Polen ist vollerinteressanter und geschichtsreicher Plätze. Es ist fast unmöglich bei einem Polen-Besuch unberührt an den vielen herrlichen Bau- und Kunstdenkmälern, prachtvollen Schlössern und Festungen oder geheimnisvollen unterirdischen Gängen vorbei zu gehen. Polen ist reich an nationalen Kulturgut, mit dem man sich in aller Welt rühmen kann. PolenJournal.de begab sich auf die Suche nach den Spuren der Geschichte in den mit Deutschland benachbarten Woiwodschaften.
Breslau
Unsere Reise beginnt in Breslau. Die Anfänge der Hauptstadt von Niederschlesien reichen bis ins 10 Jh. Damit ist Breslau eine der ältesten Städte im Lande. Die Frage nach dem Ursprung der polnischen Bezeichnung Wrocław, bleibt bis heute noch ungeklärt. Laut den Überlieferungen wurde die Burg in Breslau von einem böhmischen Herzog Vratislav I. gegründet. Deshalb denken viele, dass der polnische Stadtname seinen Ursprung im abgekürzten Namen des Herzogs hat. Der lautete (auf polnisch) Wrocisław. Zu 100% ist man sich jedoch nicht sicher.
Tatsache ist, dass im Jahr 985 die zweite Breslauer Burg auf der Dominsel erbaut wurde. Anfangs war sie Sitz der Kastellanen und später der Piasten. Ab den 1000 war die Stadt ein wichtiges Zentrum der katholischen Kirche. Durch den Akt von Gnesen wurde in Breslau ein Bistum gegründet. Die Holzburg auf der Dominsel wurde mit der Zeit ausgebaut. Zwischen den 11 und 12 Jh. entstanden hier die ersten Bauten aus Stein. Bis zum Ende des 18 Jh. entwickelte sich die Burg zum prächtigen Schloss. Heutzutage anstelle der ehemaligen Burg kann man sagenhafte Kulturdenkmäler bewundern. Das älteste auf der Dominsel erhaltene Gebäude ist die spätromanische Ägidiuskirche. Das römisch-katholische Gotteshaus stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und ist dem heiligen Ägidius von St. Gilles geweiht. Stolz präsentiert sich auch der Breslauer Dom, also die Kathedrale St. Johannes des Täufers. Das prächtige Gotteshaus wurde während des zweiten Weltkrieges fast komplett zerstört. Nach dem Kriegsende startete man den mühseligen und sorgfältigen Wiederaufbau. Heute glänzt sie so, wie früher und wird nicht ohne Grund als die “Mutter aller schlesischen Kirchen” bezeichnet.
Breslauer Ring, Foto: Tomasz Gąsior, Muzeum Miejskie Wrocław
Der beeindruckender Breslauer Marktplatz ist ebenfalls ein fester Punkt jeder Stadttour. Seine Größe, seine Pracht und Charme spürt man, wenn man herum schlendert. Im Zentrum erhebt sich das alte gotische Rathaus – ein einzigartiges Denkmal der sekulären Architektur. Das Gebäude ist ein Symbol der Stadt. Von Anfang an war dies der wichtigste Platz in Breslau. Ein Platz, wo hohe Gäste empfangen wurden, wo Bürger einst
Laienrichter und Stadträte während der Versammlungen wählten. Hier blühte auch der Handel auf, hier wurden Geschäfte abgewickelt, die zu der Entwicklung der Stadt entscheidend beigetragen haben. Heutzutage befindet sich im Alten Rathaus eine Filiale des Breslauer Stadtmuseums. Empfehlenswert ich auch ein Besuch im legendären Schweidnitzer Keller – einem der ältesten Restaurants Europas, dass sich im Rathauskeller befindet.
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Festung Silberberg
Gelegen zwischen Neurode und Frankenstein verführt die Festung Silberberg Touristen nördlich vom Glatzer Kessel. Der gewaltige Gebäudekomplex setzt sich insgesamt aus sechs Festungen, mehrerer Nebengebäuden sowie hunderten von unterirdischen Gängen und Labyrinthen zusammen. Die Festung wurde zwischen 1765 und 1777 auf den Befehl von Friedrich II von Hohenzollern, den König von Preußen erbaut. Sie sollte das durch Preußen eingenommene Schlesien militärisch absichern. Im 17. Jh. war sie die modernste Festung ihrer Art in Europa. Bis heute sind die breiten Mauern ein Markenzeichen des Gebäudes, das einst zwischen 2,5 und 5 Tsd. Soldaten beherbergte.
Foto: Festung Silberberg
Schloss Fürstenstein
Schloss-Liebhaber kommen in den drittgrößten Schloss an der Weichsel auf ihre Kosten. Die erste Erwähnungen über das Gebäude, das an der Grenze der Stadt Waldenburg liegt, stammen aus dem 18. Jh. Das Schloss wurde zwischen 1288 und 1292 erbaut und war damals eine von vielen Burgen des Herzogs von Schweidnitz und Jauer, Bolko I. von Schweidnitz. Strategisch gesehen, hatte damals Fürstenstein eine enorm wichtige Bedeutung – vor allem wegen der Lokalisierung. Auch deswegen wurde es als „Schlüssel zu Schlesien“ bezeichnet.
