Dame – ein seit Jahrhunderten die Menschen faszinierendes Spiel, mit Dutzenden Varianten, erobert in seiner digitalen Form die Herzen von millionen Usern auf der ganzen Welt. Wie kam man auf die Idee? Und warum stiegen die Downloadzahlen so unerwartet? Wir sind der Frage nachgegangen!
Geschichte greifbar nah
Die Anfänge des Damespiels sehen manche in der Antike – in den ägyptischen Senet, altgriechischen Petteia oder römischen Latruncula. Das Spiel ist aber höchstwahrscheinlich erst im 13. Jh. im Süden Frankreichs entstanden, nachdem man das aus dem arabischen Kulturraum antike Spiel Alquerque auf das Schachbrett übertragen hat. In der Neuzeit erfreute sich Dame einer sehr großen Beliebtheit in Frankreich und in den Niederlanden, woher Jahrelang die größten Meister stammen. Heutzutage ist Dame auf der ganzen Welt beliebt – für viele ist sie das Spiel, dass sie als Kinder gespielt haben und zu dem sie gerne zurückkehren. Aus diesem Grund, gibt es in vielen Ländern verschiedene Spielregeln. Dementsprechend können die Spieler brasilianische, malaiische, kanadische, russische, internationale, englische und viele andere Varianten spielen. Das Damespiel wird auf Spielbrettern, die je nach Größe von 64 bis 144 Felder variieren gespielt. Um Dame zu Spielen braucht man keine teuren Accessoires – die Spielsteine können sogar von einfachen Steinen ersetzt werden und als Spielbrett können auf dem Boden, auf der Erde oder auf Material gezeichnete Linien dienen.
Heute sind Spiele in Form von Apps, die man auf das Smartphone herunterladen kann, sehr beliebt. Die User spielen nicht nur neue, in der letzen Zeit entstandene Spiele, sondern auch ältere, die oft seit Hunderten von Jahren gespielt werden. Eins dieser Spiele ist Dame. Die Vielfalt der Apps, die auf Google Play Store zu finden sind, kann einem Kopfzerbrechen bereiten. Es gibt viele Apps, dank derer man Dame spielen kann, aber nur wenige überschreiten die Zahl von 50 Mio. Downloads.
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Per Zufall zum Erfolg
Der Erfolg, von dem Tausende Entwickler träumen, gelang dem polnischen Programmierer Łukasz Oktaba und seiner App Warcaby/ Draughts. Im Gespräch mit PolenJournal.de gibt er ehrlich zu, dass er einen so großen Erfolg nicht erwartet hat, umso mehr da er die App für sich selbst entwickelt hat und als Eintrag in seinen Lebenslauf betrachtete. “Ich habe nicht erwartet, dass die App so populär wird. Ich entwickelte sie einfach weiter und diese Entwicklung dauert schon seit vier Jahren an. Ich aktualisiere die App, korrigiere, verbessere und verändere sie aufs Neue, damit sie den Usern gefällt”.
Die 2015 entstandene App wog Anfangs nur 300kb und besaß praktisch keine Graphik und Differenzierung der Schwierigkeitsgrade. Heute nach einer vierjährigen konstanten Entwicklung wiegt die App nur 3,3 Mb. Die Größe der App ist sehr wichtig für die User in Entwicklungsländern, wo die Mehrheit der Bevölkerung nicht nur von teuren Modellen, sondern auch Budget-Smartphones nur träumen kann und langsames Internet und schwacher Empfang an Tagesordnung sind. Eines der ersten Länder, in denen sich die App steigender Beliebtheit erfreute, ist das englischsprachige Ghana gewesen – ein Schwellenland, dass nicht nur Fußball liebt, sondern auch Brettspiele. Und eines der beliebtesten ist dort Dame, man spielt es entweder nach den internationalen Regeln oder nach der heimischen Variante – der Ghanaer Dame.
Positive Bewertungen und Kommentare, von denen auf die ersten 2000 der Programmierer persönlich zurückgeschrieben hat, haben sich sehr positiv auf den Platz im Google Play Store Ranking ausgewirkt. Die App ist nicht nur in den afrikanischen Ländern beliebt. Nach ihrer Übersetzung in die russische Sprache erfreut sie sich einer großen Beliebtheit in den ehemaligen Sowjetstaaten. Aus den Daten in Appbrain und Appfigures geht hervor, dass die App auch in Lateinamerika und den Beneluxstaaten sehr populär ist. Wie Łukasz Oktaba zugibt, sind die Bemerkungen der User im Kommentarbereich sehr hilfreich gewesen und haben ihm sehr bei der Weiterentwicklung seiner App geholfen und das umso mehr, da er kein Android-Programmierer gewesen ist: “Für mich ist der Anfang am schwersten gewesen, da ich kein Android Programmierer gewesen bin, ich kannte dieses System überhaupt nicht (…), ich schaffte eine App und brachte sie auf den Markt und überließ die Bewertung den Usern und sie entschieden später, welche Elemente ins Spiel eingeführt werden sollen. Ich las ihre Bewertungen, Meinungen und Bemerkungen, was man ändern und verbessern kann.”
