Der polnische Markt für Spirituosen erlebt derzeit einen bemerkenswerten Aufschwung. Besonders stark wächst der Export von Whisky – dem am schnellsten expandierenden Segment des polnischen Alkoholexports in den letzten Jahren. Nach Angaben des jüngsten Branchenberichts ist der Exportwert von rund 40 Millionen Złoty im Jahr 2021 auf 197 Millionen Złoty im Jahr 2024 gestiegen. Auch der Export von Likören hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht.
Ein wachsender Wirtschaftszweig mit hohem Beitrag zur Volkswirtschaft
Der am Donnerstag vorgestellte Bericht „Die Spirituosenbranche und ihre Bedeutung für die Wirtschaft“ zeigt, dass die polnische Spirituosenindustrie im Jahr 2024 eine Bruttowertschöpfung von fast 26 Milliarden Złoty generierte.
Der gesamte Markt für alkoholische Getränke in Polen wird auf 68,6 Milliarden Złoty geschätzt. Das größte Marktsegment stellt Bier dar – mit einem Verkaufswert von 31,2 Milliarden Złoty und dem höchsten Absatzvolumen.
Der direkte Beitrag des Sektors zum Bruttoinlandsprodukt belief sich 2024 auf 13,4 Milliarden Złoty. Dieser Wert ergibt sich aus den produzierten Gütern. Der indirekte Effekt – also die Nachfrage nach Rohstoffen, Transport-, Logistik- und Lieferleistungen für Handel, Gastronomie und Hotellerie (HoReCa) – wurde auf 12,3 Milliarden Złoty geschätzt.
Export auf Rekordniveau
Seit einem Jahrzehnt wächst der Exportwert polnischer Spirituosen durchschnittlich um 11 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2024 erreichte er 2,4 Milliarden Złoty – mehr als der kombinierte Exportwert von Milch, Sahne und Joghurt.
Die wichtigsten Absatzmärkte für polnische Spirituosen sind Frankreich, die USA, Ungarn, Großbritannien und Deutschland.
Wodka bleibt das wichtigste Exportprodukt: Der Auslandsumsatz erreichte 2024 fast 900 Millionen Złoty.
Am dynamischsten entwickelt sich jedoch der Whisky-Export. Während er 2021 noch unter 40 Millionen Złoty lag, erreichte er 2024 197 Millionen Złoty – mehr als das Fünffache binnen drei Jahren. Auch der Export polnischer Liköre nahm in den letzten fünf Jahren um mehr als das Dreifache zu.
Hohe Steuerbelastung, starker Beitrag für den Staatshaushalt
Laut Bericht fließen 82 Prozent der von der Branche geschaffenen Wertschöpfung in Form von Steuern in den Staatshaushalt. Die Branche unterliegt mehreren Steuerarten: Verbrauchssteuer, Zusatzabgaben auf Kleinverpackungen, Mehrwertsteuer und Einkommenssteuern. “Die Verbrauchssteuer hat dabei die größte Bedeutung: Sie brachte 2024 10,3 Milliarden Złoty an Staatseinnahmen”, kann man im Bericht lesen.
Die Summe aller direkten Steuerzahlungen belief sich 2024 auf 13,6 Milliarden Złoty. Hinzu kommen 2,6 Milliarden Złoty aus verbundenen Branchen – hauptsächlich über Mehrwertsteuer sowie lokale Steuern und Abgaben (darunter fast 300 Millionen Złoty aus Gebühren für kleine Verpackungsformate).
Insgesamt profitieren Staat und Kommunen von über 16,5 Milliarden Złoty an Steuereinnahmen. Zusätzliche Beiträge aus Sozial- und Krankenversicherungen in Höhe von 1,8 Milliarden Złoty erhöhen die jährlichen öffentlichen Einnahmen der Branche auf 18,6 Milliarden Złoty.
Kostenstruktur und Konsumgewohnheiten
Laut Branchenangaben machen Steuern 72 Prozent des Wodka-Preises aus, während Produktion, Vertrieb und Handelsspannen 28 Prozent ausmachen. Bei Bier beträgt der Steueranteil 36 Prozent.
Nach Daten des Statistischen Hauptamtes (GUS) und des Nationalen Zentrums für Suchtprävention (KCPU) konsumieren die Polen jährlich 177 Millionen Liter reinen Alkohol aus Bier, 127 Millionen Liter aus Spirituosen und 24 Millionen Liter aus Wein. Spirituosen machen damit rund 38,8 Prozent des gesamten Alkoholkonsums aus, generieren jedoch 71 Prozent aller Akziseeinnahmen aus Alkohol.
Schattenwirtschaft und Struktur der Branche
Die Größe des grauen Markts im Handel mit Spirituosen wird auf 18 Millionen Liter jährlich geschätzt. Dadurch entgehen dem Staatshaushalt rund 1,3 Milliarden Złoty pro Jahr.
Die polnische Spirituosenindustrie wird überwiegend von Mikro-, Klein- und Mittelbetrieben geprägt, die über 99 Prozent aller Marktteilnehmer ausmachen. In der direkten Produktion sind etwa 4.500 Personen beschäftigt, während der gesamte Beschäftigungseffekt der Branche bei über 86.800 Arbeitsplätzen liegt.
Quelle: bankier
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