Die katholische Kirche feiert am 4. Dezember das Fest der Heiligen Barbara, einer der am meisten verehrten christlichen Heiligen. Sie ist unter anderem die Schutzpatronin der Bergbauleute, Stahlarbeiter, Artilleristen und Flößer. Seit 2009 ist die Heilige Barbara auch die Schutzpatronin von Starachowice. Wie wird die sog. Barbórka, also die Barbarafeier gefeiert?
Wer war die Heilige Barbara?
Die Heilige Barbara ist eine der am meisten verehrten christlichen Heiligen. Sie ist die Schutzpatronin der Erzdiözese Katowice / Kattowitz. Ihre Figur ist auf den Wappen mehrerer polnischer Städte zu finden, z. B. in Ruda Śląska / Ruda in Oberschlesien.
Der Legende nach wurde die Heilige Barbara Ende des 3. Jahrhunderts in Nikomedien (in der heutigen Türkei) geboren. Barbaras Vater Dioskurs wollte seine Tochter vor unerwünschten Feinden schützen und sie vom Christentum fernhalten. Deswegen sperrte er sie in einem dafür gebauten Turm ein. Er erlaubte ihr jedoch Besuche ihrer Lehrer. Der Legende nach war unter ihnen ein christlicher Arzt, der das Mädchen in seine Religion einführte. Sie ließ sich hinter dem Rücken ihrer Eltern taufen und beschloss, sich Christus zu widmen und ein Leben lang in Keuschheit zu leben.
Der wütende Vater verbot seiner Tochter, die neue Religion zu praktizieren, und misshandelte sie seelisch und körperlich. Barbara blieb jedoch standhaft in ihrem Glauben. Von ihrem Vater gequält, flüchtete sie in den Wald und versteckte sich in einer Höhle. Von einem Hirten verraten, wurde sie von den Dienern ihres Vaters gefangen genommen und an die römischen Behörden ausgeliefert. Weil sie sich weigerte, ihrem Glauben abzuschwören, wurde sie gefoltert und schließlich zum Tod durch Enthauptung mit dem Schwert verurteilt.
Der Überlieferung zufolge erlitt sie im Jahr 306 durch die Hand ihres Vaters den Märtyrertod. Der Legende nach begleiteten Wunder das Martyrium: Christus soll sie in der Nacht besucht, ihre Wunden geheilt und ihr die heilige Kommunion gespendet haben; ihr Vater wurde, nachdem er seine Tochter getötet hatte, vom Blitz getroffen und die Schafe des verräterischen Hirten verwandelten sich in Heuschrecken.
Der Kult der Heiligen Barbara
Nach dem Martyrium der Heiligen Barbara verbreitete sich ihr Kult sehr schnell. Im Osten wurde der Name der Heiligen Barbara bereits im achten Jahrhundert im Kalender der griechischen Kirche und der syrischen Kirche unter das Datum des 4. Dezember gestellt. Im Westen gab es zur Zeit von Papst Gregor I. dem Großen in Rom ein Oratorium, das der heiligen Barbara geweiht war – der Lieblingsort des Papstes für sein Gebet.
Der Name der heiligen Barbara ist in den Kalendern des 11. und 12. Jahrhunderts in Salzburg, Eichstadt und Verden unter dem Datum des 4. Dezembers verzeichnet. Die Popularität des Barbarakults im Westen nahm während der Kreuzzüge (11.-13. Jahrhundert) zu.
Im Rauriser Bergwerk in den österreichischen Alpen erhielten die Bergleute am 4. Dezember Barbarabrot aus Lebkuchenteig, während man in anderen Bergwerken Lichter in den Stollen zündete, um vor plötzlichem Tod während der Arbeit zu schützen. Seit dem 13. Jahrhundert wird die Heilige Barbara vor allem in der Schweiz, in Tirol und Süddeutschland als eine der 14 heiligen Helferinnen verehrt.
Barbórka: Seit wann gibt es den Barbaratag in Polen?
In Polen stammen die ältesten Hinweise auf den Kult der Heiligen Barbara aus der Krakauer Kathedrale. Sie finden sich unter anderem im Kalender des Gebetbuchs von Gertruda, der Tochter von Mieszko II. aus dem 11. Jahrhundert. Darin erscheint das Datum 4. Dezember mit den Namen der Heiligen Barbara und Janina.
Die meisten St.-Barbara-Kirchen wurden in Schlesien, Kleinpolen und Pommern gebaut. Ende des 18. Jahrhunderts gab es 104 Kirchen oder Kapellen und 165 Altäre der Heiligen Barbara. Von der Beliebtheit des Kultes um die Heilige zeugt die Tatsache, dass ihr Name häufig bei der Taufe genannt wurde.
Die Tradition, den Barbaratag (pol. Barbórka / Barborka) in Polen zu feiern, entstand 1354. Die Form „Barbora“ ist aus einer Urkunde des Herzogs von Oświęcim / Auschwitz, Janusz, vom Ende des 15. Jahrhunderts bekannt; daraus entstand Barbórka in Schlesien.
Die Barbarafeier und die Bergbautradition in Polen
Die Heilige Barbara wird besonders mit der Bergbautradition in Verbindung gebracht. Sie beschützt aber eigentlich alle, die bei ihrer Arbeit ihr Leben riskieren, wie z. B. die Seiler und Seeleute. Ihren Schutz suchen auch Metallurgen, Flößer, Steinmetze, Schmiede, Metallarbeiter, Wächter, Gefangene, Maurer und Architekten. Nicht jeder weiß, dass in der Kaschubei Fischer die „Barborka“ feiern. An diesem Tag wird eine feierliche Messe für diejenigen gefeiert, die auf dem Meer arbeiten. In der Vergangenheit wurde die Heilige Barbara bei Unwettern zu Hilfe gerufen, wahrscheinlich aufgrund der Geschichte, dass ihr Vater von einem Blitz erschlagen wurde.
Der 4. Dezember ist der traditionelle große Feiertag der Bergleute, im Volksmund Barbórka genannt. An diesem Tag ist es üblich, sog. „wyzwoliny na rębacza“ zu feiern, d. h. die Einführung junger Bergleute in den Beruf. Dieser Feiertag hat sich allmählich von einem typisch religiösen Feiertag zu einer sehr weltlichen Volkstradition entwickelt. Die Heilige ist auch die Beschützerin der Familien und eines guten Todes. Sie gehört zu den sogenannten 14 Nothelfern.
Der 4. Dezember in Polen – Ein Tag der Andacht und Feierlichkeiten
Der 4. Dezember beginnt traditionell mit einer feierlichen Messe und einem gemeinsamen Gebet, entweder in der Kaue des Bergwerks oder in einer Kirche. Nach dem Gottesdienst folgt der gesellige Teil des Festes.
Bergleute feiern dabei in voller Galauniform und mit ihren charakteristischen, reich verzierten Hüten mit Federbusch. Die Festlichkeiten umfassen zahlreiche Konzerte, Volksfeste und Bälle, die oft von den Bergwerks-Blasorchestern begleitet werden. Diese Orchester marschieren musizierend durch die Straßen der Bergarbeitersiedlungen und sorgen so für eine festliche Atmosphäre.
Die Musik der Blasorchester hat eine zentrale Rolle bei den Barbara-Feierlichkeiten und bringt die Gemeinschaft der Bergarbeiter und ihrer Familien zusammen. Der Barbara-Tag symbolisiert nicht nur die Verbundenheit mit der Schutzpatronin, sondern auch den Stolz und den Zusammenhalt der Bergleute und ihrer Gemeinschaft.
Quelle: onet