Mit einem neuen Trainer und neuer Hoffnung will der polnische Fußballmeister und Pokalsieger erste Punkte in der Champions League einfahren. Doch die Zahlen sprechen gegen Legia.
Morgen steht die zweite Partie der Gruppenphase in der CL an. Legia Warschau fährt nach Lissabon, wo sie gegen den klaren Favoriten Sporting antreten muss. Nach der Blamage und einer 0-6 Niederlage vor heimischen Kulisse hat die Mannschaft etwas gutzumachen. Dass es keine leichte Aufgabe wird hat bereits Real Madrid erfahren.
Die letzten Tage waren sehr turbulent für die Warschauer. Erst die Pleite gegen Dortmund, dann die Niederlage in der Liga und schließlich die Entlassung von Besnik Hasi. Nun soll Jacek Magiera das Blatt wenden – ein Trainer, der vor kurzem seine ersten Erfahrungen als Teamchef sammelte. Doch Magiera ist keineswegs ein Unbekannter in Warschau. Jahrelang spielte er für Legia, arbeitete auch im Verein als Co-Trainer und trainierte die zweite Mannschaft bis er 2015 seinen Verein verlassen musste. Seit Saisonbeginn betreute er Zaglebie Sosnowiec (2. Liga), das unter seiner Leitung so richtig die Liga rockten. In den 9 Spielen als Cheftrainer holte Jacek Magiera 6 Siege und 3 Unentschieden. Im Pokal musste er sich erst Wisla Krakau nach Verlängerung geschlagen geben. Nun steht ihm die bislang größte Herausforderung bevor – die gescheiterte Legia-Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Mit Sporting wartet ein Team, dass in der Liga gegen den FC Porto gewann und in der CL 89. Minuten lang Auswärts gegen Real Madrid in Führung lag. Am Ende reichte es jedoch nicht um Punkte einzufahren und Real gewann mit 2-1. Die Sensation lag immerhin in der Luft. In der Liga liegt die Mannschaft von Jorge Jesus momentan auf Platz 2 hinter Benfica und vor Porto. Das Team hat auch Qualität – solche Namen wie Bas Dost, Rui Patricio, Sebastián Coates, Bryan Ruiz oder William Carvalho – nicht gerade unbekannt. Und Legia? Die teuersten Spieler im Kader – Vadis Odjidja-Ofoe oder Valeri Qazaishvili muss ein durchschnittlicher Fußballfan erstmal googeln.
Sollte man dem Papier glauben ist Legia also chancenlos. Doch chancenlos waren sie bereits 2012 in der Europa League. Beim Aufeinandertreffen konnten die Polen ein 2-2 Unentschieden zu Hause holen. Auswärts hat man mit 1-0 knapp verloren. Aber man muss auch klar unterstreichen – das war damals eine völlig andere Legia, mit Selbstvertrauen aus der Liga von dem heute nichts zu spüren ist. Mangelnde Fitness, fehlende Konzentration und vor allem ein katastrophales Spiel in der Rückwärtsbewegung – das zeichnet in dieser Saison die Warschauer aus. Kein Wunder, dass Legia momentan auf dem drittletzten Tabellenplatz mit nur 10 Punkten aus 10 Spielen liegt. Zur Erinnerung – letzte Saison gewann man noch das Double (Liga + Pokal).
Es stellt sich also die Frage, ob die Liga für den neuen Trainer nicht wichtiger wäre. Schließlich will man auch in der kommenden Saison international vertreten sein. Doch kalkulieren kann Magiera nicht. Ein gutes Ergebnis oder zumindest ein gutes Spiel gegen einen hochkarätigen Rivalen könnte der Mannschaft neue Impulse und neues Selbstvertrauen geben. Selbstvertrauen, dass seine Spieler jetzt gerade so brauchen.
Wo nichts ist, kann auch nichts werden – besagt ein Sprichwort. Wille und Kampfbereitschaft ist einfach zu wenig um eine Mannschaft wie Sporting zu schlagen. Auf der anderen Seite kann Magiera in knapp 4 Tagen das Team nicht neu aufbauen. Zumindest nicht spielerisch. Dafür haben die Spieler einfach zu wenig Qualität und deshalb würde auch alles andere als ein Sieg von Sporting eine Sensation werden.
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