere starben später an ihren Verletzungen oder in Konzentrationslagern. Nur fünf Verteidiger überlebten den Krieg.
Moderne Museumsgestaltung und neue Perspektiven
Die aktuelle Dauerausstellung aus dem Jahr 1979 wird durch eine interaktive, multimediale Präsentation ersetzt. Besucher erhalten einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der polnischen Post, das Leben der polnischen Gemeinschaft in der Freien Stadt Danzig sowie die Neugestaltung des Postwesens nach dem Zweiten Weltkrieg im nun polnischen Gdańsk.
Ein zentrales Element der Ausstellung ist die Verteidigung der Polnischen Post im Jahr 1939. Erstmals werden die Kellerräume, die den Verteidigern als letzter Rückzugsort dienten, für Besucher geöffnet. Dort entstehen multimediale Installationen, die den verzweifelten Kampf nachzeichnen. Im ersten Stock kann das Leben der polnischen Minderheit in Danzig während der Zwischenkriegszeit aus ihrer eigenen Perspektive erkundet werden.
Quellen: Visit Gdansk / polen.travel
Foto: visitgdansk.com