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Schlesien – zum Erfolg verdammt

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Sitz der Regionalen Wirtschaftskammer in Kattowitz

Lange Zeit war die Industrie das Markenzeichen der Woiwodschaft Schlesien. In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung und das Bild der Region stark verändert. Welche Rolle haben ausländische Investoren bei der Entwicklung gespielt? Wie sollten die Wirtschaftskammern in Polen funktionieren? Warum ist der KMU-Kongress ein wichtiges Event? Ein Interview mit dem Vorsitzenden der Regionalen Wirtschaftskammer in Kattowitz – Tadeusz Donocik.

 

 

 

Piotr Piela: Herr Vorsitzender, kann man die Woiwodschaft Schlesien als ein Businessgebiet bezeichnen?

Tadeusz Donocik, Vorsitzender der Regionalen Wirtschaftskammer in Kattowitz: Ich denke, da haben Sie ins Schwarze getroffen. Die Woiwodschaft Schlesien ist das Industriezentrum Polens und ich denke, dass in kurzer Zeit die Region sich auch zu einer der führenden europäischen Wirtschaftstätten entwickelt. Zurzeit sind hier rund 400.000 Unternehmen vertreten und 280.000 funktionieren kontinuierlich. Wir haben also mit enormem Potenzial zu tun. Das bedeutet auch, dass hier etwas Außergewöhnliches entsteht. 

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Sie haben bereits die Industrie angesprochen.

Stimmt. Schlesien ist durch eine eigenartige Spezifik gezeichnet. Die Region ist für die Rohstoffindustrie berühmt. Ich meine hier Bergwerke und Hütten. Nach der tiefgreifenden Privatisierung, mit der wir zu tun hatten, und trotz der Tatsache, dass der Bergbau in den Händen des Staates geblieben ist, sind in Schlesien viele private Firmen entstanden, die mit Bergwerken und Hütten zusammengearbeitet haben. Es handelt sich um Zulieferer oder Unternehmen, die die Produktion vorbereiten oder verschiedene Dienstleistungen anbieten. Wenn wir schon über die Industrie sprechen, dann kann man die zweite, sehr interessante Ebene – die Automotive – nicht außer Acht lassen. Beginnend bei den Komponenten und Teilen, bis zu Sitzen – falls ich mich nicht verrechnet habe, sind es 178 Unternehmen, die sich damit beschäftigen. So kann man hier von einem Bergwerk im übertragenen Sinne sprechen, welches in der Autoindustrie eine außergewöhnliche Rolle spielt. Nicht zu vergessen – die Woiwodschaft ist stark regional gestaffelt. Wir haben z.B. das Bielitzer Industriegebiet, dass sehr traditionsreich im polnischen Privatsektor ist. Hindenburg, Gleiwitz, Tichau – hier haben wir wiederum die größte und am besten verwaltete Sonderwirtschaftszone, wo moderne Lösungen entwickelt und die beste technologische Effizienz auf der Welt erreicht werden. Eine andere schlesische Eigentümlichkeit, die in den Bereich der Entwicklung neuer Technologie fällt, ist eine neue Herangehensweise in Sachen Medizintechnik. Ich meine hier die Fakultät für Mediziningenieurwesen, die an der Schlesischen Technischen Universität gegründet wurde, aber auch die Stiftungen von Prof. Zbigniew Religa oder Prof. Marian Zembala. Kunstherz, Produktion von biologischen Herzklappen und viele andere – dies alles wurde zur neuen Produktionsart, die für den Export gedacht ist.

 

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Anfangs haben Sie die tausenden Unternehmen angesprochen, die hier in der Woiwodschaft ihr Zuhause haben. Sie haben auch über die Tradition der polnischen Firmen gesprochen. Ich möchte jedoch nach den Investoren aus dem Ausland und ihrer Rolle mit Blick auf die Wirtschaft und Gesellschaft fragen. 

