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Um ein Land besser kennen zu lernen, gibt es ja bekanntlich viele verschiedene Möglichkeiten. Zu den interessantesten sowie meist verbreitesten zählt gemeinhin das Reisen. Natürlich kann man auch einfach ein Buch über ein bestimmtes Land lesen oder sich mithilfe von Dokumentationen im Fernsehen informieren, aber man wird nie einen so guten Einblick erhalten, als wenn man physisch vor Ort ist und sich persönlich mit allem vertraut machen kann. Aus meiner Perspektive ist es fast noch besser sich für längere Zeit in einem Land aufzuhalten, um wirklich die Atmosphäre und Magie eines Ortes einfangen und erleben zu können. Als Tourist ist es mitunter doch schwieriger die wahre Seele eines Ortes genau erforschen zu können, da man zu Beginn erstmal in den typischen touristischen Kreisen verkehrt und weniger auf Einheimische trifft. Da bietet ein längerer Aufenthalt selbstverständlich bessere Optionen. Mir ist auch bewusst, dass nicht jeder die Chance oder Freiheit hat, für längere Zeit in einem anderen Land zu leben, aber sobald sich die Möglichkeit ergibt, sollte man versuchen sie zu ergreifen. Ich hatte somit das Glück einige Zeit in Skandinavien zu verbringen, sowie in einer pulsierenden Metropole wie Budapest oder einer historischen wie architektonischen Perle wie Krakau. Heute soll es einmal darum gehen, wie ich mich in diese Stadt verliebt habe und somit meine Begeisterung für Polen entflammt wurde. In den nächsten Ausgaben wird es auch um weitere Ziele in Polen gehen, aber hier und jetzt möchte ich von einem der beeindruckendsten Orte Polens, wenn nicht sogar Europas berichten. 

Der internationale Hotspot im Süden Polens

Im September 2015 zog es mich nach dem Studium zu allererst in die Hauptstadt Kleinpolens. Auch wenn das Land andere Ziele zu bieten hat, sind doch Warschau sowie Krakau für Expats in den meisten Fällen die ersten Anlaufstellen, um ein neues Kapitel im Ausland zu beginnen. Die Gründe sind zahlreich wie auch simpel, da man dort auf eine für Touristen wie auch Ausländer perfekte Infrastruktur trifft. Die Menschen sind offen und interessiert, man kann sich mit Englisch gut weiterhelfen und findet auch relativ schnell eine Unterkunft. Außerdem ist das Arbeitsangebot dort am größten und vielfältigsten. Des Weiteren hat man zu Beginn kein Problem neue Leute kennen zu lernen, da man auf viele Menschen aus anderen Ländern treffen kann. So weit, so gut. Ich habe bereits 2012 begonnen Polnisch zu lernen und hatte es somit zu Beginn einfacher Fuß zu fassen. Denn meiner Ansicht nach sollte man immer wenigstens die Grundlagen der Sprache des Landes beherrschen, in dem man sich gerade für längere Zeit aufhält. Aber selbstverständlich ist es nicht zwingend erforderlich, besonders für Leute, die nicht planen länger als 1 oder 2 Jahre zu bleiben. So wie man in Berlin oder jeder anderen Großstadt der Welt auf Leute trifft, die dort seit Jahren leben und kein Wort der Landessprache sprechen, ist dies auch in Krakau der Fall. Das erleichtert die Integration, verhindert aber auch ein Stück Einheimische sowie die Kultur genauer kennen zu lernen. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, näher in die Stadt und seine Geschichte einzutauchen, denn es gibt hier einiges zu entdecken. Neben der mittelalterlichen Innenstadt, modernen Museen, kulinarischer Vielfalt, vielen Theatern und dem Salzbergwerk in Wieliczka, gibt es natürlich auch die dunkle Seite der Geschichte, das Konzentrationslager in Auschwitz sowie andere Orte des Holocausts direkt in der Stadt. Allerdings beklagen die Einwohner Krakaus, dass Auschwitz immer mehr zu einer Art morbidem Disneyland verkommt, da einige Besucher sich dort nicht mit der Geschichte auseinandersetzen, sondern mehr damit beschäftigt sind, Inhalte für die sozialen Medien zu generieren. Ein Schüler von mir hat einmal angemerkt, dass Auschwitz idealerweise 5 Tage in der Woche nur für Polen, Juden oder Deutsche geöffnet sein sollte und an den anderen Tagen für alle anderen Touristen. Eine sehr radikale, aber doch verständliche und nachvollziehbare Ansicht, um das Andenken dieses Ortes angemessen zu würdigen.

