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Die polnische Gastfreundlichkeit

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Nach dem Gang ins Ausland, stellt man immer wieder fest, dass es Dinge gibt, die anders als in der alten Heimat sind, aber auf eher angenehme Weise und dann gibt es wiederum aber auch Erscheinungen, die einen zunächst abschrecken oder verwundern und an die man sich erst noch gewöhnen muss. Die Art und Weise wie die Polen Feste feiern, gehört ganz und gar zur Kategorie: Das muss man einmal selbst mit erlebt haben, da es so anders ist, als das was man aus der alten Heimat kennt, auch wenn es zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, verliebt man sich sehr schnell in die Andersartigkeit. Nun soll es aber hier und heute allerdings nicht um die Einzigartigkeit von polnischen Festen gehen, aber um etwas, das mir im Zusammenhang damit aufgefallen ist.  

Auch wenn es schon wieder mehr als ein halbes Jahr zurück liegt, möchte ich heute mit Euch meine Erlebnisse eines in Polen sehr bedeutenden Festes teilen: Ostern. Der Grund ist, dass ich gerade meinen Urlaub für 2020 plane und dabei kam mir heute auch das Thema Ostern in den Sinn…so typisch Deutsch.

Ein traditionelles Fest einmal anders

Auch wenn Ostern in vielen Ländern als traditionelles Fest begangen wird, ist es doch sehr bemerkenswert, wie es in Polen gehandhabt wird. Dieses spezielle Fest, fast noch wichtiger als Weihnachten, hat mir vor 2 Jahren auch eine den Polen so typische und nachgesagte Eigenschaft sehr genau präsentiert: die polnische Gastfreundschaft sowie im Allgemeinen die Höflichkeit der Menschen. Davon abgesehen, dass eine Unmenge an Gerichten auf den Tisch kommt, waren mir als Jemand, der ohne religiöse Erziehung und Prägung aufgewachsen ist, viele Bräuche neu, die ich so nicht kannte und in Deutschland wohl auch nicht praktiziert hätte, in meiner neuen Heimat aber umso mehr. Ich gehe gern an Feiertagen in die Kirche und genieße die Menschenmassen zu dieser Zeit, nur um im Anschluss die Ruhe im Kreise der Familie genießen zu können…und wehe man isst und trinkt nicht genug. Ich war immer sehr trinkfest, aber am Samstagmorgen zu Ostern Wodka trinken, war selbst für mich eine Herausforderung. Aber wenn man am Sonntagmorgen mit der Familie zum großen Frühstück zusammen kommt, dann gibt es fast nichts Schöneres, und am Montagmorgen, kann man sich beim Schwiegervater mit einem Glas Wasser in den Nacken dafür rächen, dass nach dem “letzten“ Glas, noch 6 weitere folgten.

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Bis dahin nicht gekannte Höflichkeit

Im letzten Jahr haben wir zu Ostern die Familie meines Schwagers auf dem Land besucht. Es war sehr erfreulich, auch einmal diesen Teil der Familie kennenzulernen und auch zu sehen, woher die Eier kommen, welche meine Schwiegermutter uns regelmäßig von dort mitbringt. Es wurde geredet, gegessen, getrunken, gelacht, wie es so zu einem festlichen Anlass üblich ist. Am Nachmittag wurde ich mehrmals gefragt, ob ich einen Tee möchte, aber ich habe 5 Mal höflich abgelehnt, einfach, weil mir nicht nach Tee war. Als ich später von einem kleinen Erkundungsrundgang des Hofes zurück kam, stand vor mir eine Tasse Tee, was mich sehr erfreute, da mir nach dem Spaziergang jetzt doch nach Tee war. Ich war auch überrascht, da ich doch 5 Mal die Nachfrage verneint habe, aber ein polnischer Gastgeber weiß am besten, was gut für einen ist. In Deutschland wäre ich 1 oder vielleicht 2 Mal gefragt worden, ob ich einen Tee oder etwas anderes möchte. Nach dem 1. oder 2. Nein, wird man üblicherweise in Deutschland nicht mehr gefragt, ob man etwas möchte. Das haben mir auch viele Polen bestätigt, die in ihrer Anfangszeit in Deutschland höflich, wie sie es von Zuhause kennen, die Frage nach Kaffee oder Kuchen abgelehnt haben und zu ihrem Erstaunen auch nie wieder gefragt wurden, anders als in Polen, wo man andauernd gefragt wird, ob man dem Gast nicht noch etwas Gutes tun kann. In Deutschland könnte man es als aufdringlich einstufen, permanent gefragt zu werden, ob man etwas möchte. Aber ich habe mich in Polen daran gewöhnt, zumal es zu einem Besuch einfach dazu gehört. Ich habe mir, egal wo ich in Polen oder im Ausland bin, selbst angewöhnt beim ersten Mal immer Nein zu sagen, unabhängig davon, worum es geht. Zumal besonders in Polen, die Höflichkeit darin besteht, den Gast schon zu fragen, wenn er sich noch die Schuhe auszieht. Da würden die meisten Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit erst einmal mit Nein antworten. 

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Unerwarete Geschenke

Da ja auch bald schon wieder Weihnachten ist, möchte ich noch eine weitere Auffälligkeit, die mit der Höflichkeit verbunden ist, erwähnen: Geschenke. Meine Mutter war vor Kurzem bei uns in Łódź und hatte natürlich ein kleines Geschenk für meine Schwiegermutter dabei. Diese war daraufhin so erfreut aber auch überrascht, dass sie am nächsten Morgen, als wir uns auf den Weg nach Warschau machten, unbedingt zum Bahnhof kommen wollte, um sich zum einen natürlich von meiner Mutter zu verabschieden, zum anderen um meiner Mutter ebenfalls ein Geschenk im Gegenzug überreichen zu können. Ich hatte diese Situation schon einmal erlebt, dass Jemand ein Geschenk überreicht bekommt und sich daraufhin sofort revanchieren möchte und sogar muss. In Deutschland können die Menschen so etwas ganz normal annehmen und zur nächsten Gelegenheit, wie z.B. ein Geburtstag, macht man dem Anderen dann ebenfalls ein Geschenk. Ich habe einmal gehört, das Geschenke Menschen in eine missliche Lage bringen, da sie das Gefühl haben, dem Gegenüber etwas zu schulden. Aber sei es drum, wenn man in Polen Jemandem ein Geschenk macht, weiß man, dass man sehr bald auch ein Geschenk erhält, was kann daran falsch sein.  

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Maximilian Broy

Zum Autor:

Geboren 1986 im damaligen Ost-Berlin, hat er sich schon früh für die weite Welt interessiert. Nach zahlreichen beruflichen Stationen, u.a. in einer Kunstgalerie, im Casino sowie in einem Hotel oder als Reiseleiter, fand er nach dem Studium der Geopgraphie und Anglistik in Potsdam seine Berufung als Sprachenlehrer im Ausland. Nach einem Halt in Budapest ging es 2015 nach Polen, wo er glücklich und zufrieden lebt und von Łódź aus das Land entdeckt.

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