Also heute überwiegen Unternehmen aus dem Ausland. Das liegt vor allem daran, dass zunächst das Angebot der Sonderwirtschaftszonen an diese eben gerichtet wurde. Vor 30 Jahren hatten polnische Firmen in großer Mehrzahl sogar bis zu 90% keine Investitionsmöglichkeiten. Ganz anders das Kapital aus dem Ausland, was sich aus den Privilegien der Sonderwirtschaftszonen ergab. Hier muss man jedoch auch sagen, dass sich diese Privilegien im Laufe der Zeit stark verändert haben, genauso, wie die Lage in den Wirtschaftszonen. Investoren aus dem Ausland haben jedoch eine tragende Rolle gespielt, als man die polnische Wirtschaft in Gang und auf die Beine setzte. Diese Rolle ist nicht zu unterschätzen, denn in Zeiten des politischen Wandels verfügte Polen nicht über das nötige Kapital. Wir hatten Schulden in der Weltbank und in den einzigen Ländern. 1989 war die Lage katastrophal. Dank der Investitionen sind wir in Gang gekommen. Heutzutage ist die Situation in den Sonderwirtschaftszonen mehr ausgewogen, wenn wir über das Kapital sprechen. Polnische Unternehmen haben begonnen zu investieren, aber das sind Firmen, die nach diesen Investitionen suchten und wussten, dass sie Mithilfe von verschiedenen Entlastungen auch etwas bekommen und dass die europäischen Förderungen für sie auch rentabel sind. 

 

Wenn wir schon bei den Sonderwirtschaftszonen sind, müssen wir auch ein Wort über das Vorhaben, das Land zu einer großen Wirtschaftszone zu machen, verlieren. Was meinen Sie, welchen Einfluss werden diese Veränderungen auf die Wirtschaft nehmen? Bleibt dadurch Polen, und dementsprechend auch Schlesien, weiterhin für Investoren aus dem Ausland interessant, oder geht das in eine völlig andere Richtung? Vielleicht überwiegen dann einheimische Unternehmen und einheimisches Kapital in den Wirtschaftszonen? 

Ich hatte die Ehre im Regierungskabinett von Jerzy Buzek zu arbeiten, als die Sonderwirtschaftszonen geschaffen wurden. Bereits damals hat man von Polen als einer großen Wirtschaftszone gesprochen, wo es sich lohnt, sowohl ausländischen Investoren zu investieren aber langfristig auch polnischen Firmen. Bitte beachten Sie, dass Wirtschaftszonen ursprünglich nur bis 2017 funktionieren und danach aufgelöst werden sollten. Später hat man diese Frist auf 2026 verschoben und nun spricht man bereits von 2030. Wenn man über Wirtschaftszonen spricht, dann sind auch Privilegien gemeint, diese sind jedoch vertraglich besiegelt und von der erbrachten Leistung abhängig. Zuerst muss man investieren, Arbeitsplätze schaffen, produzieren und das am besten mit modernster Technologie, damit sich die Ware auch verkauft. Gleichzeitig darf man auch die Qualität und den Preis nicht vergessen. Wenn man diese Anforderungen und diese Wechselbeziehung auf alle Geschäftsbereiche und Unternehmen erweitern würde, wäre dies der richtige Schritt. Ich kenne kein Land, das sich nach dem Krieg ohne solche Privilegien weiterentwickeln konnte. Gewiss kenne ich kein Land, das sich der Marktwirtschaft bedient, ohne Sonderwirtschaftszonen zu schaffen. Das ist ein global erprobtes Werkzeug. Egal, wie sie heißen – ob Wirtschaftszonen, Entwicklungszonen oder Wirschaftwachstumszonen – die Nomenklatur spielt hier keine Rolle. Wichtig sind diese Erleichterungen im Sinne von Steuerbefreiungen, die der Erfüllung bestimmter Bedingungen erfordern. Das bringt Arbeitsplätze und befreit den Staat zum Teil von seinen Aufgaben. Auf diese Art und Weise gespartes Geld kann man für die Entwicklung investieren, die Verwaltung optimieren und die Infrastruktur verbessern. Man muss hier auch beachten, dass Polen nach wie vor bei Lebensqualität, Einkommen und dementsprechend auch Mentalität und Weltblick auf Westeuropa aufholt. In anderen Worten – der Staat ist bei wirtschaftlichen Angelegenheiten für die Infrastruktur zuständig. Ein Beispiel – Bahninfrastruktur, wo man um die Gleise, Strom und Stromspannung sorgen muss. Der Privatsektor kann das nicht übernehmen, denn dies ist nicht immer rentabel. Der Privatsektor sollte also dort aktiv sein, wo es sich lohnt. Der Staat ist wiederum dafür, um dort aktiv zu werden, wo es sich für die polnischen Bürger lohnt. Ich bin ein unverbesserlicher Optimist, denn in den 28 Jahren, wo ich Kammervorsitzender war, habe ich gesehen, wie man ständig neue Fehler macht aber ich glaube auch fest daran, dass wir auch solche endogenen Fähigkeiten haben, die uns erlauben, aus jeder schwierigen Lage und seltsamen Vorstellungen über die Wirtschaft und dem Mittelmaß herauszukommen. Diese Mittelmäßigkeit ist dieser Faktor, der die Entwicklung blockiert. Das ist ein Element, dass irgendwo im Kopf steckt. Dieses berühmte “Jakoś to będzie” (dt. irgendwie wird’s schon werden – Anm. Red.) – ich bin überzeugt, dass wir das bewältigen.

