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Der Schatz Oberschlesiens – Jemielnica / Himmelwitz

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jemielnica, himmelwitz

In Polen gibt es viele Städte mit einer reichen Geschichte, einige von ihnen sind eng mit Deutschland verbunden. Ein solcher Ort ist Jemielnica / Himmelwitz – ein bezauberndes Dorf in der Woiwodschaft Oppeln, in der Nähe von Strzelce Opolskie / Groß Strehlitz. Es begeistert nicht nur mit seiner Geschichte und den schönen Sehenswürdigkeiten, sondern auch durch seine attraktive Lage, die Reisende auf sich aufmerksam macht. Erfahren Sie, warum dieser oberschlesische Ort einen Besuch wert ist, selbst für nur einen Tag.

Die Geschichte von Jemielnica / Himmelwitz

Jemielnica / Himmelwitz ist ein Dorf in Polen, gelegen in der Woiwodschaft Oppeln im Kreis Groß Strehlitz, das seine heutige Identität durch die reiche Geschichte entwickelt hat. 

Die Geschichte der ältesten Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Jemielnica / Himmelwitz reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Erste Erwähnungen stammen bereits aus dem Jahr  1225. Was die Gründer betrifft, verweisen einige Quellen auf die Slawen, andere auf deutsche Kolonisten aus Franken. Seit dem 17. Jahrhundert trug das Dorf den Namen Himmelwitz, wie es in den Schriftstücken des Zisterzienserklosters vermerkt wurde. Den Namen gaben dem Ort wahrscheinlich die Mönche selbst. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderten die Behörden diesen in „Jemielnica”. Die Bezeichnung bezieht sich auf die parasitäre Mistel, die auf den lokalen Bäumen wächst, sowie auf die Mühlen, die früher in der Ortschaft eine wichtige Rolle spielten.

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Zwischen 1255 und 1289 wurde in Jemielnica / Himmelwitz ein Zisterzienserkloster gegründet. Die Zisterzienser beschäftigten sich mit Gottesdiensten, Gebeten sowie körperlicher und geistiger Arbeit. Sie besaßen Mühlen, Imkereien, Wirtshäuser und das Recht, über ihre Untertanen zu richten. Die Auflösung des Klosters fand erst 1810 statt. Zwei Jahre später wurde die Klosterkirche in eine Pfarrkirche umgewandelt und die bisherige Pfarrkirche wurde zur Friedhofskirche. Nach der Auflösung des Klosters erwarben die Grafen von Strzelec/Strehlitz schließlich den Besitz von Jemielnica/Himmelwitz. Im Jahr 1817 wurden die Bestimmungen des Edikts von 1811 in die Tat umgesetzt, und dadurch die Leibeigenschaft abgeschafft. 

Von diesem Moment an erhielten die Bauern das Eigentumsrecht an den Bauernhöfen und dem Ackerboden, auf dem sie gegen Entschädigung arbeiteten. Einige Bewohner arbeiteten in der oberschlesischen Industrie, andere zogen nach Deutschland oder emigrierten nach Texas in den USA. Die Struktur des Dorfes hat sich nicht grundlegend verändert. Im Zentrum von Jemielnica / Himmelwitz lebten wohlhabende Bauern, während die anderen ihre Bauernhöfe entlang der Straßen bauten, die aus der Mitte der Ortschaft führten.

Die Geschichte von Jemielnica / Himmelwitz ist auch von Unglück geprägt. Im Jahr 1428 zerstörten die Hussiten das Dorf und das Kloster. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf mehrmals geplündert, unter anderem im Jahr 1627 von den Schweden, die in Jemielnica / Himmelwitz nach den Schätzen des Abtes Johannes Nucius suchten. Im Jahr 1733 zerstörte ein Brand das Kloster, die Kirche und mehr als 20 Bauernhöfe. Das Dorf kämpfte auch mit Seuchen, Wirbelstürmen und Hungersnöten, die das Leben der Einwohner beeinflussten.

Im Jahr 1921 stimmten die Einwohner von Jemielnica / Himmelwitz bei einer Volksabstimmung in Oberschlesien über die Zukunft der Region ab. Die Ergebnisse des Plebiszits waren sehr knapp: 50,7 % der Bewohner sprachen sich für die Zugehörigkeit zu Polen aus, während 49,3 % für Deutschland stimmten. 

