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Eine Brauerei in einer (fast) vergessenen Stadt

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Kupferberg. Ein Ort voller toller aber auch grausamer Geschichten. Ein Ort, der immer wieder in Vergessenheit geriet. Ein Ort, den eine Brauerei wieder aufleben lässt. 

Die Biertradition in Kupferberg reicht bis ins 15. Jahrhundert, bis sie schließlich in 1973 ihr trauriges Ende nahm. Erst verschwand die Brauerei, ein wenig später die letzten Einwohner und die Stadt. Damals dachte wohl kaum jemand, dass sich der verfallene Ort noch beleben lässt. Erst veröffentlichte Filip Springer sein berühmtes Buch, nur wenig später entstand gleich neben der alten, eine neue Brauerei gegründet von Jarosław Kądziela. Das berühmte “Kupferberger Gold” wird in der Brauerei Miedzianka zwar nicht gebraut, trotzdem lohnt es sich hier anzuhalten, um die schöne Aussicht und natürlich auch das Bier zu genießen.

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Piotr Piela, PolenJournal.de: Ein Hotel, eine Brauerei? Ein Restaurant? Oder vielleicht eine Brauerei in einem Restaurant oder ein Restaurant in einer Brauerei? 

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Jarosław Kądziela, Browar Miedzianka: Vor allem eine Brauerei. Die Bierproduktion war das Ziel, der Antriebsmotor und die Idee. Das Restaurant und die Beherbergung sollten nur Zusätze sein, vor allem um dieses Konzept zu finanzieren. Heute, drei Jahre nach der Eröffnung, funktionieren alle drei Zweige sehr gut zusammen. Für manche Gäste sind sie unabhängig, denn oft kommen Leute zu uns, nur um sich in der wunderschönen Umgebung zu erholen, abseits der meistbesuchten touristischen Routen. Für solche Gäste ist das Restaurant und die Brauerei nur eine Ergänzung. Sie können die Umgebung erkunden und später ein gutes Abendessen essen, ein gutes Bier trinken und beobachten, wie es produziert wird. Den späten Abend kann man auch auf der Terrasse genießen und die Nacht in einem unserer Zimmer verbringen. Für mich, einen Insider, sind die Brauerei, das Restaurant und die Verpflegung drei große Maschinen, an den man fortlaufend arbeiten und sie ständig ölen muss. Die Brauerei ist die größte Maschine.

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Eine originelle Geschäftsidee könnte man sagen.

Heute denke ich zwar anders, aber anfangs, als ich nur die Idee hatte, als ich nach Finanzierungsquellen suchte, war für viele Leute das Konzept zu originell. Zwei Jahre bin ich von Bank zur Bank gegangen und habe über diese Idee erzählt. Viele Menschen konnte ich nicht überzeugen.

 

Der Platz, wo wir uns gerade befinden, ist alles andere als zufällig. Die Geschichte dieses Ortes ist außergewöhnlich.

Die Geschichte von Miedzianka (dt. Kupferberg) ist dermaßen interessant, dass sogar darüber Bücher geschrieben wurden. “Kupferberg – die Geschichte des Verschwindens” – von Filip Springer, “Kupferberg – 700 Jahre einer Bergbaustadt” von Marcin Makuch und Tomasz Stolarczyk, sowie “Kupferberger Gold” von Heinz Kornemann. Die Geschichte des Ortes wird auch von der pittoresken Landschaft unterstützt. Touristen, die hier kommen, treffen wunderschöne Landschaften an, die sich perfekt für Spaziergänge mit tollen Aussichten auf das Riesengebirge und das Hirschberger Tal eignen. Es ist viel mehr als nur kalte Museumsmauern. Durch die Landschaft und die Natur kann man sich leichter vorstellen, wie das Leben hier einst ausgesehen hat.

 
Foto: Browar Miedzianka

Warum lohnt es sich, die Brauerei “Browar Miedzianka” zu besuchen?