 

Durch all die Jahre, wo Sie aktiv in den Kammerstrukturen sind, haben sie bestimmt mehrmals mit Investoren gesprochen. Wir haben bereits diese Anforderungen in den Sonderwirtschaftszonen angesprochen, trotzdem kommen immer neue Investoren auf den polnischen Markt hinzu. Warum ist es so? Ist Polen ein noch ungesättigter oder mit Blick auf das ganze Potenzial ein aufstrebender Markt? 

Ein bisschen von allem. Potenzial gibt es auf jeden Fall – wir sprechen hier von 38 Mio. Bewohnern und dementsprechend von einem riesigen Markt. Polen ist ein Land, dass viel durchgemacht hat. Menschen haben hier die Armut überstanden, weil sie glaubten, dass man da rauskommen kann. Alles ist jedoch ein Prozess. Es gab Zeiten, da lohnte sich in Polen wortwörtlich alles – es gab billige Arbeitskräfte aber leere Regale in den Geschäften. Heute ist das ein wenig ausgeglichener, auch auf dem Arbeitsmarkt. Der Mindestlohn, der durch den Staat bestimmt wird, liegt bei 2.100 Zloty brutto und das Durchschnittsgehalt über 4.000 Zloty also nimmt es so langsam eine vernünftige Form an, ist aber trotzdem viermal so wenig, wie in Deutschland, Österreich, Frankreich oder Italien. Es ist immer noch zu wenig, doch das hat alles einen Geschichts- und Systemhintergrund. Wir sprechen hier von multidimensionalen Fragen, die interdependent voneinander sind und somit ist es ein schwieriges Gespräch. Es ist enorm schwer etwas hervorzuheben. Wenn ich auf die Markteffizienz hinweise, wie man auf diesem Markt funktioniert und sich im Marketingbereich usw. zurechtfindet, dann wird mir später vorgeworfen, dass ich die Preise vergessen habe oder Faktoren, die preisentscheidend sind. Alles ist interdependent und dementsprechend können wir annehmen, dass das schwächste Glied dieser Interdependenz über den Erfolg des Investitions- oder Produktions- oder Dienstleistungsvorhabens entscheiden wird. 