Schon damals war die Anwesenheit beider Kulturen in Jemielnica / Himmelwitz sichtbar. Die Kinder besuchten z.B. entweder die deutsche Volksschule oder die polnische Privatschule in Zawodzie / Teichhäuser. Im Dorf gab es auch drei Chöre: einen deutschen und zwei polnische. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gingen die meisten Männer an die Front, während sich Frauen, Kinder und Alte um die Bauernhöfe kümmerten. Im Januar 1945 wurde das Dorf von den Russen besetzt, die dann den Namen des Dorfes in „Imielnica” änderten. Der Name „Jemielnica” wurde von den Behörden erst 1947 wiederhergestellt, womit ein neues Kapitel in der Geschichte des Dorfes begann.

Sehenswürdigkeiten

Jemielnica / Himmelwitz, mit seiner mittelalterlichen Geschichte, bezaubert durch Sehenswürdigkeiten, welche die historische Bedeutung des Dorfes unterstreichen. Das Zisterzienserkloster, die Allerheiligenkirche und der französische Friedhof sind Orte, welche die Besucher in eine andere Zeit bringen. 

Das Zisterzienserkloster und die Mühle

Im Jahr 1282 holte der Oppelner Herzog Bolko I, die Zisterzienser nach Jemielnica / Himmelwitz, und sein Sohn Albert gründete für sie die Kirche, das Kloster und eine Mühle. Die Zisterzienser, die sich mit Landwirtschaft, Handwerk und Kultur beschäftigten, machten das Kloster zu einem Bildungs- und Kulturzentrum. Trotz zahlreicher Unglücksfälle wurde das Kloster immer wieder aufgebaut. 

Die Mühle, die im Mai 1662 abbrannte, wurde schnell wiederhergestellt und noch im selben Sommer in Betrieb genommen. Im Jahr 1794 protestierten Bauern gegen die Zisterzienser, und 1810 konfiszierte der preußische König ihren Besitz und beendete damit die Tätigkeit des Ordens. Nach diesem Ereignis kehrten die Zisterzienser nie wieder nach Jemielnica / Himmelwitz zurück. Das ehemalige Zisterzienserkloster ist auch deswegen heute das Heiligtum des Heiligen Josef.

Das Heiligtum St. Joseph ist auf jeden Fall einen Besuch wert, da es sowohl durch seine Geschichte als auch durch seine einzigartige Einrichtung beeindruckt. Die Kirche zeichnet sich durch zwei architektonische Stile aus – Gotik und Barock. Die beeindruckende Größe des Gebäudes und das reiche Innere, mit vielen Altären machen auf Menschen einen großen Eindruck. Der Hauptaltar und die Seitenaltäre sind geschmückt mit schönen Gemälden und Heiligenfiguren. Im Inneren der Kirche befindet sich eine St. Josephs-Kapelle mit dem Gemälde der Heiligen Familie. An Sonntagen haben Pilger und Touristen die Möglichkeit, sich von einem lokalen Führer oder dem Pfarrer durch die Kirche führen zu lassen, da sie dies gerne für Gruppen und Einzelpersonen anbieten.

Die Allerheiligenkirche

Die römisch-katholische Kirche diente bis 1289 sowohl als Pfarrkirche als auch als Klosterkirche. Erst nach 1810, als die Pfarrei in eine größere Kirche verlegt wurde, begann das Gebäude als Friedhofskirche zu funktionieren.

Die Allerheiligenkirche gilt ebenfalls als Must-see im Ort. Als herausragendes Beispiel gotischer Architektur beeindruckt sie nicht nur durch ihre Struktur, sondern auch durch ihr Inneres. Dieses wird durch den Hauptaltar aus dem Jahr 1728 mit dem Allerheiligenbild und die beiden Seitenaltäre geschmückt. Besonders beeindruckend sind auch die gotischen Polychromien von 1435 und der erhaltene hölzerne Musikchor, die der Kirche ihren einzigartigen Charakter verleihen. Die Kirche kann man nach einer Voranmeldung im Touristeninformationszentrum in Jemielnica / Himmelwitz besichtigen.