Das Schloss liegt auf 365 m ü.d.M. und ist umringt durch einen Talkessel und dichten Wald. Die Festung, anfänglich „Fürstenberg“ genannt wechselte im Laufe der Zeit seinen Besitzer. Zuhause waren hier tschechischen und ungarische Könige, bis schließlich das Schloss zurück in polnische Hände fand. Sein Aussehen verdankt das Schloss vor allem der Familie Hochberg, die es über 400 Jahre lang bewohnte. Durch das Bemühen des alten schlesischen Adelsgeschlechts kann sich das Gebäude mit einzigartigen Flair rühmen, das bis heute für Aufsehen unter den Besuchern sorgt.
Schloss Fürstenstein
Einfluss auf das äußere Bild hatten auch die Schlossherren, die das wertvolle Objekt insgesamt drei Mal in seiner Geschichte umgebaut haben. Die erste Metamorphose wurde unter Conrad Ernst Maximilian von Hochberg vollzogen. Damals wurde der repräsentative barocke Flügel mit seinen vielen wunderschönen Gemächern, der Ehrenhof und die Gebäude um das Schloss herum (Hintergebäude, Bad, Torhaus, Wache und Bibliothek) erbaut. Auf dem Pappel-Hügel entstand auch der Gartenpavillon, der später als Familiengruft diente. Hans Heinrich XV. ließ wiederum die Neorenaissanceflügel – den West- und Nordflügel bauen. Der Sohn von Hans Heinrich XI. startete auch 1908 den Bau des Waldenburger Palmenhauses, das ein Geschenk für seine Gattin, Fürstin Daisy war. der dritte Umbau des Schlosses machte die Bemühungen vieler Menschen zunichte. Deshalb kann man ihm als barbarisch bezeichnen. Das Schloss wurde erst während des zweiten Weltkriegs vom Nazi-Regime konfisziert und später durch die paramilitärische Organisation Todt komplett umgewandelt. Viele Historiker glauben, dass die intensive Arbeiten, die im Schloss damals durchgeführt wurden, es zu einem der Hitler-Quartiere machen sollten. Auch in dieser Zeit entstanden unter dem Schloss viele Tunnels und Gänge die noch bis heute zahlreiche Geheimnisse verbergen. Die Geschichte des Schlosses ist auch deshalb alles andere als zu Ende geschrieben.
Festungsfront im Oder-Warthe Bogen (FFOWB)
Die Woiwodschaft Lebus hat eine fantastische Sehenswürdigkeit mit Blick auf dem zweiten Weltkrieg zu bieten. Es handelt sich dabei um eins der größten Befestigungen Europas – die Festungsfront im Oder-Warthe Bogen, anders die Ostwall genannt. Das Fortifikationssystem, wurde durch das deutsche Militär zwischen 1934 und 1944 gebaut, um die Ostgrenze des Reiches zu schützen. Die FFOWB besteht aus drei Abschnitten – der interessanteste ist jedoch bei weitem der zentrale Abschnitt, der sich von Kurzig durch Kainscht, Pniewo bis nach Burschen erstreckt und am stärksten befestigt wurde.
Die unterirdischen Bunkeranlagen, die sich über 30 Kilometer erstrecken, verbergen viele Geschichten und Geheimnisse, die bei den Besuchern für Schaudern sorgen und die Kehle zuschnüren. Man kann sich sicher sein, dass die Erkundigung der Tunnels zum unvergesslichen Erlebnis wird. Hier kommen auf seine Kosten nicht nur Geschichteliebhaber und Abenteurer, sondern auch Familien mit Kindern. Die Ostwall beherbergt auch ein Schutzgebiet für rund 30 Tsd. Flughunde, die dort überwintern.
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Das Museum der Kriegsgefangenenlager
Einen Besuch wert ist auch Sagan, wo man in das Museum der Kriegsgefangenen unbedingt erkunden sollte. Hier hat der wohl spektakulärste Flucht stattgefunden, bei der 50 Flüchtlinge ermordet wurden. Anhand der Geschichte aus dem Stammlager Luft 3 wurde der bekannte Hollywoodfilm „Gesprengte Ketten” mit Steve McQueen und Charles Bronson gedreht.
Das Museum hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Auch deswegen kann man es nicht nur Geschichteliebhabern weiterempfehlen.
Foto: Museum der Kriegsgefangenenlager
Folter- und Weinmuseum in Grünberg
Das Folter- und Weinmuseum in Grünberg ist nichts für schwache Nerven. Hier ist die größte Ausstellung Polens zu finden, die auf ehrliche Weise zeigt, was mittelalterliche sowie neuzeitliche Räuber in Niederschlesien, Brandenburg und vor allem in Grünberg nachdem sie erwischt wurden, erlebt haben.
Bekanntlich, waren die mittelalterlichen Torturen und Folter sehr raffiniert. Anfangs einfache Folterwerkzeuge wurden immer wieder modifiziert und so verbessert, dass der Schmerz maximiert wurde. Gleichzeitig sorgte man aber dafür, dass der Gefolterte nicht zu schnell stirbt, denn dafür war der Henker mit seinem Gehilfen. Die Besichtigung ist also ein wahres Gänsehaut-Erlebnis mit einer ordentlicher Dosis Geschichte.
