Heutzutage reicht eine einfache Einkommensklassifizierung nicht mehr aus, um zu beurteilen, ob eine Person zur Mittelschicht gehört oder nicht. Einem von „Forbes“ befragten Experten zufolge wird die Zugehörigkeit zu dieser sozialen Gruppe nicht nur durch finanzielle Stabilität, sondern auch durch bestimmte Eigenschaften und Bestrebungen angezeigt.
Wie das Zentrum für öffentliche Meinungsforschung (poln. Centrum Badań Opinii Społecznej – CBOS) festgestellt hat, bezeichnen sich 77% der befragten Polen als Mittelschicht. Viele dieser Menschen – so ein von der polnischen Zeitschrift „Forbes“ befragter Experte – schätzen ihre Position auf der sozialen Leiter falsch ein. Das liegt daran, dass die Kriterien für die Zugehörigkeit zur Mittelschicht heutzutage weder präzise noch eindeutig sind. Wer zählt also zur Mittelschicht in Polen?
“Ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung. Ein gutes Auto, die Ausbildung der Kinder, Reisen, eine private Gesundheitsversorgung. Essen gehen in Restaurants, teure Sportgeräte – das sind bestimmte Attribute der Mittelschicht“, sagte Andrzej Marczak in einem Interview mit Forbes. “Dank finanzieller Stabilität, besserer Arbeitsplätze und Bildung hat die Mittelschicht weniger Angst vor Arbeitslosigkeit und kann sich mehr leisten”, fügte er hinzu.
Marczak ist Partner und Leiter des PIT-Teams in der polnischen Niederlassung der internationalen Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Diese ist seit über 30 Jahren auf dem polnischen Markt tätig. Seiner Meinung nach zeichnet sich die Mittelschicht durch eine höhere finanzielle Stabilität aus, die von vielen Faktoren abhängt. Zum Beispiel von den aufgenommenen Krediten, den besessenen Vermögenswerten oder dem Wohnsitz. Wie er betonte, „ermöglichen 6.000 Zloty in der Provinz einen höheren Lebensstandard als beispielsweise in Warschau/Warszawa“.
Mittelschicht ist nicht nur eine Frage des Geldes
Um die Mittelschicht genau zu definieren, reicht nach Ansicht des Experten eine einfache Einkommensanalyse nicht aus. Marczak zufolge ist es besser, eine kompliziertere Methodik anzuwenden, die beispielsweise das verfügbare Einkommen des gesamten Haushalts berücksichtigt, oder das Nettoeinkommen nach festen Ausgaben zu untersuchen.
Ein wichtiges Kriterium für die Zugehörigkeit zur Mittelschicht ist laut Marczak die Bildung. Er wies darauf hin, dass sie auch durch den beruflichen Status definiert werden kann, einschließlich hochrangiger Spezialisten, Menschen in höheren Positionen. Dazu gehören Manager und Direktoren in Unternehmen, Unternehmer oder Vertreter der freien Berufe wie Ärzte, Architekten, Rechtsanwälte, Steuerberater“.
Zur Mittelschicht würde er auch Personen mit niedrigeren Gehältern zählen, die die intellektuelle und kulturelle Elite des Landes bilden. Zum Beispiel Wissenschaftler, Schauspieler, Schriftsteller, die laut Marczak einen großen Beitrag für die Gesellschaft leisten und nicht unbedingt zu den Reichsten gehören.
Quelle: money / forbes