Der Weltjugendtag (WJT) begann für einige bereits am Montag (25.07.), viele Jugendliche aus aller Welt begannen sich in Krakau zu sammeln und es wurde sehr bunt. Auf die angemeldeten Gruppen warteten an verschiedenen Orten, die den Gruppen vorher angegeben wurden, ihre Pakete in Form von Rucksäcken die mit verschiedenen Dingen ausgestattet waren, die den angereisten Pilgern das Leben während der anstehenden Woche erleichtern sollten. Es befanden sich unter anderem ein Regenmantel, Gebetsbücher in der jeweiligen Sprache und eine Kopfbedeckung in dem Rucksack. Nachdem die Pakete ausgeteilt worden sind wurden den Gruppen ihre Schlafplätze zugewiesen. Oft sind es Schulen, Sporthallen oder Klöster in denen die Pilger aus aller Welt untergebracht werden.
Mein Name ist Kathrin, bin 27 Jahre alt und für mich war es bereits der 4. Weltjugendtag. Ich gehöre einer Gebetsgruppe in Deutschland an, die sich „Orły“ (zu dt. Adler) nennt. Mit dieser Gruppe habe ich wieder einmal an einem WJT teilgenommen, der etwas Spezielles war, denn wir waren praktisch diesmal zu Hause, denn die Mitglieder dieser Gebetsgruppe leben zwar in Deutschland haben jedoch polnische Wurzeln und sprechen die polnische Sprache. Irgendwie hat man sich auch für diesen WJT verantwortlich gefühlt, da man unbedingt wollte, dass alles einwandfrei klappt und jeder zufrieden wieder nach Hause fährt.
Auf so einem WJT geht es teilweise drunter und drüber. Man trifft so viele neue, liebevolle Menschen aus aller Welt, spricht mit jedem, obwohl man die Sprache des anderen nicht kennt, man macht Fotos zusammen, singt zusammen, man betet zusammen und alle haben ein gemeinsames Ziel – den Papst zu sehen und sich das anzuhören, was er uns zu sagen hat.
Am Dienstag (26.7.) fand auf den Błonie-Wiesen die Eröffnungsfeier mit Kardinal Stanisław Dziwisz statt, wo er den Jugendlichen gesagt hat, dass sie sich in den Dialog des auferstandenen Jesus Christus hineinhören sollen, denn er spreche jetzt in Krakau mit den Jugendlichen und wolle ihnen etwas sagen, dass sie mit sich nehmen sollen. Man stelle sich die Fragen, woher wir kommen? An welcher Stelle unseres Lebens wir stehen? Wohin machen wir uns auf? Was wollen wir mit unserem Leben machen und was wollen wir mitnehmen? Diese Fragen legte uns Dziwisz ans Herz und jeder versuchte sie für sich selbst innerhalb dieser Woche zu beantworten.
Ab Mittwoch (27.7.) bis Freitag (29.7.) fanden an verschiedenen Orten Katechesen statt. Katechesen in polnischer Sprache fanden im Stadion von Cracovia statt. Jeden Tag hielt ein anderer Bischof die Katechese und die hl. Messe. Die Atmosphäre ist kaum zu beschreiben. Wundervolle Musik, wundervolle Worte, die an die Jugendlichen gerichtet worden sind und Zeugnisse junger Menschen die für immer im Gedächtnis bleiben. Die Jugendlichen durften nach den gehaltenen Predigten der Bischöfe jeweils Fragen aufschreiben, die die Bischöfe beantwortet haben. Man fühlte sich richtig wohl und spürte die Kraft des hl. Geistes. Es war ein Ort an dem man ewig hätte bleiben können.
Nach den jeweiligen Katechesen machten sich Jugendlichen meistens auf die Suche nach einer Essensmöglichkeit. Die Pilger haben in ihren Paketen Voucher für die ganze Woche bekommen. Morgens bekam man ein Frühstückspaket und um das Mittag-und Abendessen musste man sich selbst kümmern. 35 Zloty hatte man täglich dafür zu Verfügung. Zu bemängeln gab es hier jedoch, dass nur wenige Restaurants und Bars diese Voucher angenommen haben, so musste man die jeweiligen gekennzeichneten Orte, an dem die Zahlung mit den Vouchers möglich war erstmal suchen und dann in einer langen Schlange warten um an das Essen zu kommen. Es sei sehr schwer gewesen Restaurants zu finden, die sich auf die Voucherzahlung einlassen wollten, sagte uns ein Volontier.
