Ich lebe seit 15 Jahren in Polen, so erlaube ich mir zu sagen: Die Polen sind nicht an Menschen aus anderen Kulturen gewöhnt. Als christlicher Niederländer war es für mich leichter sich dem Leben in Polen anzupassen. Der polnische Rassismus und Antisemitismus war aber während all dieser Jahre spürbar – nicht nur auf den Straßen, aber auch in der Politik und auf den Fußballstadien.
Guido Vreuls
Unternehmer, Geschäftsführer bei X-Dni Vreuls
Guido Vreuls wurde am 14.10.1969 in Maastricht (Niederlanden) geboren. Nachdem er sein Facility Management Studium abgeschlossen hatte, arbeitete er selbständig als Eventmanager.
Später war er als Manager in der Firma Vedior in den Niederlanden tätig.
2002 ist Guido Vreuls nach Oppeln (Polen) umgezogen, wo er bis heute wohnt. Dort war er erst als Manager von Vedior Polska und später acht Jahre lang als Geschäftsführer von OTTO Polska Sp. z o.o. tätig.
Auch arbeitete Guido Vreuls als stellvertretender Geschäftsführer für Entsendung vier Jahre im Vorstand vom „Polnischen HR-Forum“.
Außerdem ist er während seiner ganzen Karriere Im Auftrag von OTTO mit dem Sport verbunden gewesen und war zwei Jahre lang Geschäftsführer vom dem damaligen Erstligisten Odra Opole.
Heute ist Guido Vreuls seit zwei Jahren wieder selbständig – er gründete zusammen mit seiner Frau X-Dni Vreuls Sp. Jawna und beschäftigt sich mit dem Import von Sportkleidung und Sportartikeln der Marke Masita.
Nebenbei ist er im Sportmarketing und Management aktiv. So betreut er momentan den Hauptsponsor OTTO im Sponsorenbereich vom polnischem Eisschnelllaufverband und ist für das Management von einigen Eisschnellläufern zuständig, die sich gerade auf die Qualifikation für die Winterolympiade 2018 vorbereiten.
In den letzten Monaten sprach sich Polen gegen die Hilfe der Flüchtlinge aus arabischen Ländern aus. „Alle diese Menschen sind Terroristen, die wir in unserem Land nicht haben wollen“. Das Fernsehen bombardierte die Zuschauer mit Bildern aus England und Holland, wo die islamische Kultur das Christentum schon bald verdrängen werde. Die Politiker taten alles, um die einzige Botschaft an die Massen zu überbringen: „Wir müssen unser Land vor dem Islamtsunami schützen.“
Auf einmal kommt aber die Nachricht, dass der Weltjugendtag in Krakau stattfinden wird. Menschen aus allen Ländern der Welt kamen nach Polen und mischten sich unter die Massen in Warschau, Krakau und anderer Städte. Egal welche Hautfarbe, alle tanzten und sangen zusammen. Zwar sind sie alle Christen, aber nicht alle sind Katholiken und man muss es zugeben – manche von ihnen ähnelten vom Aussehen den Flüchtlingen, die ich zuvor erwähnt habe. Die Bilder im Fernsehen zeigen, wie schön Multi-Kulti sein kann und sagen, was wir alle voneinander in diesen Tagen gelernt haben.
Ein junges Mädchen aus Aleppo in Syrien bittet in einem Interview, wir sollen um sie beten. Millionen Polen sahen es im Fernsehen. Weiß das Mädchen, dass sie in einem Land ist welches solchen Menschen wie sie nicht helfen will? Ich saß zu Hause und konnte es kaum fassen: Öffnet sich die polnische Gesellschaft wirklich auf andere Kulturen? Sind wir dazu bereit, den Flüchtlingen doch zu helfen? Werden unsere Bischöfe jetzt auch mit der S-Bahn fahren und auf ihre Maybachs verzichten?
Meine Erfahrung lässt mich nicht an eine Veränderung glauben. Der Papst tat was er konnte, aber als er am Sonntag Krakau verlassen hatte, veränderte sich nicht nur das Wetter, sondern auch die Mentalität der Menschen. In wenigen Tagen werden wir wieder in unsere konservative Kultur untertauchen, wo es wenig Platz für Andersdenkende und das Andere überhaupt gibt. Vielleicht sollten wir den Weltjugendtag jedes Jahr organisieren, um uns an die Toleranz zu erinnern.