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Bunzlauer Keramik – Das ist kein Ende einer Epoche

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In dem Lebendigen Keramikmuseum in Bolesławiec, kann man nicht nur viel sehen, aber auch viel lernen. Die Gäste können die Ärmel hochkrempeln, sich richtig an die Arbeit machen und eigenes Geschirr herstellen und dann an? Wettbewerben teilnehmen. Die Keramikherstellung bedeutet harte Arbeit, aber auch viel Spaß, wovon sich sowohl Kinder, wie auch Erwachsene selbst überzeugen können.

Elżbieta Rolak, Spezialistin für Tourismus bei FNK Manufaktura in Bolesławiec verabschiedet sich von einer Besichtigungsgruppe und nach einer Weile ist sie bereit, mir die Produktionshallen zu zeigen. Rundherum häufen sich weiße Gefäße, denen noch ein weiter Weg bevorsteht. Ich sehe Musterformen und einzelne Produktteile. Frau Rolak erklärt geduldig die einzelnen Produktionsetappen und führt mich schließlich in die Malerwerkstatt, wo den Produkten Farbe verleiht wird. Meine Neugier wecken diese mit Rentieren und Schneeflocken. „Ja, bei und sind die Jahreszeiten verkehrt. Während des Sommers sind wir mit unseren Gedanken schon im Winter bei Weihnachten. Draußen scheint die Sonne und wir malen Weihnachtsmänner und Weihnachtsbäume, erklärt Frau Rolak lächelnd und fügt hinzu: „80 % der Produktion wird nach den USA, Korea und Japan geliefert, die Entfernung ist groß und die Lieferzeit lang – deswegen beschäftigen wir uns so früh mit winterlichen Motiven.“

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Żywe Muzeum Ceramiki Foto: polenjournal.de

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Zeit für das Brennen und Glasieren. Ich folge der Gruppenführerin und bin mit jeder Sekunde mehr davon überzeugt, dass ich mich alleine in dem Labyrinth der hohen Regalen, überfüllt mit den unterschiedlichsten Produkten, verirren würde. Nebenbei höre ich aufmerksam zu, denn Frau Rolak hat viele interessante Fakten auf Lager. Es stellt sich heraus, dass alle Keramikunternehmen in Bolesławiec das Recht für Verwendung von drei Verzierungen haben, dessen Patentinhaber die Stadt selbst ist. Das Nachmachen von den Formen ist strengst verboten.

Wir kommen in den Laden zurück, wo auf Regalen und Tischen die fertigen Produkte stolz glänzen. Im Zentrum des Raumes richtet die Aufmerksamkeit auf sich eine Produktkollektion mit roten Verzierungen, die in Zusammenarbeit mit der Designerin Magda Gazur entstanden ist. Es ist eine angenehme Abwechslung nach den dunkelblauen Motiven, die in Boleslawiec überall zu sehen sind. Diese Farbe wird aber erst nach dem Brennen sichtbar, beim Auftragen ist sie Lila. 

Es kommt Zeit für paar Fragen. Als wir uns auf die Sofa hinsetzen, kommen an uns Touristen aus Deutschland vorbei und eine Gruppe von Kindern unterhaltet sich darüber, welche Verzierung ihnen am besten gefällt.

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Emanuela Janda, PolenJournal.de: Woher kam die Idee für Żywe Muzeum Ceramiki (das Lebendige Keramikmuseum)?

Elżbieta Rolak – Spezialistin für Tourismus bei FNK Manufaktura: Das Interesse der Menschen hat uns inspiriert. Die Besucher sind neugierig, wie die Produkte, die auf den Regalen zu sehen sind, entstehen. Die Mehrheit hat keine Ahnung, wie schwer die Keramikherstellung ist. Viele Menschen sind davon überzeugt, dass alles den Maschinen überlassen wird, dass die Produkte mehrere Produktionsbänder durchschreiten und die Verzierungen mechanisch aufgetragen werden. Bei solchen Vorstellungen von der Produktion, wundern bestimmt die Preise für unsere Waren. Die Situation verändert sich, wenn die Menschen selbst sehen, wie sie verläuft. Wir geben solche Möglichkeit und auf einmal wird es klar, dass die Preise sich nicht jemand nur so ausgedacht hat und dass jedes einzige Produkt manuell hergestellt wird. Erst dann finden die Menschen Interesse daran – wenn sie sehen, dass die Verwendung von solchen Geschirr gesund und ökologisch ist, denn wir verwenden keine Schadstoffe. Hier kann man sich alles ansehen, riechen und anfassen. Wenn jemand etwas nicht mit eigenen Augen gesehen hat und in eigenen Händen gehalten hat, dann fällt es schwer, uns zu glauben – so ist die menschliche Mentalität. 

