Polen verstärkt die Absicherung der Grenze zu Belarus. In diesem Jahr sollen die bestehenden Schutzmaßnahmen an der polnisch-belarussischen Grenze um neue Elemente erweitert werden, die Drohnen aufspüren und eine automatische Beobachtung ermöglichen. Das erklärte die stellvertretende Kommandantin der Grenzschutzbehörde, Brigadegeneral Wioleta Gorzkowska.
Während einer Pressekonferenz am Dienstag in Urszulin (Woiwodschaft Lublin) sagte sie, dass bereits am Montag im Innenministerium eine Sitzung der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung und Umsetzung der Grenzsicherung stattgefunden habe.
Das Gremium empfahl, die bereits vorhandenen Sicherungen um neue Funktionen zu ergänzen. „Gestern haben wir Einladungen an potenzielle Auftragnehmer verschickt. Noch in diesem Jahr setzen wir bestimmte Funktionen um“, kündigte Gorzkowska an.
Autonome Drohnen an der Grenze zu Belarus
Zu den wichtigsten neuen Maßnahmen zählte sie Systeme zur Erkennung unbemannter Luftfahrzeuge sowie die automatische Überwachung des Grenzgebiets durch autonome Drohnen.
Darüber hinaus erklärte sie, dass die Grenzschutzbehörde ab dem kommenden Jahr mit dem Bau einer elektronischen Barriere an der Grenze zur Ukraine beginnen will. Auf diese Weise solle innerhalb weniger Jahre die gesamte Außengrenze der Europäischen Union gesichert werden. Die Finanzierung stammt aus EU-Mitteln.
Anhaltender Migrationsdruck
Die stellvertretende Kommandantin zog zudem Bilanz zur Errichtung der elektronischen Sicherungssysteme an den Flüssen Świsłocz und Istoczanka (Woiwodschaft Podlachien) sowie am Bug (Woiwodschaft Lublin). Sie betonte, dass diese Investitionen eine Reaktion auf den anhaltenden Migrationsdruck seien.
Nach ihren Angaben registriert der Grenzschutz täglich zwischen mehreren Dutzend und mehreren Hundert Versuchen, die Grenze nach Polen illegal zu überschreiten. Allein am Montag habe es 136 solcher Versuche gegeben, seit Jahresbeginn mehr als 25.700. Meist handelt es sich um koordinierte Gruppen, die gleichzeitig an mehreren Stellen vorgingen. Diese Gruppen versuchten oft, mit Gewalt durchzubrechen. Sie bewarfen Beamte und Soldaten mit Steinen, Holzstämmen, Flaschen oder Böllern.
Gorzkowska stellte klar, dass die Sperranlagen in ihrer derzeitigen Form bewirken, dass „fast alle illegalen Grenzübertritte direkt an der Linie oder unmittelbar danach verhindert werden“.
Kamerasystem in der Woiwodschaft Lublin
Der Kommandant des Nadbużański-Grenzschutzbezirks, Brigadegeneral Jacek Szcząchor, erklärte, dass die elektronische Barriere in der Woiwodschaft Lublin auf einem System von Masten mit Tages- und Nachtsichtkameras beruht.
„Die Kameras verschaffen uns ein vollständiges Bild der Lage an der Grenze. Sie liefern Informationen über jeden Eingriffs- oder Überschreitungsversuch und ermöglichen uns, diese sofort an die zuständigen Stellen weiterzugeben, die dann handeln“, betonte er.
Verlagerung des Migrationsdrucks
Szcząchor stellte außerdem fest, dass die Sicherung der Grenze zu Belarus in Podlachien und die wieder eingeführte Kontrolle an der litauischen Grenze den Druck auf die Woiwodschaft Lublin deutlich erhöht haben.
Während der Nadbużański-Grenzschutzbezirk im vergangenen Jahr 450 illegale Grenzübertritte registrierte, seien es in diesem Jahr bereits über 1400. Der Anstieg hat im Juli und August seinen Höhepunkt erreicht. Im September jedoch sei ein deutlicher Rückgang festzustellen gewesen.
Elektronische Sperranlage seit Juli
Seit dem 20. Juli schützt eine über 171 Kilometer lange elektronische Barriere die Grenze zu Belarus in der Woiwodschaft Lublin. Entlang des Grenzflusses Bug stehen 1.848 Masten mit mehr als 5.000 Tages-, Nacht- und Wärmebildkameras.
Im Nadbużański-Grenzschutzbezirk in Chełm befindet sich das zentrale Überwachungszentrum. In den einzelnen Dienststellen stehen lokale Kontrollpunkte. Das Kamerasystem ermöglicht es, jeden illegalen Grenzübertritt am Bug sofort zu erkennen. Die Signale werden direkt an die Einsatzkräfte weitergeleitet. Diese greifen dann gezielt ein und nehmen Migranten fest, die die Grenze illegal überschritten haben.
Die Kosten für den Bau der elektronischen Sperranlage betragen 279 Millionen Złoty. Finanziert wurde sie aus dem EU-Fonds “Instrument zur finanziellen Unterstützung des Grenz- und Visapolitikmanagements” im Rahmen des Programms “Integriertes Grenzmanagement 2021–2027”.
Quelle: rmf24
Foto: Pixabay