Wenn man in Polen unterwegs ist, ist es einem oft nicht bewusst, wie viele einzigartige technische Denkmäler es rund herum gibt. Viele, die mit dem Zug durch den Eisenbahntunnel in Rydultau/Rydułtowy, einer Bergbaustadt zwischen Rybnik und Loslau/Wodzisław Śląski, fahren, achten vor allem auf seine Länge (727 Meter). Abgesehen von der ungewöhnlichen Aussicht (oder vielmehr der fehlenden Sicht) lohnt es sich, die Geschichte dieses ungewöhnlichen Bauwerks kennenzulernen.
Der Eisenbahntunnel in Rydultau/Rydułtowy
Der Eisenbahntunnel in Rydultau/Rydułtowy wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1854-1857) gebaut, also in einer Zeit großer industrieller Entwicklung, als die Nachfrage nach Kohle ständig stieg. Große Entfernungen konnten nur mit der Eisenbahn überwunden werden, so dass es notwendig war, eine Strecke von Rydultau/Rydultowy nach Ratibor/Raciborz zu bauen.
Der Bau des Tunnels dauerte drei Jahre und war eine große Herausforderung für die Konstrukteure, unter anderem wegen des instabilen Bodens. 20.000 Tonnen Talg und andere Fette wurden verwendet, um das Bauwerk gegen eindringendes Grundwasser abzudichten. Und es hat funktioniert, der Tunnel steht noch heute und wird täglich von Dutzenden von Zügen mit jeweils 50 mit Kohle gefüllten Waggons durchfahren.
Ein Blick genügt, um zu erkennen, dass beim Bau nicht nur auf Stärke, sondern auch auf architektonische Qualitäten Wert gelegt wurde. Die Eingänge auf beiden Seiten sind mit Türmen verziert.
Zweimal aufgebaut
Obwohl der Tunnel in der Tat solide ist und bis heute überlebt hat, mussten Teile von ihm zweimal wieder aufgebaut werden. Allerdings muss man zugeben, dass beide Male der Mensch dazu beigetragen hat. Im Jahr 1857 stürzten 100 Meter des Eisenbahntunnels infolge von Gesteinsbewegungen ein, die durch Bergbauarbeiten unter der Stadt verursacht wurden. Das war nur fünf Monate nach der Inbetriebnahme des Bauwerks. Die Bergleute stellten sich der Herausforderung und bauten den Abschnitt nicht nur wieder auf, sondern verstärkten ihn auch.
Die zweite Zerstörung war geplant. Am 1. September 1939, um 5.09 Uhr, sprengten die Bergleute den Tunnel, um die vorrückenden deutschen Truppen aufzuhalten. Leider hatte die Aktion nicht den gewünschten Effekt. Als die Deutschen Rydultau/Rydułtowy besetzten, begannen die Reparaturen (8. September) und wurden erst 1942 abgeschlossen.
Man muss sagen, dass der Tunnel beeindruckend ist. Die Stadtverwaltung wollte das Bauwerk sogar in die Liste der schlesischen Route der Industriedenkmäler aufnehmen lassen. Da er jedoch noch in Betrieb ist, gibt es keine Möglichkeit, ihn für die Öffentlichkeit zu öffnen. Genauer gesagt, für die freie Besichtigung, denn derzeit ist es möglich, den Tunnel zu betreten, was jedoch erst mit der PKP PLK, dem Eigentümer der Anlage, abgesprochen werden muss.
Quelle: geekweek
Foto: Facebook/Kraina Górnej Odry