Tadeusz Donocik, Vorsitzender
der Regionalen Wirtschaftskammer in Kattowitz

Bei dem Erfolg des Investitionsvorhabens spielt auch der Arbeitsmarkt eine Rolle. Nun haben Unternehmen immer größere Probleme mit der Beschaffung von Arbeitskräften. Wichtig ist hier auch die Bildung. Wie sieht die Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen mit der Wirtschaft aus? Was kann Schlesien heute einem Investor anbieten, der Bedarf nach qualifizierten Fachkräften hat? 

Bildung ist auch eine multidimensionale Frage, aber wenn wir schon darüber sprechen, dann dürfen wir nicht vergessen, dass in den letzten zwei Dutzend Jahren über 2 Mio. Polen ausgewandert sind. Auf der anderen Seite kommen ständig Ukrainer, Russen, Weißrussen oder Moldauer nach Polen, die das Land so sehen, wie wir einst die Arbeit in Deutschland. Heutzutage beobachten wir einen stark ausgeprägten Fachkräftemangel. Das betrifft vor allem die Baubranche – Unternehmen nehmen keine neuen Aufträge an, denn sie haben nicht genügend Personal, um sie zu erfüllen. Probleme mit der Produktion nehmen ebenfalls zu, denn es wird schwierig, die Posten am Fließband zu besetzen. Wir haben derzeit mit einem Bevölkerungsrückgang in Europa zu tun, der eine große Gefahr für die Wirtschaft ist. Ein zweiter Bereich ist das duale Bildungssystem, von dem wir abgerückt sind und das in Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz oder in Italien weiterentwickelt wurde. Das ist ein System, dass der Jugend die Möglichkeit gibt, sowohl theoretisches Wissen als auch Praxiserfahrungen durch Arbeit mithilfe modernster Technologie und Geräten an zwei-drei Tagen pro Woche zu gewinnen. Absolventen sind dank diesem Modell bereit unmittelbar nach dem Abschluss die Arbeit aufzunehmen. In Polen ist man davon abgerückt, aber nun hören wir, dass wir durch die Reform im Bildungswesen und die Auflösung der Mittelschule, dazu zurückkehren. Es gibt auch erste Schwalben – ein Betrieb hat einen Vertrag mit einer Berufsschule geschlossen, aber es handelt sich dabei nur um 30 bis 50 Schüler. Ein wenig besser ist es im Fall von Hochschulen, die sich einem relativ unabhängigen Status erfreuen und Laboratorien ausgerüstet haben. Diese sind jedoch oft nur für wissenschaftliche Mitarbeiter. Sie werden erst für Studenten geöffnet, wenn es unser Umfeld ein wenig erzwingt oder es Professoren mit Auslandserfahrungen fordern. Labors gibt es viele, auch mehrere derselben Art, denn jeder wissenschaftliche Mitarbeiter will eins für sich. Wenn Studenten diese nicht nutzen können, dann wird das Potenzial der Geräte nicht vollkommen ausgenutzt. Neue Technologien, Innovationen werden ständig entwickelt und die Ausstattung der Labors veraltet. Wissenschaftliche Arbeiten, Symposien oder Konferenzen sind oft l’art pour l’art. In Polen fehlt dieser Zwang zur Umsetzung der Innovation, zur Benotung der wissenschaftlichen Mitarbeiter, je nachdem ob man die gegebene Lösung einsetzen kann. So werden Veränderungen, die auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden, nicht umgesetzt. Das ist eine Sache, auf die man drängen muss. Ich wundere mich, dass zu dieser Frage, Unternehmen aus dem Ausland die in Polen investieren, schweigen. Sie sollten das Zetermordio erheben, da die Aufgabe des Staates die Bereitstellung von Arbeitskräften ist. Ich habe auch keine Artikel diesbezüglich von großen Beratungsfirmen, wie PwC gelesen. Solche Unternehmen sollten deutlich klarstellen, dass mit dem bestehenden System der Arbeitsmarkt aussterben und Investitionen woanders verlagert werden müssen. 