Die Brauerei liegt auf dem Abhang der Chaussyhōhe. Aus unserer Terrasse erstreckt sich eine atemberaubende Aussicht auf das Hirschberger Tal, den Fischbacher Forst, Landeshuter Kamm, auf das Bober-Katzbach-Gebirge sowie das Isergebirge und das Riesengebirge. Viele unsere Gäste bezeichnen diese Aussicht als die schönste in der Region. Die Brauerei ist auch eine gute Ausflugsbasis, wenn man z.B. den Landeshuter Kamm besichtigen will.

 

Sprechen wir mal über die Brauerei. Was erwartet hier die Besucher?

Vor allem vor Ort gebrautes Bier! Die wichtigste Zutat ist das Wasser. Die Biertradition in Kupferberg reicht bis ins 15. Jh. Früher hatte man kaum Möglichkeiten, die Qualität des Wassers zu verbessern oder sie an die Bierproduktion anzupassen. Man suchte also nach Orten mit guter Wasserqualität. So einen hat man in Kupferberg gefunden. Heute nutzen wir dasselbe Wasser, ohne es zu verfeinern. Zwar ist dies für die heutige Zeit alles andere als Ideal, trotzdem verleiht eben das Wasser dem Bier seinen Charakter. Das Wasser ist nicht nachzumachen. Der Geschmack ebenfalls. Das unterscheidet uns von anderen.

 

Der Landeshuter Kamm ist für die Farbigen Seen bekannt und die neu aufgebaute Brauerei für farbige… 

Man könnte sagen, für die bunt gemischte Bierauswahl. Die Bierfarbe ist aber nicht so wichtig. Der Geschmack steht hier an erster Stelle. Wir haben derzeit sieben verschiedene Biere im Angebot, dementsprechend ist es ziemlich bunt und farbig (lacht). 

 

Foto: Browar Miedzianka

Dann müssen wir noch eine Sache klären – ist es besser das Bier zu verkosten, oder die Umgebung zu erkunden? 

Ein Helles schmeckt am besten, nachdem man die Gegend besichtigt hat. Zwar ist das Terrain nicht anstrengend, aber trotzdem handelt es sich um Gebirge. Dementsprechend kann man sich nach einer Wanderung am besten auf der Terrasse mit einem kühlen Bier in der Hand erholen.

 

Die Namen der Biere sind auch alles andere als zufällig. 

“Cycuch Janowicki” – ein Name, der an Berge anknüpft, die man von unseren Terrasse sieht. Es handelt sich dabei um den Forstberg und Kreuzberg, die zu den Falkenbergen gehören. Ihre Form ist sehr charakteristisch. Deswegen ergatterten sie schnell solche Bezeichnungen, wie “die Brüste des Riesengebirges” oder “die Brüste von Lollobrigida”. Jannowitz ist die Ausflugsbasis für dieses Gebiet. Aber zurück zu den Bieren. “Rudawskie” – weil die Brauerei in Rudawy Janowickie (dt. Landeshuter Kamm) lokalisiert ist. “Wołek” – von dem zweithöchsten Punkt im Norden des Massivs (auf Deutsch Ochsenkopf), der nur 40 Minuten zu Fuß von unserer Brauerei entfernt ist. “Górnik” – weil Kupferberg einst eine Bergbaustadt war und voller Bergbaurückstände ist. Das Bier “Mniszek” ist wiederum mit dem Namen von Mniszków verbunden, eines sehr malerisch gelegenen Dorfes. “Boberek” weil neben der Chaussyhōhe ein schlängelnder Fluss namens Bóbr fließt. “San Fran Trzcińsko” – wegen des Dorfes Trzcińsko. Von langer Zeit, ich glaube in den 60er Jahren, hat man auf der Bahnstation, auf der weißen Tafel vor dem Ortsnamen mit Farbe “San Fran” geschmiert. Die Leute, die ins Hirschberger Tal eingereist sind, wurden jahrelang von der Aufschrift “San Fran Trzcińsko” begrüßt. Heute wird dieser Ausdruck auch von den Jungen benutzt, aber nur deswegen, weil er cool klingt. Keiner von ihnen weiß so richtig, wo seine Wurzeln liegen. “Kurt” ist wiederum ein Bier, gebraut aus dem Anlass, dass ein Comicbook über den Kupferberger Kommissar Kurt Ueberschaer veröffentlicht wurde. Für das Vorbild für den Hauptprotagonisten diente Hugo Ueberschaer, der in Kupferberg wohnte. Hier in Kupferberg befindet sich auch seine Grabstätte, den Weg kennen jedoch nur wenige Leute.

