Der Titel für meinen neuen Blog fiel mir ein, als ich letzte Woche von dem Marathon in Breslau zurückgefahren bin. Der Marathonlauf selbst war einer der schwierigsten an denen ich je teilgenommen habe, weil wir bei 32 Grad im Schatten gelaufen sind. Ich war mit meiner Zeit nicht zufrieden, aber angesichts der Bedingungen war ich froh, dass ich überhaupt die Ziellinie erreicht habe.
Guido Vreuls
Unternehmer, Geschäftsführer bei X-Dni Vreuls
Guido Vreuls wurde am 14.10.1969 in Maastricht (Niederlanden) geboren. Nachdem er sein Facility Management Studium abgeschlossen hatte, arbeitete er selbständig als Eventmanager.
Später war er als Manager in der Firma Vedior in den Niederlanden tätig.
2002 ist Guido Vreuls nach Oppeln (Polen) umgezogen, wo er bis heute wohnt. Dort war er erst als Manager von Vedior Polska und später acht Jahre lang als Geschäftsführer von OTTO Polska Sp. z o.o. tätig.
Auch arbeitete Guido Vreuls als stellvertretender Geschäftsführer für Entsendung vier Jahre im Vorstand vom „Polnischen HR-Forum“.
Außerdem ist er während seiner ganzen Karriere Im Auftrag von OTTO mit dem Sport verbunden gewesen und war zwei Jahre lang Geschäftsführer vom dem damaligen Erstligisten Odra Opole.
Heute ist Guido Vreuls seit zwei Jahren wieder selbständig – er gründete zusammen mit seiner Frau X-Dni Vreuls Sp. Jawna und beschäftigt sich mit dem Import von Sportkleidung und Sportartikeln der Marke Masita.
Nebenbei ist er im Sportmarketing und Management aktiv. So betreut er momentan den Hauptsponsor OTTO im Sponsorenbereich vom polnischem Eisschnelllaufverband und ist für das Management von einigen Eisschnellläufern zuständig, die sich gerade auf die Qualifikation für die Winterolympiade 2018 vorbereiten.
Als wir uns am Nachmittag auf den Weg zurück machten sind wir in einem kilometerlangen Stau steckengeblieben. Wie üblich konnten wir uns im Schneckentempo wenige Meter nach vorn bewegen. So hatten wir die Möglichkeit uns umzusehen. Zufälligerweise standen wir gleich vor einer Notausfahrt von der Autobahn aber ein Mann, der am Zaun arbeitete, machte es für die Autos unmöglich die Autobahn zu verlassen. Einige Leute sind zu ihm gegangen und haben nachgefragt, warum die Ausfahrt nicht geöffnet wird, dass man auf normalen Landstraßen weiterfahren könnte. Es stelle sich heraus, dass der Herr ein Eingestellter der Feuerwehr war. Er sagte, dass er den Ausgang schließen muss, weil die Autofahrer ihn nutzen um die A4 zu verlassen. Gefragt nach der Stauursache bestätigte er, dass es sich um einen Unfall handelt und wir mindestens eine Stunde warten müssen bis sich etwas weiterbewegen würde.
Die Leute ließen nicht locker und fragten nochmal nach, warum er die Ausfahrt nicht öffnen kann. Dieser Mann antwortete, wenn es nach ihm gehen würde, würde er die Ausfahrt frei geben, jedoch sei eine andere Staatseinrichtung für diese Ausfahrt zuständig und bei solchen Entscheidungen wird eine Erlaubnis benötigt. Das Problem – jene Einrichtung arbeitet nicht am Sonntagabend, so musste er die Ausfahrt absperren.
Nach dem er dann seine Arbeit beendet hatte, sah ich ein tolles Beispiel für Not macht erfinderisch oder wie wir in Polen sagen – Polak potrafi. Zwei Männer gingen zu der betroffenen Ausfahrt und öffneten sie mit Hilfe eines Drahtes. Langsam begannen die Autos die A4 durch das geöffnete Tor zu verlassen (wir inklusive). Dank diesen Zwei Herren rettete ich meine Familie vor sinnlosem und stundenlangem im Stau stehen an einem Sonntagabend.
Warum erzähle ich diese Geschichte? Sie spiegelt das wieder, was in Polen so im wirklichen Leben vorgeht. Einrichtungen und Infrastruktur wie z.B. Autobahnen, Bahnhöfe, Fußball- oder Eisstadien wurden vor über 10 Jahren fertiggestellt. Was aber fehlt ist die Organisation und Koordinierung, die nötig ist jene aufgebauten Strukturen und Einrichtungen optimal zu nutzen.
In Bezug auf die A4-Autobahn wäre das die Kommunikation zwischen einzelnen Staatseinrichtungen, die uns ermöglichen würde bei einem Unfall unsere Reise durch die Öffnung der Notausfahrt fortzuführen. Dasselbe gilt auch für das Funktionieren von Business, Regierung und Sport. In Polen investierende oder arbeitende Ausländer sollten wissen, dass das was sie sehen (eine sich schnell verändernde Infrastruktur und ein modern aussehendes Land) nicht das ist, was sie bei der Arbeit in Polen aus der organisatorischen oder geschäftlichen Sicht zu sehen bekommen. Man muss immer beachten, dass eine Autobahn in ein paar Jahren gebaut werden kann, aber eine kulturelle Veränderung kann sogar Jahrzehnte dauern. Polen ist auf dem Weg, ist aber noch nicht am Ziel!