Der vom Staat dominierte polnische Ölkonzern PKN Orlen will nach der Übernahme des Energiekonzerns Energa und der geplanten Übernahme des Konkurrenten Grupa Lotos auch den teilstaatlichen Gaskonzern PGNiG übernehmen.
Jacek Sasin, Minister für Staatsvermögen, begründete das Vorhaben damit, dass die Energiewende in Polen eine große Herausforderung sei, die man so effektiv wie möglich meistern müsse. „Die Konsolidierung der Staatsunternehmen ist unsere Antwort auf ein immer anspruchsvolleres Umfeld. Wir müssen große Unternehmen schaffen, die nach der Bündelung ihrer Investitionsbudgets kühne und ehrgeizige Projekte verwirklichen können“, so der Minister.
Durch die Konsolidierung von Orlen, Energa, Lotos und PGNiG entstünde ein Konzern mit rund 200 Mrd. PLN (44,6 Mrd. EUR) Jahresumsatz und einem EBITDA von etwa 20 Mrd. PLN (4,46 Mrd. EUR) aus den wichtigsten Geschäftssegmenten.
Zunächst haben Orlen und PGNiG eine Absichtserklärung unterzeichnet, der die Bildung von Arbeitsgruppen folgen soll, deren Aufgabe die Entwicklung eines Transaktionsmodells und eines Zeitplans sein wird.
Die Übernahme von Lotos durch Orlen wurde unterdessen von der EU-Kommission genehmigt, allerdings an zahlreiche Auflagen geknüpft. So muss Orlen 30% des Raffineriegeschäfts von Lotos an einen unabhängigen Dritten veräußern, der das Recht auf rund die Hälfte der Benzin- und Dieselproduktion von Lotos sowie Zugang zu wichtiger Lager- und Logistikinfrastruktur erhält. Neun Tanklager müssen an einen unabhängigen Betreiber veräußert und ein neues Importterminal für Flugbenzin in Szczecin zu errichten, das nach Fertigstellung an den unabhängigen Betreiber zu übergeben ist. Ferner muss Orlen den Großteil der von Lotos gebuchten Kapazitäten in Tanklagern Dritter freigeben, darunter in Polens größtem Hafenterminal für den Kraftstoffimport. Darüber hinaus muss Orlen 389 Tankstellen veräußern, was 80% des Filialnetzes von Lotos entspricht, und sich verpflichten, diese Tankstellen weiterhin zu beliefern. Die 50%-Beteiligung von Lotos an dem Flugbenzin-JV mit BP muss ebenso verkauft werden wie zwei Bitumenwerke in Polen.
Orlen hatte ihren Plan zur Übernahme von Lotos im Februar 2018 bekannt gegeben, die Genehmigung bei der EU-Kommission wurde im November desselben Jahres beantragt. Im August 2019 entschied die Kommission, dass das Vorhaben nur nach einer eingehenden Prüfung möglich ist.