Ein neuer Lebensabschnitt
Die Beliebtheit der App hat den Macher nicht nur überrascht, sondern hatte auch einen großen Einfluss auf sein Leben – er kündigte seinen damaligen Job und machte sich selbständig – heute arbeitet er in einem fünfköpfigen Team. Wie er im Interview mit PolenJounal.de zugibt, verbindet sich das mit unregelmäßigen Arbeitszeiten; man kann einfach nicht so den Arbeitsplatz verlassen und die Arbeit vergessen: “Ich habe meinen Job hingeschmissen und mich der Entwicklung dieser App gewidmet. Das wurde zum meinen Leben, zu einem Teil von mir. Das ist keine Vollzeitstelle, wo man nach acht Stunden nach Hause geht und die Arbeit vergisst. Man denkt 24 Stunden am Tag an die Apps ”, sagt Łukasz Oktaba.
Im Gegensatz zu einer Partie Dame, die schon mal ein paar Stunden dauern kann, soll das spielen in der App hauptsächlich dem Zeitvertreib dienen, außerdem ermüden die Augen viel schneller am Smartphone als am PC oder einer Spielkonsole. Łukasz Oktaba hatte auch berücksichtigt, dass beim plötzlichen Rückzug des Gegenspielers in einem Onlinespiel in der Regel dem Gerät oder der App die Schuld gegeben wird und nicht dem Gegner. Um solchen Fällen vorzubeugen, gab der polnische Programmierer den Spielern die Möglichkeit, das Spiel auf vier verschiedenen Niveaus mit dem Computer oder einem anderen Spieler offline auszutragen. Der User hat nicht nur vier verschiedenen Niveaus zu Auswahl, sondern auch die Wahl das Spiel nach den Regeln, die in der internationalen, spanischen, türkischen oder englischen Dame gelten, zu spielen. Zusätzlich kann man auch eigene Regeln schaffen und so kann man zum Beispiel Dame nach russischen oder italienischen Regeln spielen.
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Nicht nur Dame
Der Spielemarkt ist ziemlich anspruchsvoll und es herrscht dort eine starke Konkurrenz. Man trifft dort auf verschiedene Abnehmergruppen, mit einem breiten Fächer an Neigungen und Ansprüchen. Man findet dort sowohl Liebhaber traditioneller Brettspiele als auch Fans neuer und bekannter Spiele, wie Pokemon Go oder Helix Jump. Wie Łukasz Oktaba im Interview sagt: “Das ist eine ganz andere Empfängergruppe. Oft ist es aber so, dass sich die Empfängergruppen vermischen, und eine und dieselbe Person sowohl Pokemon Go oder Dame spielt und auch Schach mag. Ein User kann 50 oder mehr Apps oder 30 diverse Spiele auf dem Smartphone haben. Die ganze Zeit entstehen und werden neue Spiele entwickelt, man muss versuchen, sich auf diesem durchaus schwierigen Markt zurechtzufinden.”
Dame ist nicht das einzige Spiel im Portfolio des polnischen App-Entwicklers. Im Oktober 2018 hatte Schach/Chess seine Premiere. Łukasz Oktaba hofft, dass es den Erfolg seiner Dame wiederholt, aber er ist sich der Marktveränderungen bewusst: “Wenn man schon eine neue App entwickelt, dann mit dem Gedanken, den Erfolg des vorherigen Spiels zu wiederholen, aber das ist eine sehr schwierige Aufgabe, weil der Markt sich die ganze Zeit verändert und es sind noch andere Firmen da. Sie warten nicht und entwickeln auch ihre Produkte weiter. Um zu einer solchen großen Userzahl durchzudringen, muss man ein Konzept und finanzielle Möglichkeiten haben. Nach fast fünf Monaten hat die neue App über eine Million Downloads und dank positiven Feedbacks steht sie hoch im Google Play Store Ranking. Der Spieler kann nicht nur die Farbe des Spielbretts oder die Schachfiguren aussuchen, sondern besitzt auch die Möglichkeit den Schachzug zurückzunehmen und auch kleine Tipps bei spielen zu benutzen. Die App wird die ganze Zeit weiterentwickelt und in Zukunft sollen die Spieler noch mehr Herausforderungen, Onlinespiel und verschiedene Schachengines bekommen.
Neue Zeiten, neue Formen
In Zeiten des Internets, wo die Menschen immer weniger miteinander in Kontakt treten als noch vor ein paar Jahren, und immer mehr Dinge samt Kommunikation und Unterhaltung in der virtuellen Welt stattfinden, bleiben traditionelle Brettspiele weiter hoch im Kurs und ziehen sogar neue Fans an. Dank der Möglichkeiten, die das Internet bietet, erobert Dame, in ihrer neuen, digitalen Form sowohl die Herzen der Brettspielliebhaber als auch Personen, die nach neuen Herausforderungen und eine den Geist anregende Unterhaltung suchen.