 

Wir sprechen viel über systembezogene Fragen, wie etwa die geplanten Reformen. Dementsprechend muss ich auch über die geplanten Veränderungen im Kammersystem fragen. Rund 500 Unternehmen sind Mitglieder der regionalen Wirtschaftskammer in Kattowitz, also sind potenzielle Veränderungen im Kammersystem nicht unbedeutend. Sprechen wir mal über das bestehende System und ein System, dass man haben möchte, denn verschiedene Reformvorschläge werden im Umfeld genannt. Was glauben Sie, für welche Richtung wird man sich hier entscheiden und ob das die richtige sein wird?

In Kammerstrukturen bin ich mittlerweile seit über 25 Jahren tätig. In Europa und auf der Welt haben wir mit verschiedenen Modellen zu tun – das deutsche Modell, österreichische oder niederländische, dass ein wenig anders als die beiden ersten ist. Es gibt auch das angelsächsische Modell, das in Polen aber nur scheinbar gilt. In diesem System überträgt der Staat bestimmte Aufgaben auf die Kammern und zahlt dabei für deren Erfüllung. In Polen ist es so, dass der Staat davon ausgeht, dass manche Aufgaben erledigt werden, aber er zahlt nicht dafür. Dementsprechend schlüpfen wir sozusagen in die Rolle eines Bettlers, der um Geld bei Mitgliedern oder Institutionen bettelt. Das ist komplett absurd, denn anstatt den Unternehmen zu helfen, bitten wir sie um Geld für Forschung oder Berichte, um beispielsweise auf Mangel in Rechtsvorschriften aufmerksam zu machen. Der Staat hat entweder kein Geld oder keine Lust entsprechende Finanzmittel bereitzustellen. Wenn es um die wirtschaftliche Selbstverwaltung geht, dann stecken wir weiter im Jahr 1989 fest. Das muss sich selbstverständlich ändern. Persönlich unterstütze ich die Idee eines offenen Modells, ohne Pflichtmitgliedschaft. Die Voraussetzung wäre hier, dass die Mitglieder das Recht haben, auch jene Unternehmer zu vertreten, die nicht Mitglieder sind. Sie hätten auch das Recht ihre Befugnisse umzusetzen, falls sie solche hätten. Der Staat hätte hingegen die Pflicht sich zu konsultieren. Derzeit haben Unternehmer das Recht, ihre Meinung darzulegen, doch diese wird von niemandem wahrgenommen. Ein Beispiel – unsere Empfehlungen, die nach jedem KMU-Kongress formuliert werden. Ich wette, dass niemand seitens der Regierung, des Parlaments sie durchgelesen hat. Ähnlich ist es auch auf der EU-Ebene, denn die Empfehlungen werden ebenfalls in englischer Sprache vorbereitet und nach Brüssel geschickt. Man kann den Eindruck gewinnen, dass sich die Legislative mit ihren Möglichkeiten verschluckt hat und keinen Partner haben will. Das wird Richtung undemokratischer Lösungen gehen, denn in der Demokratie gilt das Prinzip der Zivilgesellschaft, deren Teil die wirtschaftliche Selbstverwaltung ist. Unternehmer sind ein wichtiges Element dieser Struktur. Wenn jemand im Land Politik macht, ohne Rücksicht auf die Meinungen zu nehmen, will sich diese Meinungen nicht einmal anhören, dann hat das kurze Beine. Die Zeiten, wo etwas umsonst gemacht wurde, neigen sich dem Ende. Heute wollen alle belohnt werden. Wenn diese Frage nicht gelöst wird, dann funktionieren irgendwann öffentliche Organisationen und Strukturen der Zivilgesellschaft nicht mehr. Überall auf der Welt gibt es Wirtschaftskammern – in Ägypten, China und in Polen glaubt man, dass sie überflüssig sind und dass, nachdem man 30 Jahre um diese Kammern gekämpft hat.