 

Kann man so die Menschen für die Keramik begeistern?

Ja, sogar sehr stark. Die Mehrheit ist gegenüber dem Kauf skeptisch, solange sie nicht die Produktion gesehen hat. Wenn die Menschen sehen, wie viel Arbeit es kostet, diese Gegenstände herzustellen, dann verstehen sie unsere Preise und wollen auch diese Produkte zuhause haben, um anderen zu zeigen – denn die werden es ihnen einfach nicht glauben. Dazu kommen noch die praktischen Eigenschaften von unseren Produkten. Zum Beispiel unsere Kannen halten sehr lange die Temperatur. Wenn wir zuerst heißes Wasser reingießen, wieder ausgießen und dann den Kaffee oder Tee machen, werden sie die Temperatur wie eine Thermosflasche für 2-3 Stunden halten. Die Produkte kann man auch ohne Probleme in Spülmaschinen, Mikrowellen und Öfen benutzen, was ein weiterer Vorteil ist. Das fertige Gericht kann man gleich aus dem Ofen auf den Tisch stellen, denn das Geschirr ist so schön, dass man das Essen gar nicht mehr umzulegen braucht.

 
Żywe Muzeum Ceramiki Foto: polenjournal.de

In den Laden sind Inspirationen mit modernem Design bemerkbar, wir finden hier nicht nur die Keramik, die wir aus Omas Küche kennen. Wie reagiertdie Branche auf neue Trends?

Wir gehen mit dem Fortschritt und sind offen auf die Wünsche unserer Kunden. Ältere Personen bevorzugen traditionelle Verzierungen, die gleich mit Bolesławiec assoziiert werden. Die junge Generation liebt Farben und Neuheiten, sie richtet ihre Wohnung ganz anders als ihre Großeltern ein. Deshalb müssen wir offen sowohl gegenüber älterer Kundschaft, wie auch der jüngerer sein. Wir geben uns Mühe, alle Wünsche zu erfüllen. Manchmal ist jemand auf der Suche nach Geschirr mit bunten Schmetterlingen, andererseits sind es Vögel – Kolibris oder Gimpel… Wir kommen mit den unterschiedlichsten Vorlieben und Aufträgen in Berührung, aber wir sind offen für alles. Wenn jemand eine konkrete Verzierung vorschlägt, versuchen wir sie umzusetzen. Wir können auch ein beliebiges Foto unserer Familie oder unseres Tieres auf einem Produkt platzieren. Solche Geschenke sind sehr beliebt für junge Paare – dazu kommt noch eine Widmung oder Glückwünsche. Solche Sachen werden sehr oft in Auftrag gegeben.

 

Die Kundschaft ist also sehr unterschiedlich.

Wir sind offen auf die ganze Welt, Grenzen gibt es keine. Unsere Produkte sind vor allem in den Vereinigten Staaten, Korea, Japan und Polen bekannt. Der Onlineshop versorgt viele Kunden in Polen. Die Auftragszahlen steigen die ganze Zeit, deshalb müssen wir manchmal die Realisierungsfrist verlängern. Normalerweise beträgt sie zwei Wochen.

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Wie steht es mit Sonderangeboten und Werbungsaktionen?

Wir geben uns Mühe, um für neue Produkte gut zu werben. Neue Kollektion muss entsprechend gezeigt werden, sonst haben die Kunden keine Chance über sie zu erfahren. Ohne Werbung funktioniert heutzutage nichts. Neue Produkte werden auf polnischen und internationalen Messen vorgestellt, dazu kommen die Internetseiten. Im Shop haben wir ein spezielles Regal mit Sonderangeboten, wo in größten Masse Kollektionen erhältlich sind, die für den Export gedacht waren. In den Outlets bieten wir Produkte an, die im jeweiligen Augenblick sich weniger verkaufen. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Kollektionen nicht mehr wieder aufgenommen werden. Wenn die Nachfrage zurückkommt, greifen wir nach diesen Verzierungen. Es gibt außerdem immer wieder die Möglichkeit, etwas aus alten Kollektionen dazuzukaufen.

