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Das polnische Wirtschaftswunder

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Der November liegt schon wieder in seinen letzten Zügen, es wird merklich dunkler und auch spürbar kälter und das bedeutet… es steht auch bald schon wieder Weihnachten vor der Tür. Keine Sorge, ich werde noch nicht damit beginnen hier über das Weihnachtsfest in Polen zu sprechen, auch wenn es einzigartig und so anders im Vergleich zu den Traditionen, die man in meiner Heimatregion pflegt, ist. Ich werde auch noch nicht darüber sprechen, dass vereinzelt auch schon wieder Weihnachstlieder mit Ohrwurmcharakter zu hören sind und in den Regalen der Supermärkte Weihnachtsgebäck vorzufinden ist. Allerdings bemerkt man, dass der Trubel um Weihnachten schon begonnen hat und die Menschen sich auf die Suche nach originellen Geschenkideen sowie dem einen oder anderen Schnäppchen begeben, denn Eines ist in den meisten Länder, in denen Weihnachten als Fest begangen wird gleich: es ist ein kommerzielles Fest geworden, auch wenn in Polen im Gegensatz zu Deutschland noch mehr Wert auf Traditionen gelegt wird. Darum soll es heute allerdings noch nicht gehen. Aber diese Tatsache, dass die Menschen in Polen wie auch in Deutschland zu dieser Zeit wieder eine Menge Geld in Kosumgüter investieren, brachte mich dazu ein Mal genauer über die polnische Wirtschaft oder besser gesagt das polnische Wirtschaftswunder zu senieren, welches dafür sorgt, dass man in Polen ebenso wie im Rest der wohhabenden Welt sich Autos, Reisen, Wohnungen und generell Produkte des alltäglichen Leben leisten kann und diese auch wirklich verfügbar sind, anders als es noch vor 30 Jahren der Fall war.

 

Viel Überraschendes jenseits der Oder

Meine Freunde sowie auch Bekannte in Deutschalnd oder anderen Ländern sind immer sehr verwundert, wenn ich Ihnen offenbare, dass die Straßen in Polen besser als in Deutschland sind und dass die Innenstädte der großen Metropolen sich nicht sonderlich von denen im restlichen Teil Westeuropas unerscheiden. Es gibt dieselben Geschäfte, Hotels und Firmen wie in London, Frankfurt, Stockholm oder Madrid und der Fakt, dass die Verkehrsinfrastruktur so exzellent ausgebaut ist und weiterhin ausgebaut wird, liegt schlicht daran, dass Polen wie kein anderes Land von dem Beitritt zur EU profitiert hat und Schienen, Straßen sowie Flughäfen praktisch komplett in den letzten 15 Jahren modernisiert wurden. Zusätzlich muss man auch anmerken, dass nach dem Ende des Kommunismus der Kapitalismus rasant Einzug gehalten hat und in einem enormen Tempo das Land von Grund auf verändert und somit den Abstand zu den wohlhabenden Ländern der Welt verringert hat. Für eine solch bemerkenswerte Entwicklung haben Länder wie Deutschland, Japan oder die USA bedeutend länger gebraucht. Der Vorteil war, dass man mit Subventionen der EU und dem Know How der Nachbarn einen sehr guten Start in die neue Zeit nach 1990 hatte. Heute zeigt sich das unter Anderem deutlich an den internationalen Firmen, welche qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen anbieten und dabei gut ausgebildetes Personal aus Polen aber auch dem Rest Europas beschäftigen, an den hochmodernen Städten, die jedes Jahr Millionen Touristen magisch anziehen sowie an den steigenden Löhnen, welche den Menschen in Polen einen weitaus besseren Lebensstandard bieten, als es noch vor 20 Jahren möglich und auch vorstellbar gewesen wäre. Natürlich muss man auch bedenken, dass die Gehälter niedriger als in Deutschland oder Frankreich sind. Allerdings unterscheiden sich auch die Lebenserhaltungskosten sehr stark. Grob lässt sich dazu sagen, dass man in Polen im Durchschnitt 1.000 € Brutto verdient. Für eine unverheiratete Person ohne Kinder bedeutet das in etwa 750 € Netto pro Monat, was sich einmal nach nicht viel anhört, aber wenn man es sich genauer anschaut, doch ein angenehmes Leben garantiert. Meine Absicht ist nicht einfach nur nackte Zahlen zu präsentieren, aber man kann sich vorstellen, dass die eigene Mutter nervös wird, wenn Sie erfährt, dass der Sohn weit weg von Zuhause weniger zum Leben als ein Sozialhilfeempfänger in Berlin hat. Deswegen rechne ich ihr immer alles vor und ich denke dies zeigt die Lebensumstände in Polen in der Tag sehr akkurat. 