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Stettiner Schloss
Das Stettiner Schloss, gelegen in Westpommern, ist eine der schönsten Sehenswürdigkeiten und eines der größten Kulturzentren, die die Woiwodschaft zu bieten hat. Die auf dem Schlosshügel gelegene Burg war einst die Residenz der Greifen – der Herzöge von Pommern. Dass das Schloss auch als das Wawel von Norden bezeichnet wird, dürfte kaum wundern, denn die Renaissance-Architektur und die wunderschöne Landschaft lassen die Herzen der größten Nörgler höher schlagen.
Stettiner Schloss, Foto: Marek Kowalczyk / Zamek Książąt Pomorskich w Szczecinie
Das Schloss ist auch für seine viele interessanten Geschichten bekannt. Noch im Mittelalter um das Jahr 1124 stand auf dem Schlosshügel eine slavische Holzburg, die den Hof von Wartislaw I. beherbergte. Die Anfänge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1346 als Barmin III. anstelle des Hofes auf dem Burghügel sich ein neues “steinernes Haus” bauen ließ. Neben dem Schloss wurde eine Ottenkirche sowie das sog. großes Haus mit dem Aussichtsturm erbaut. In den Folgejahren wurde das Gebäude mehrmals umgebaut. Unter der preußischen Herrschaft verlor das Schloss seinen Renaissance-Charakter. Schwere Schaden trug das Gebäude auch nach einen Bombenangriff der Alliierten auf Stettin im Jahr 1944. Das Gebäude verfiel immer mehr, bis man 1958 den Wiederaufbau nach dem Entwurf der herzoglichen Residenz startete. Dieser endete 1980.
Jakobskathedrale (Stettin)
Ein der wertvollsten Stettiner Denkmäler bildet die Jakobskathedrale, die sich in unmittelbarer Nähe des Schlosses und des Heumarkts befindet. Die Anfänge des Kirchengebäudes reichen bis ins Jahr 1187. Damals wurde an dem Platz, wo die heutige Jakobskathedrale steht, die erste Kirche gebaut. Als Geldgeber wird ein reicher Bürgerlicher namens Beringer aus Bamberg genannt.
Die Kathedrale rühmt sich mit ihrer reichen backsteingotischer Architektur, sowohl im Inneren als auch Äußeren. Einen Besuch ist auch der Aussichtsturm wert. Der Blick auf die Stadt ist atemberaubend!
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Ordensburg Marienburg
Das gewaltige Ordensschloss gehört zur Kategorie “Must See”. Der größte Backsteinbau in Europa, ist seit 1997 UNESCO Weltkulturerbe. Touristen bewundern vor allem die Monumentalität der Marienburg aber auch die Geschichte, die zusammen mit den vielen unterhaltsamen Anekdoten von Reiseführern bei der Besichtigung erzählt werden.
Foto: Werbematerialien des Schlossmuseums in Marienburg
Die Anfänge der Ordensburg reichen bis ins Jahr 1280, als sie von den Deutschen Orden erbaut wurde. In den Folgejahren wurde das Schloss immer weiter ausgebaut und erfüllte dabei gleich mehrere Rollen – von dem Sitz des Komturs, durch den Sitz der Hochmeister bis Residenzort polnischer Könige.
Leider erlebte das Schloss auch die preußische Herrschaft und den Zweiten Weltkrieg – beides hinterließ Spuren und zerstörte ein Stück Geschichte. Doch das Objekt wurde wiederaufgebaut und Jahr für Jahr können Besucher sich über immer neue Sehenswürdigkeiten und Ausstellungen freuen. Die Preise sind zwar nicht gerade die billigsten, aber in diesem Fall lohnt es sich, tiefer in die Tasche zu greifen.
Krantor in Danzig
Eine Kult-Location in Danzig und ein fester Punkt jeder Städtetour ist das historische Krantor, dass seit Jahren die Blicke von Weltbummler und Reisenden fesselt. Die historische Konstruktion gilt als ein Wahrzeichen der Stadt und ist gleichzeitig der größte und am besten erhaltene mittelalterliche Hafenkran Europas. Das Krantor wurde zwischen 1442 und 1444 erbaut, aber es gibt auch Überlieferungen denen zufolge bereits 100 Jahre früher ein ähnliches Objekt an dieser Stelle gestanden haben soll. Anfangs erfüllte es noch eine strategische Funktion und sicherte die Stadt von der Hafenseite ab. Später diente es als Hebewerk für das Umladen von Waren.
Foto: Werbematerialien des Nationalen Maritimen Museums in Danzig
1945 wurde das Krantor durch die Rote Armee in Brand gesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage wieder rekonstruiert. Das Krantor ist nun Teil des Schifffahrtsmuseum. Ein Danzig-Besuch ohne einen Krantor-Besuch? Das gehört sich nicht, zumal es nicht weit von der Altstadt und zwischen pittoresken Altbau gelegen ist.