Am 27. Oktober gastierte die diesjährige European Union Prize For Literature Preisträgerin in der Bibliothek des Instituts für Germanistik. Das Autorentreffen fand im Rahmen des österreichischen Literaturfestivals „Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“ statt.
Punkt 12 Uhr trat Carolina Schutti in die Bibliothek der Oppelner Universität am Institut für Germanistik ein. Unterstützt von der Leiterin der Österreichischen Bibliothek, Monika Wójcik-Bednarz, präsentierte sie ihre drei Bücher. Sympathisch und interessant – den Eindruck konnte man einfach nicht loswerden.
Carolina Schutti wurde in Innsbruck geboren und ist erst seit 2007 Schriftstellerin. Sie hat eine musikalische Ausbildung (Gesang und Konzertgitarre) hinter sich. Dazu kommt noch das Anglistik- und Germanistikstudium und die Verteidigung des Doktortitels. Ihre Dissertation widmete sie dem Schaffen des Schweizers Elias Canetti. Wie aber die Schriftstellerin selbst zugab – mit literarischen Werken erreiche sie ein breiteres Publikum, als mit den akademischen. Carolina Schutti führt auch internationale Projekte, verfasst Hörspiele, Geschichten und organisiert literarische Werkstätte.
„Ich schreibe keine Krimis und Thriller“, erzählt die Schriftstellerin. Sie sei sich bewusst, dass deshalb ihr Lesekreis ein bisschen kleiner ist. Doch die Autorin scheint ein eindeutiges Ziel zu haben: „Ich will mit meiner Literatur Kunst machen“, erklärt sie. Dank der musikalischen Ausbildung steht die Satz- und Wortmelodie für sie im Vordergrund. Sich einer sehr bildhaften und oft auch lyrischen Sprache bedienend, die aber stets ihre Klarheit beibehält, beschreibt sie das Leben ihrer Figuren.
Sie nähert sich der Hauptfigur sehr langsam, als müsse sie sie erst kennenlernen – so geht sie in ihrem ersten Roman „Wer getragen wird, braucht keine Schuhe“ (2010) vor, in dem sie das Leben eines Mädchens voller Schuldgefühle beschreibt. Autobiographische Motive sind hingegen im Roman „Einmal muss ich über weiches Gras gelaufen sein“ (2012) zu finden. Carolina Schutti, die polnische Wurzeln hat, konnte bis sie 5 wurde fliesend Polnisch sprechen. Dann verlor sie ihre erste Muttersprache und nun bedient sie sich der deutschen. Die Hauptprotagonistin ihres zweiten Romans begibt sich auf die Suche ihrer verlorenen Kindheit und Identität, die nach Weißrussland und Polen führt.
Universeller ist das neuste Werk – die Novelle „Eulen fliegen lautlos“ (2015), da es auf zwei Interpretationsebenen verläuft. Ihre Werke zeichnen sich auch durch gut durchdachte Leitmotive, die sich durch ganze Bücher ziehen, Kleinigkeiten, die große Rolle spielen, und Ängsteproblematiken, welche die Schriftstellerin gern erforscht, aus.
Für ihr Werke erhielt die Schriftstellerin mehrere Auszeichnungen, Preise und Stipendien, zuletzt das Österreichische Staatsstipendium für Literatur, den 2012 erstmals verliehenen Alois Vogel Literaturpreis und 2015 den European Union Prize for Literature.
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