Am Donnerstag (28.7.) war es dann so weit, endlich durften wir Papst Franziskus auf den Błonie-Wiesen begrüßen. Tanzanimationen, eine Prozession mit Flaggen, Gesang und tausende Jugendliche begrüßten den hl. Petrus unserer Zeit. Der Papst sagte, er wolle im Vaterland des hl. Johannes Paul II ´Danke´ sagen, dass dieser so etwas wie den WJT ins Leben gerufen hat. Außerdem forderte er die Jugendlichen auf, sich den Illusionen der heutigen Welt nicht unterzuwerfen, nicht aufzugeben und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Am Freitag (29.7) fand Abends wieder auf den Błonie-Wiesen der Kreuzweg mit Papst Franziskus statt. Es war ein wundervoller Kreuzweg, die stille und die Atmosphäre atemberaubend, der Inhalt und die Übermittlung wunderschön und der Anblick der Jugendlichen in ihren bunten Regenmäntel außergewöhnlich. Es war eine wundervolle Zeit und bewundernswert, dass es trotz vieler Menschen so ruhig werden kann und jeder in sein Gebet vertieft ist.
Wenn die Jugend nicht gerade etwas zu Essen suchte oder sich auf den Błonie-Wiesen befand, ging man mit seinen Flaggen durch die Straßen von Krakau, sang Lieder, tanzte, unterhielt sich und freute sich einfach dabei sein zu können. Es gab sehr viele Möglichkeiten seine Freizeit zu genießen – Konzerte und andere auf Bühnen, die in der ganzen Stadt aufgestellt wurden oder Anbetungen, die in vielen Kirchen stattgefunden haben. An Attraktionen an jedem Ort und jeder Stelle Krakaus fehlte es wirklich nicht.
Am Samstag (30.7.) füllten sich die Straßen von Krakau noch ein wenig mehr, schließlich reisten noch viele Menschen nur für das Wochenende mit dem Papst an. Diesmal machte sich die Jugend aus aller Welt auf die Brzeg-Wiesen auf den Campus Misericordiae auf. Der Anblick der wandernden Menschen war außergewöhnlich und toll anzusehen, weniger toll war es jedoch für diejenigen die 8, 16 oder mehr Kilometer mit ihrem Sack und Pack in der unglaublichen Hitze laufen mussten. Leider hatten die Pilger keine Möglichkeit um an die Wiesen zu gelangen außer zu laufen und wie es ein aus Italien stammender Mitpilger beschrieb war es quasi ´Selbstmord´. Der Hinweg schien jedoch noch im Gegenzug zum Heimweg harmlos gewesen zu sein. Denn nach der nächtlichen Anbetung und dem Schlaf auf engstem Raum unter freiem Himmel und einer kaum erträglichen Hitzewelle, wurde der Heimweg zu Fuß mit all dem Gepäck den man zu Schleppen hatte unerträglich. Dies hätte man auf jeden Fall anders lösen müssen.
Auf den Brzeg-Wiesen war es in den Sektoren sehr eng. Sektoren die sehr weit vom Hauptaltar entfernt waren, hatten ein wenig mehr Platz. Die vom Samstag auf den Sonntag andauernde Nachtwache hat dort 1,6 Millionen Menschen versammelt. Vor Ort bekamen die Pilger Essenspakete ausgeteilt, die sehr großzügig ausgestattet waren.
Langweilig wurde es den Pilgern auf dem Campus Misericordiae auch nicht, denn die Bühnenpräsenz war wieder einmal einwandfrei und sehr abwechslungsreich. Es gab fünf Stationen, die den Jugendlichen etwas bestimmtes vermitteln sollte, die sich mit ihnen, ihren Problemen und der Zeit in der sie leben befassten. Es gab drei Zeugnisse junger Menschen aus verschiedenen Ländern, die unter die Haut gingen und allen etwas zu denken gaben. Vor allem das Zeugnis des Mädchens aus Syrien aus Aleppo blieb vielen hängen und ging vielen unter die Haut. Vor allem deshalb weil der Krieg in Syrien jetzt irgendwie alle betrifft. Polen wird oft als rassistisch oder unbarmherzig bezeichnet, da man sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ausspricht. Verwundernswert ist es nach dem was Tag täglich passiert nicht. Wir haben keine Kontrolle darüber wer mit dem Flüchtlingsstrom ins unser oder andere Länder kommen, wir können Terroristen, Attentäter nicht von den wahren Bedürftigen unterscheiden – das ist jedem klar. Polen wird kritisiert doch man nimmt nicht wahr das man auch anders helfen kann und nicht nur dadurch hilft, dass man unbegrenzt und unkontrolliert Flüchtlinge aufnimmt. Warum wird beispielsweise nicht davon gesprochen, dass das polnische internationale Hilfszentrum (Fundacja Polskie Centrum Pomocy Międzynarodowej) 72.000 US-Dollar gespendet hat, als die Wetterbedingungen in Syrien schlechter wurden und es kalt wurde? Kardinal Stanisław Dziwisz übergab Papst Franziskus eine Gabe der Kirche auf dem Campus Misericordiae – eine mobile Klinik, die den syrischen Flüchtlingen in Syrien dienen soll. Es gibt so viele Stiftungen und Menschen die Helfen nur in anderer Form, ist man dadurch ein schlechterer Mensch? Ein schlechteres Land, weil man anders hilft als andere Länder?
