In der Nacht auf Donnerstag kam es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall – russische Drohnen verletzten mehrfach den polnischen Luftraum während eines großangelegten Angriffs Russlands auf Ziele in der Ukraine. Wie das Operationskommando der Polnischen Streitkräfte (poln. Dowództwo Operacyjne Rodzajów Sił Zbrojnych, RSZ) mitteilte, handelte es sich um eine „in diesem Ausmaß beispiellose Verletzung“.
Um 5:29 Uhr schrieb das Kommando in seiner Mitteilung: „Dies ist ein Akt der Aggression, der eine reale Gefahr für die Sicherheit unserer Bürger darstellt. Auf Befehl des Operationskommandanten wurden sofort Verteidigungsmaßnahmen eingeleitet.“
Drohnen abgeschossen – Bevölkerung soll zu Hause bleiben
Nach Angaben der polnischen Streitkräfte wurden mehrere Drohnen radarüberwacht. Gegen feindliche Objekte, die als Bedrohung eingestuft wurden, setzte das Militär Waffen ein. „Ein Teil der Drohnen, die in unseren Luftraum eingedrungen sind, wurde abgeschossen. Die Suche nach möglichen Absturzstellen läuft“, hieß es in einer Mitteilung.
Premierminister Donald Tusk bestätigte die laufende Operation und erklärte, er habe den NATO-Generalsekretär über den Vorfall informiert. Auch Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz sprach von einer „Neutralisierung der Objekte, die die polnische Grenze verletzt haben“.
Das Generalstabskommando warnte die Bevölkerung eindringlich davor, sich abgeschossenen Drohnen oder Fragmenten zu nähern. Alle Funde sollten sofort über den Notruf 112 oder bei der nächsten Polizeidienststelle gemeldet werden.
Polizei und Innenministerium im Einsatz
Wie die Polizei-Hauptkommandantur berichtete, wurde in den Garnisonen Podlachien, Lublin, Karpatenvorland und Masowien Alarm ausgelöst. Nach Angaben des stellvertretenden Innenministers Czesław Mroczek arbeiten Polizei und andere Dienste eng mit dem Militär zusammen, um die abgestürzten Drohnen zu sichern.
Die Polizei in Lublin meldete, dass gegen 5:40 Uhr in der Ortschaft Czosnówka (Kreis Biała Podlaska) Trümmerteile einer beschädigten Drohne gefunden wurden.
Erster Einsatz von Waffen seit Kriegsbeginn
Bereits gegen 3:48 Uhr hatte das Operationskommando erklärt: „Die Operation dauert an, wir appellieren, in den Häusern zu bleiben. Besonders gefährdet sind die Regionen Podlachien, Masowien und Lublin.“
Dies ist der erste Fall seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, in dem die polnische Armee tatsächlich Waffen eingesetzt hat, um Objekte aus dem Osten abzufangen.
Präsident Karol Nawrocki erklärte, er stehe in ständigem Kontakt mit Premierminister Tusk, Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz und den obersten Militärkommandanten. „Die Sicherheit unseres Landes hat oberste Priorität und erfordert engste Zusammenarbeit“, betonte Nawrocki. Das Büro für Nationale Sicherheit (BBN) richtete Dankesworte an alle, die sich an der Verteidigung des polnischen Luftraums beteiligten.
Einschränkungen im Luftverkehr
Am frühen Morgen meldete der Flughafen Chopin in Warschau / Warszawa, dass aufgrund der Sperrung des Luftraums über Teilen Polens derzeit keine Flugoperationen möglich seien. Passagiere wurden gebeten, aktuelle Mitteilungen zu verfolgen.
Auch der Flughafen in Rzeszow / Resche und Lublin sind derzeit geschlossen.
Wiederholte Luftraumverletzungen in den letzten Wochen
Die jüngsten Ereignisse sind Teil einer Serie ähnlicher Vorfälle. Am 7. September wurden Drohnentrümmer in Polatycze nahe der Grenze zu Belarus gefunden. Tags zuvor war ein unidentifiziertes Flugobjekt in Majdan-Sielec (Woiwodschaft Lublin) abgestürzt.
Am 19.- 20. August explodierte in Osiny eine russische Version der iranischen Kamikaze-Drohne Shahed. Sie trug nach Einschätzung der Behörden keinen Gefechtskopf, sondern eine kleinere Sprengladung.
Bereits am 2. – 3. September hatte Generalstabschef Wiesław Kukuła von zwei Luftraumverletzungen berichtet, die sich während eines russischen Angriffs auf die Ukraine ereignet hatten. Damals sei jedoch keine Gefahr für Polen entstanden.
Politische Reaktionen und Grenzschließung
Premierminister Tusk hatte am 5. September in einer Pressekonferenz gewarnt: „Polen wird entschlossen reagieren, wenn es zu solchen Provokationen kommt. Jeder, der unseren Luftraum verletzt, muss mit sofortigen Konsequenzen rechnen.“
Am 9. September kündigte er zudem an, dass Polen wegen des Beginns des russisch-belarussischen Militärmanövers „Zapad 2025“ die Grenze zu Belarus vollständig schließt – einschließlich der Bahnübergänge. Die Schließung tritt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Kraft.
Stand: 10.09.2025 / 8 Uhr
Quelle: rp
Foto: Flickr / CombatCameraPoland