Französischer Friedhof

Nach der Schlacht am Fluss Kaczawa, am 26. August 1813, wurden etwa 1 200 französische Kriegsgefangene nach Jemielnica / Himmelwitz gebracht, von denen viele an Typhus starben. Die toten Soldaten wurden auf einem im selben Jahr angelegten Friedhof begraben, auf dem etwa 470 von ihnen ruhen.

Im Oktober 1921 fand die Einweihung des Denkmals statt, an der französische Soldaten teilnahmen. Auf dem Friedhof stehen heute ein Kreuz und eine Stele mit einer Inschrift: „Aux soldats de la Grande Armée morts en 1812-1813” (auf Deutsch: Gefallene Soldaten der Großen Armee zwischen 1812 und 1813) und „LA 46 Division de Chasseurs Alpins 1921” (46. Alpenschützen-Division 1921). Obwohl der Friedhof sehr klein ist, sollte man ihn unbedingt besuchen, vor allem wegen seiner bewegenden Geschichte. 

Persönlichkeiten, die ihre Spuren in Jemielnica / Himmelwitz hinterlassen haben

Jemielnica / Himmelwitz hat außergewöhnliche Persönlichkeiten angezogen, welche die Geschichte des Ortes entscheidend beeinflussten. Der im Dorf geborene Markus der Gerechte (Marek Prawy) wurde als Anführer von Bauernaufständen im 17. Jahrhundert berühmt, als er für Rechte und bessere Lebensbedingungen für die Einwohner kämpfte. 

Dr. Augustin Weltzel war ein deutscher Geistlicher und Erforscher der schlesischen Geschichte. Zudem war er Abgeordneter im preußischen Landtag und schrieb ein Buch über den Zisterzienserorden in Jemielnica / Himmelwitz. 

Eine ebenso interessante Persönlichkeit war der bereits erwähnte Johannes Nucius, ein deutscher Komponist und Zisterzienserabt, der zum kulturellen und religiösen Leben der Region beigetragen hat.

Noch wichtig zu erwähnen ist Karl Gratza, ein deutscher Geistlicher, der Jemielnica/Himmelwitz zwischen 1875 und 1876 als Abgeordneter im Reichstag repräsentierte.

Alle diese Persönlichkeiten haben die Geschichte von Jemielnica / Himmelwitz bereichert, und ihre Spuren sind dort bis heute zu finden. Nach Marek Prawy wurde eine Grundschule benannt, an der eine Gedenktafel hängt. Einige Straßen in Jemielnica / Himmelwitz, Strzelce Opolskie/Groß Strehlitz und Opole/Oppeln benannte man ebenfalls nach ihm. 

Eine Gedenktafel widmete man Johannes Nucius ebenfalls. Sie befindet sich an der Klosterkirche in Jemielnica / Himmelwitz. Von Karl Gratz blieb ein Grabstein aus dem Jahr 1879 erhalten, der sich bei der Allerheiligen-Kirche befindet. Leider gibt es keine materiellen Spuren von Augustin Weltzel, aber seine Persönlichkeit wird in dem Buch: „Jemielnica: dzieje wsi i parafii” beschrieben.

Die beste Zeit für einen Besuch – der Zisterzienser-Markt in Jemielnica / Himmelwitz

Die beste Zeit für einen Besuch in Jemielnica / Himmelwitz? Ganz klar der 1. Mai! Dann findet nämlich der jährliche Zisterzienser-Markt statt. Diese Veranstaltung, die für die Einwohner von großer Bedeutung ist, ermöglicht den Gästen, in die mittelalterliche Zeit von Jemielnica / Himmelwitz einzutauchen und das Leben der Zisterzienser kennenzulernen. Dank der Vorführungen von Handwerkern, Kämpfen sowie musikalischen und tänzerischen Darbietungen können die Besucher die Atmosphäre und den Charme dieses Ortes richtig erleben.