 

Wohnen in den eigenen 4 Wänden

Ich gehöre zu den Glücklichen,  die keine Miete zahlen, da wir eine Wohnung unser Eigen nennen können, wie übrigens viele Menschen in Polen, 80 % um genau zu sein, im Gegensatz zu nur ein bisschen mehr als die Hälfte in Deutschland. Die höchsten Wohneigentumsquoten haben Ungarn und die Slowakei mit jeweils 90% gefolgt von Rumänien mit 97 % der Menschen. Diese extrem hohen Quoten wie auch in anderen ehemaligen Staaten des Warschauer Pakts erklären sich daraus, dass die staatlichen Wohnungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von den Bürgern überaus preiswert erworben werden konnten. Dies hatte 2 entscheidene Vorteile: die öffentliche Hand musste sich nicht mit der Sanierung von Millionen, jahrelang vernachlässigten und nicht renovierten Wohnungen beschäftigen und die Menschen konnten günstig Wohneigentum erwerben und sind somit sozial zumindest ein wenig abgesichert. In einem Land ohne wirkliche Arbeitslosen- und Sozialhilfe ist dies ein klarer Vorteil. Nach dem Ende der DDR wurde dies leider nicht so gehandhabt, weswegen ich oft Mitleid mit meinen Freunden habe, wenn man aktuell in Berlin für eine 2-Raumwohnung mehr als die Hälfte seines Gehalts ausgeben muss. Dieses Problem besteht in Polen nicht und, auch wenn man im Alter nicht so gut abgesichert ist, hat man in Polen wenigstens ein Dach über dem Kopf und muss nicht umziehen, wenn man in Rente geht, weil man die Miete für die Wohnung, in der man 45 Jahre gewohnt hat, nicht mehr aufbringen kann. 

 

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Unterschiedliche Welten, gleiche Preise

Allerdings muss man auch beachten, ungeachtet der Tatsache, dass ich als Beispiel nur 80 € monatlich für Strom, Internet, Wasser, Gas sowie die Genossenschaft zahle, dass es selbstverständlich auch Dinge des alltäglichen Lebens gibt, die in Relation zum Einkommen relativ teuer sind. Dazu gehören etwa: Zucker, Waschmittel, Elektronik und Kleidung allgemein, da in Polen wie aber auch in Ungarn und Rumänien unter Anderem die Preise für Elektronik- wie auch Textilprodukte genauso hoch sind wie in Deutschland sowie zu guter Letzt Autos und Benzin. Diese Preise sind dementsprechend für Menschen, die weniger verdienen demnach im Verhältnis zu Ihrem Verdienst teurer als für Deutsche oder Franzosen. Es gibt aber eine Methode um zu ermitteln, wie viel das Geld in Polen im Vergleich zu Deutschland eigentlich Wert ist, und zwar mit dem Kaufkraftparitätskoeffizienten. Dieser Faktor beträgt 1 : 1,7 und besagt, dass man mit 1 € in Deutschland in Polen ungefähr Waren im Wert von 1,70 € erwerben kann. Auf das Gehalt bezogen bedeutet dass: Ein polnischer Durchschnittslohn von 750 € entspricht in Deutschland ungefähr einem Lohn von 1.300 € Netto, oder wie ein Freund von mir es noch einfacher formulierte: Wenn sich ein Durchschnitts-Pole mit Durchschnittsgehalt sich in Polen 400 Durchschnitts-Biere leisten kann und er das auch in Deutschland machen will, muss er  ca. 1.300 € Netto verdienen…gut gesagt. 

 

Den wahren Reiz Polens entdecken 

Auch wenn es nicht darum geht, Polen nur aufgrund seines Preisniveaus zu beschreiben, ist es doch interessant den Leuten exemplarisch vorführen zu können wie man hier lebt. Das habe ich auch immer als Reiseleiter so gehandhabt und meinen deutschen Gästen, den ich Polen gezeigt habe, alles anhand von Beispielen erklärt, auch weil es besonders die Deutschen sehr interessiert, was man sich mit seinem Geld leisten kann. Auch speziell die Deutschen sind immer wieder über das Land begeistert, das so nah ist, aber über das Sie so wenig wissen. Wenn Sie dann über die neuen Straßen fahren um die Naturschönheiten des Landes sowie die Marktplätze der Städte zu erkunden, dabei regionale Speisen genießen und interessanten wie auch traurigen Geschichten der polnischen Geschichte lauschen können, sind alle zufrieden. Um es treffend zu formulieren, die Naturschönheiten und den Glanz Polens gibt es gratis, aber um es zu erhalten und  zu bewahren, benötigt es neben Anstrengungen auch finanzielle Mittel, über die Polen zum Glück mehr und mehr verfügt und sich so seinen Gästen ideal präsentieren und seinen Bewohnern ein immer besserer und geeigneter Ort zum Leben zu sein. 

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Maximilian Broy

Zum Autor:

Geboren 1986 im damaligen Ost-Berlin, hat er sich schon früh für die weite Welt interessiert. Nach zahlreichen beruflichen Stationen, u.a. in einer Kunstgalerie, im Casino sowie in einem Hotel oder als Reiseleiter, fand er nach dem Studium der Geopgraphie und Anglistik in Potsdam seine Berufung als Sprachenlehrer im Ausland. Nach einem Halt in Budapest ging es 2015 nach Polen, wo er glücklich und zufrieden lebt und von Łódź aus das Land entdeckt.

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