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Liebe auf den ersten Blick

Trotz alledem ist und bleibt Krakau ein touristischer Höhepunkt für Jung und Alt. Diese Stadt ist ein Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt und das merkt man besonders im Sommer, wenn sich Massen an Touristen durch die Altstadt drängen, um die Aussicht vom Wawel zu genießen oder die Atmosphäre auf einem der größten Marktplätze Europas. Dort bemerkt man auch das eigentliche Problem Krakaus, wenn man es denn als Problem sehen möchte, und zwar die Enge. Täglich tümmeln sich Tausende Menschen in den engen Gassen der Altstadt, da sich dort neben Sehenswürdigkeiten auch die Universität sowie zahlreiche Arbeitsplätze befinden. Das Leben spielt sich in der Altstadt ab, allerdings stammt diese Altstadt aus dem Mittelalter und war für zehntausende Menschen gedacht, aber nicht für Hunderttausende. Aber wie sagt man doch: Dort wo es schön ist, ist man nie allein…und in Krakau ist man wirklich nie allein. Dies merkt man ebenso im alltäglichen Verkehr, wenn sich Straßenbahnen, Busse und Autos ihren Weg durch die Stadt bahnen und es zu langen Staus kommt. Besonders im Nachtleben trifft man aber auf andere Menschen und dies vornehmlich im jüdischen Viertel, in Kazimierz. Dort spürt man tatsächlich noch den Geist und das Flair der alten Zeit. Allerdings entfaltet Kazimierz seine Magie erst richtig in der kalten Jahreszeit, wenn es zu einem für Krakau, sowie auch andere Orte Polens, typischen Phänomen kommt – dem Smog. Wenn man dann nachts durch die engen Straßen wandert und Kazimierz in den Schleier des stinkenden Nebels gehüllt ist, vergisst man kurz die Gefahr des Smogs und genießt einfach nur die etwas düstere, aber auch zugleich magische Atmosphäre dieses Ortes. Man fühlt sich in eine andere Zeit zurück versetzt und erlebt die Stadt in einer so seltenen Stille, da sich weniger Menschen auf den Straßen befinden und in Kombination mit dem Smog eine Mystik entsteht, die man kaum beschreiben kann und selbst erleben muss.

Polen in der Nussschale

Genau so kam es auch bei mir, als ich das erste Mal diese Stadt besichtigte und am Tage die Innenstadt entdeckte und mich dann abends in der Enge Kazimierzs und seinem Labyrinth verlor. Danach schwor ich mir zurückzukehren, was ich auch tat und blieb für 2 Jahre. Man findet in dieser Stadt alles, was man sucht und dies auf engstem Raum. Im Sommer ist die Stadt belebt, im Oktober füllt Sie sich mit Studenten, um dann im Winter bei regelmäßig -25 Grad zum Erliegen zu kommen und dann wieder im Frühling aufzuerstehen. In der Zwischenzeit kann man sich die Zeit in den zahlreichen Cafes, Bars, Restaurants und Jazzclubs vertreiben und wenn einem der Trubel zu viel wird, ruft die nahe Tatra zu einer kurzen Auszeit oder eines der vielen Museen. Ich würde nicht behaupten, dass man das wahre Polen kennenlernt, aber man bekommt definitiv einen sehr guten Einblick in das polnische Lebensgefühl mit seiner Offenherzigkeit und Gastfreundschaft wie auch Lebensfreude und Originalität und somit ist Krakau ein Ort, den man nicht nur einmal besucht haben sollte. Aber natürlich gibt es viele Orte in der Welt und auch in Polen und dies war auch nur mein persönlicher Eindruck dieser Stadt, die man auch unbedingt zu verschiedenen Jahreszeiten besuchen sollte. Ich wollte hier keinen touristischen Überblick liefern, sondern einfach nur zeigen, was mich so an dieser Stadt abseits von den üblichen Reizen so fasziniert hat und mich auch heute immer noch anzieht und mich auch nie ganz loslassen wird. 

 

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Maximilian Broy

Zum Autor:

Geboren 1986 im damaligen Ost-Berlin, hat er sich schon früh für die weite Welt interessiert. Nach zahlreichen beruflichen Stationen, u.a. in einer Kunstgalerie, im Casino sowie in einem Hotel oder als Reiseleiter, fand er nach dem Studium der Geopgraphie und Anglistik in Potsdam seine Berufung als Sprachenlehrer im Ausland. Nach einem Halt in Budapest ging es 2015 nach Polen, wo er glücklich und zufrieden lebt und von Łódź aus das Land entdeckt.

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