 

Es sind tatsächlich viele Biere, die auf Orte und Geschichten verweisen. Ist vielleicht eins unter den Gästen äußerst beliebt?

Das wäre wohl der “Cycuch Janowicki”, unser Vorzeigeprodukt. Das Bier ist im interessanten Stil gebraut, es duftet deutlich nach Hopfen und ist sehr süffig. Der Name ist auch sehr anziehend. Ich muss aber auch sagen, dass die anderen Biere auch beliebt sind. Wir haben traditionelle Bierarten, dazu zählen “Kurt”, “Wołek” und “Rudawskie” in unserem Angebot, aber auch moderne Biere, wie die angesprochenen “San Fran Trzcińsko” und “Boberek”. “Mniszek” ist ein wenig süßer und “Górnik” ist wiederum ein dunkles, geräuchertes aber ein außergewöhnliches Bier.

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Die Biere wurden von dem wohl berühmtesten polnischen Bierblogger Tomasz Kopyra rezensiert. Was ist wichtiger – Kritik und Meinungen aus der Bierbranche, oder doch ein oder zwei Wörter von einem Gast, der das jeweilige Bier probierte? 

Der erste Kritiker bin ich und unser Brauereiteam. Es ist offensichtlich, dass jeder seine Geschmackspräferenzen hat, aber das jeweilige Bier muss vor allem mir schmecken, denn es trägt auch meine Unterschrift. Meinungen von Blogger oder Bierkenner freuen uns, denn so wird das Bewusstsein von Personen gebildet, die sie lesen oder sich die Rezensionen ansehen. Am wichtigsten ist jedoch, ob die Biere unseren Kunden schmecken. 

 

Über die Kunden und Besucher müssen wir auch noch ein Wort verlieren. Die Brauerei ist nicht weit von der tschechischen und deutschen Grenze entfernt. Wurde dieser Ort von den Touristen schon entdeckt? 

Vor allem Deutsche aber auch Tschechien schauen hier gerne vorbei. Es kommen auch immer wieder Touristen, die noch einen weiteren Weg hinlegen. Wir sind mittlerweile ein fester Bestandteil der touristischen Attraktionen in der Region. Durch die Qualität unserer Produkte und das Angebot werden wir sowohl durch Reisebüros wie auch Gäste, die schon bei uns waren, weiterempfohlen. 

 
Foto: Browar Miedzianka

Wie gefällt es den Touristen, die hierher kommen?

Sehr. Vor allem das Gebäude, das keine selbstverständliche Form in dieser Umgebung hat, kommt bei ihnen gut an. Die Idee, das Konzept an sich sowie das kulinarisches Angebot. Die Leute schwärmen auch vor der Terrassenaussicht und der Stimmung. Oft hören wir, dass dieser Platz lebt, dass man diese Energie fühlen kann. Wir wissen aber, dass diese Stimmung nicht nur wir als das Brauereiteam, sondern auch unsere Gäste aufkommen lassen.

 

Am Anfang haben Sie das Werk von Filip Springer angesprochen. Wirbt das Buch auch für die Brauerei? 

Selbstverständlich. Das Buch ist hervorragend und dementsprechend sehr beliebt. Es wurde sogar in ein paar Fremdsprachen übersetzt. Durch das Buch wird die Geschichte von Kupferberg an viele Leute weitergeleitet. Das ist sehr wichtig für uns. Das Buch ist wichtig auch für mich persönlich aus einem anderen Grund. Als ich nach Finanzierungswegen suchte, hatte ich einen Moment des Bedenkens bis ich dann plötzlich Ausschnitte aus dem Buch über Kupferberg im Radio Trojka hörte. Damals wusste ich nicht, dass es das Werk überhaupt gibt. Das war für mich wie ein Zeichen, ich wusste, dass dies Schicksal war und dass ich meine Idee auch umsetzen werde.

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