 

Was ist so besonders an der Bunzlauer Keramik?

Unsere Keramik ist sehr spezifisch. Die vier Verzierungen, für welche die Rechte die Stadt hat, sind weltweit bekannt und sofort mit Bolesławiec assoziiert. Die Menschen gewöhnen sich langsam daran, dass die neuen bunten Verzierungen auch zu dieser Stadt gehören, es handelt sich nur um modernen Bolesławiec. Wir gehen mit dem Geist der Zeit, es bedeutet aber kein Ende einer Epoche.  

 
Żywe Muzeum Ceramiki Foto: polenjournal.de

Das Lebendige Keramikmuseum veranstaltet viele Werkstätte.

Genau. Sehr viele Menschen wollen ihr Können in Bereich der Keramik unter Beweis stellen. Indem man unseren Produktionsprozess beobachtet und sieht, wie unsere Mitarbeiter schnell die Produkte verziehen, kann man schnell den falschen Eindruck bekommen, dass es einfach ist.

Erst, wenn man die Möglichkeit bekommt, den Stempel selbst zu halten und sieht, wie der Schwamm die Farbe aufsaugt, wird es ernst und auch komplizierter, als man gedacht hatte. Bald stellt sich heraus, dass der Stempel sich biegt, dass Wasserflecken entstehen, die Formen nicht so abgedrückt werden, wie sie es sollten… Jeder Stempel hat seine eigene Form. Wenn man zu fest drückt, entstehen Wasserflecken, wenn man zu schwach drückt – wird die Verzierung nicht sichtbar. Um später perfekt denselben Punkt zu treffen und dabei das Muster nicht zu vervielfachen, ist manchmal unmöglich.

Die Werkstätten geben einerseits die einzigartige Möglichkeit selbst zu erfahren, wie man mit Keramik arbeitet, andererseits macht es einfach viel Spaß. Wir versuchen so viele Events zu veranstalten, wie es nur geht. Zum Beispiel für den Muttertag hatten wir Werkstätte für Mütter und Kinder. Für Kinder hatten wir ein extra Angebot vorbereitet – Werkstätte und Besichtigung für den halben Preis. Es macht vor allem den Kindern sehr viel Spaß – sie werden kreativ beim Malen, modellieren in Ton, denken sich eigene Formen aus. Letztens habe ich ein Wettbewerb für die interessanteste Form aus Knetmasse und Verzierung unseres Produktes veranstaltet. Den Kindern macht es viel Freude und motiviert zur Arbeit, die Eltern hingegen können die Zeit mit ihnen verbringen und gleichzeitig selbst etwas neues ausprobieren.

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Heißt es, dass die Kinder aus Bolesławiec von klein auf mit der Keramik vertraut sind?

Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe, so ist es auch bei uns. Tatsächlich bringen die Schulen aus Bolesławiec die Kinder hier für Werkstätte, aber ich bin zehn Kilometer von hier aufgewachsen. Ich habe schon meine Jahre hinter mir, habe meine Kinder großgezogen und meine Enkelkinder gehen schon zur Schule. Bevor ich aber mit der Touristik angefangen hatte und die Informationen über die Werkstätte und die Besichtigungsmöglichkeit weitergeleitet hatte, war keine Klasse aus meiner Ortschaft und Umgebung daran interessiert. Bei Ausflügen für Kinder aus unserer Region, also 10-15 km von Bolesławiec entfernt, stand unsere Fabrik nie auf dem Plan. Die Schulen waren eher dazu bereit, Sehenswürdigkeiten woanders zu suchen und schauten sich nicht dass an, was vor ihren Augen stand. Erst als ich die Informationen an Schulen weitergeleitet habe und das Angebot vorgestellt habe, weckte sich das Interesse. Am Anfang war aber jeder nur verwundert. Die Mehrheit denkt, dass man hier nur einkaufen kann.

 

Kommen also mehr Gäste von Weitem her?

Ja, aus unterschiedlichsten Richtungen. An den Werkstätten nehmen sogar Menschen aus dem Ausland teil. Wir setzen auf Internetwerbung und die wichtigsten Informationen sind von unserer Homepage zu entnehmen, die auf Polnisch, Deutsch, Russisch und Englisch zugänglich ist. Wir verfügen auch unter einen Dolmetscher aus dem Spanischen.

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