Essensmöglichkeiten in Jemielnica / Himmelwitz

Bei einem Besuch in Jemielnica / Himmelwitz gibt es viele Möglichkeiten, ein leckeres Essen zu genießen. Empfehlenswert ist es, die Pizzeria Palermo, das Restaurant Oswald Arena oder das Restaurant Arkada zu besuchen. Wer jedoch Lust auf einen leckeren Kebab hat, ist mit Selim Kebab in Jemielnica/Himmelwitz gut beraten.

Ein besonderer Ort ist das Restaurant Eka – An der Ecke, welches die Gäste mit seinem einzigartigen Ambiente und der schlesisch-deutschen Speisekarte in die Vergangenheit versetzt. Dies ist der perfekte Ort, um ein traditionelles schlesisches Mittagessen zu genießen. Und wenn man deutsch oder schlesisch spricht, dann fühlt man sich erst recht wie zu Hause.

Jemielnica / Himmelwitz als Startpunkt für Ausflüge in der Region

Jemielnica / Himmelwitz ist ein ausgezeichneter Standort, der komfortable Unterkünfte bietet und demnach auch eine gute Ausflugsbasis für die umliegenden Sehenswürdigkeiten. Doch was gibt es in der Region zu sehen?

Stadtpark in Strzelce Opolskie / Groß Strehlitz – 8 km

Nicht weit von Jemielnica / Himmelwitz entfernt liegt Strzelce Opolskie / Groß Strehlitz. Empfehlenswert ist ein Spaziergang durch den historischen Stadtpark im englischen Stil, wo auch die Ruinen des Schlosses der Piasten-Fürsten zu bewundern sind. Kleiner Tipp? Gleich neben an befindet sich die beste Eisdiele in der Gegend – Urszulka.

Minaturenpark Olszowa / Olschowa – 15 km

Ein tolles Ausflugsziel für die ganze Familie, denn hier befindet sich der Miniaturenpark. Er zeigt präzise nachgebaute Miniaturen im Maßstab 1:25, die berühmte religiöse Gebäude aus Polen, Italien, Portugal, Frankreich und Israel darstellen. 

Schloss in Toszek / Tost – 17 km

Das Schloss in Toszek / Tost ist ebenfalls einen Besuch wert. Es hat eine interessante und  lange Geschichte, die bis in die Zeit der Piasten-Dynastie zurückreicht. Trotz zahlreicher Zerstörungen baute man das Schloss immer wieder auf und heute dient es als Kulturzentrum, das durch seine Architektur begeistert.

Góra Świętej Anny / Sankt Annaberg – 21 km

Der Sankt Annaberg ist ein hervorragender Ort, um die Region zu erkunden, denn hier findet man zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie das Heiligtum und die Lourdes Grotte. Außerdem gibt es ein Denkmal für die Gefallenen des schlesischen Aufstands und ein beeindruckendes Amphitheater. Ein weiterer sehenswerter Ort auf dem Sankt Annaberg ist der Papstaltar, der eine besondere Bedeutung hat. Dort traf sich 1983 der Papst Johannes Paul II. gemeinsam mit Pilgern. 

Schloss Moschen – 60 km

Das Schloss Moschen ist ein Muss auf der Landkarte für jeden, der Oberschlesien besucht. Die historische Residenz der ehemaligen schlesischen Familie Tiele-Winckler ist teilweise für Besucher geöffnet. Auch lohnt sich ein Spaziergang durch den schönen Park, der das Anwesen umgibt. 

Warum also nach Jemielnica / Himmelwitz?

Jemielnica / Himmelwitz ist ein Ort, der eine reiche Geschichte mit schönen Sehenswürdigkeiten und einer einzigartigen Atmosphäre verbindet. Seine mittelalterliche Geschichte, der zisterziensische Einfluss und die bedeutenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts verleihen ihm einen einzigartigen Charakter. Neben seinen historischen Sehenswürdigkeiten ist Jemielnica / Himmelwitz auch ein hervorragender Startpunkt für die Entdeckung der umliegenden Attraktionen. Ob Sie nun ein Liebhaber der Geschichte, der Kultur oder Natur sind, Jemielnica / Himmelwitz ermöglicht es Ihnen, den Charme Oberschlesiens zu spüren.

Joanna Smiatek

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