Die regionale Wirtschaftskammer in Kattowitz ist sehr aktiv – viele aus Sicht der Wirtschaft wichtige Events werden von ihr organisiert, wie z.B. der angesprochene KMU Kongress. Was kann die Wirtschaft und Unternehmer aus solchen Veranstaltungen mitnehmen und was nimmt die Kammer mit? 

Diese Events geben einem die Möglichkeit in diesem ständigen Wettlauf anzuhalten. Eine Pause einzulegen ist immer gut, wenn man ein Unternehmer ist, denn man arbeitet 14 oder manchmal sogar 16 Stunden am Tag. Hier gibt es keine Obergrenze bei der Arbeitszeit und keiner sagt, dass es rechtswidrig ist, wenn es um einen Geschäftsführer geht. Wir tun unser Bestes, damit die Events, die von uns veranstaltet werden, einen Workshop-Charakter haben, also dass die Besucher Wissen und Kompetenzen erlangen, die normalerweise nicht zu gewinnen sind. Wir laden nur die besten Leute aus dem jeweiligen Bereich, echte Praktiker ein. Wir bemühen uns, damit das Niveau unserer Veranstaltungen möglichst hoch ist. Kattowitz wird weiter mit Industrie assoziiert. Wir wollen zeigen, dass die Stadt auch ein Platz für intellektuelle Reflexion ist, dass die Universität, die vor 50 Jahren gegründet wurde, Früchte getragen hat, dass sich die Forschung und Wissenschaft weiterentwickelt. An dieser Stelle möchte ich unser Leitmotiv anbringen – Bildung, Business und Selbstverwaltung zusammen für die Wirtschaft. Wir sind in der Kammer um Aufklärung bemüht, denn nur gemeinsam kann man etwas erreichen. Gibt es keine Synergie, keine Zusammenarbeit und schwebt die Forschung in den Wolken, zwingen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zur schweren Arbeit, dann wird nichts erreicht. Dank unserer Herangehensweise wird der Kongress sehr geschätzt und rege besucht. Es kommen Vertreter aus verschiedenen Ländern aus aller Welt. Ich bin überzeugt, dass sich die Menschen treffen, miteinander sprechen und vergleichen müssen. Ohne dies weiß man nicht, was der andere macht, was er erreicht hat und wie man das nutzen kann, um sich weiterzuentwickeln. Wir helfen als Kammer bei dieser Entwicklung, wir arbeiten Empfehlungen aus und machen das sogar zweisprachig. Hier muss man auch erwähnen, dass der Kongress selbst in acht Sprachen geführt wurde, sogar auf Chinesisch. Dank der Organisation der Veranstaltung sind wir als Kammer auf europäischer Ebene in Erscheinung getreten. Das ist enorm wichtig, denn wir sind keine Landeskammer, sondern eine regionale Kammer. Ich freue mich, dass man auf der Provinz auch etwas Gutes machen kann.   

 

In Anlehnung an den von Ihnen erwähnten Fortschritt und Entwicklung, möchte ich Sie noch zum Schluss fragen, wie wird Schlesien wirtschaftlich in 20 – 30 Jahren dastehen? 

Ehrlich gesagt, habe ich diesbezüglich nicht einmal geforscht, also wird es eine sehr persönliche Einschätzung, die sich auf meine Erfahrungen stützt. Ich kann sagen, dass die Menschen hier in Schlesien sehr fleißig und anständig sind. Diese zwei Eigenschaften werden dafür verantwortlich sein, dass die Menschen immer besser leben wollen, was wiederum den Fortschritt und Entwicklung erzwingen wird. Dementsprechend ist Schlesien zum Erfolg verdammt. Talente gibt es überall, aber nur mit harter Arbeit kann man etwas erreichen. Selbstverständlich sind die Welt und die Menschen unberechenbar, also man weiß ja nie, was passieren kann. Wenn wir aber den Friedensweg wählen und uns weiterentwickeln, dann holt Schlesien Europa ein. 

 

Piotr Piela

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