Rand Mittri, das Mädchen aus Syrien, bat ebenfalls um Hilfe, sie bat uns um Gebet für ihr Land. Auch andere syrisch stammende Pilger, die man traf, baten um Hilfe und dankten vor allem dafür was Polen für sie tut. Niemand hat den Anspruch erhoben, dass man Flüchtlinge aufnehmen soll, man hat eher den Eindruck gehabt, dass man uns versteht und das unsere Angst berechtigt ist. Und das Polen keinesfalls rassistisch oder kein Fan von Multi-Kulti sei hat wohl der WJT in Krakau bewiesen. Denn jeder der außerhalb von Polen zum WJT reiste, sprach von der Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit der Polen. Egal ob Deutsche, Franzosen, Italiener, Australier, Mexikaner – egal ob hell oder dunkel – jeder wurde gleich behandelt und auf die gleiche Art und Weise herzlich Aufgenommen.
Dies machte uns natürlich auch sehr stolz. In Gesprächen mit den Jugendlichen aus anderen Ländern sprach man davon wie schön Polen ist und wie herzlich man sei. Als Kritikpunkt wurde nur der lange Weg zum Campus Misericordiae erwähnt.
Der Sonntag war der letzte Tag des WJTs, der Papst kam noch einmal auf den Campus Misericordiae um die Abschiedsmesse zu feiern. Dort sprach der Papst in seiner Predigt über all die Hindernisse die in unserem Leben auf uns zu kommen und bat die Jugendlichen sich von ihnen nicht abschrecken zu lassen, wir dürfen nicht in unseren Sesseln sitzen uns in Schubladen verstecken, sondern hinaus gehen, wir sollen uns nicht schämen Ihm – Jesus Christus – alles in die Hände zu legen, vor allem unsere Schwächen und Mühen.
Der Papst traf in allen seinen Worten an die Jugendlichen und in ihre Herzen, er sprach davon, dass wir das Handtuch nicht so schnell werfen sollen, bevor wir überhaupt angefangen haben zu kämpfen. Er sprach auch oft von der Ehe und sprach davon, dass dieser Schritt etwas mit viel Mut zu tun hat und das man in der Ehe nie die Worte „Danke“, „Bitte“ und Entschuldigung“ vergessen sollte. Außerdem appellierte er, dass man nach einem Fall ins Tiefe nicht aufgeben solle, denn es ist nicht wichtig dass man gefallen ist, sondern wichtig ist die Tatsache, dass man wieder aufgestanden ist und weiter nach vorn geht. Die Jugend soll das Vergeben nicht vergessen und barmherzig sein. Wichtig sei immer, dass man am Ende des Tages nicht zerstritten ist, sondern immer in Frieden auseinander geht. Wir sollen immer unser Bestes geben, denn sonst wird sich die Welt nicht verändern. In der heutigen Zeit braucht es keine Sofa-Jugendlichen, sondern junge Menschen mit Schuhen, noch besser mit Stiefeln an den Füßen, um Spuren zu hinterlassen – sagte Papst Franziskus.
„Der Weltjugendtag beginnt heute und geht morgen zu Hause weiter. Jesus möchte nicht in dieser schönen Stadt bleiben. Sondern er möchte mit zu dir nach Hause kommen. In dein Alltagsleben.“ – All diese Worte nehmen die Jugendlichen mit in ihre Heimatländer in ihre Häuser und versuchen das Beste zu machen, um all das was sie auf dem WJT in Krakau erlebt und gelernt haben umzusetzen. Eins ist jedoch sicher, kein einziger ist aus Krakau ohne ein Geschenk von Gott weggefahren, jeder von uns hat etwas mitgenommen.
Kathrin Gorzela